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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Bewußtlosen machte ihm übel.
    Die vierzig Etagen hohen Gebäude des Stadtzentrums tauchten auf. Leuchtschriften blinkten grell und mit riesigen Buchstaben von den Fassaden. FIRST NATIONAL OF EPCOT, CENTRAL PENINSULAR REALTY, MARKHAM'S REST, P.I.N. ...
    Der Wagen überquerte die innerste Ringstraße. Von hier an folgte die Radialstraße den Konturen der Hochhäuser und ihrer Vorgärten. Jernigan umrundete das Institutsgebäude und parkte den Wagen an der Rückfront.
    »Haben Sie Ihre Waffe?« fragte er Ken.
    Ken schüttelte den Kopf.
    »Vergessen«, bekannte er. »Es ging alles viel zu schnell für einen so durch und durch normalen Menschen wie mich.«
    Das Handschuhfach klappte auf. Jernigan zog eine V-Pistole heraus und reichte sie Ken.
    »Sie wissen, wie man damit umgeht?« fragte er ein wenig spöttisch.
    Ken drückte auf den Auslöser, der die Tür auf seiner Seite des Wagens öffnet.
    »Natürlich. Man hält die Zigarre an die Lunte, dann wartet man ...«
    Er wußte nicht, warum er plötzlich so ruhig und gelöst war. Er empfand eine Gelassenheit, die nicht im geringsten zu der Lage paßte, in der er steckte. Es mußte der Anblick der Tausende Bewußtloser, Todgeweihter gewesen sein, der die Wandlung bewirkt hatte.
    »Nehmen Sie die Sache nicht zu leicht!« zische Jernigan über das Wagendach hinweg. »Wir haben es wahrscheinlich mit geübten Saboteuren zu tun!«
    Er deutete auf ein dreißigstöckiges Gebäude, das sich etwa einhundert Meter südwestlich des Instituts erhob. Ken hatte es Hunderte von Malen aus dem Fenster des Labors gesehen, aber es war das erste Mal, daß er ihm aus diesem Blickwinkel Beachtung schenkte. Eine Leuchtschrift, deren Farbe in hektischem Tempo das Spektrum des Regenbogens vor- und rückwärts durchlief, verkündete mit großen Buchstaben
    LITTON & LITTON STOCKS BONDS SECURITIES
    »Das muß es sein!« flüsterte er.
    Sämtliche Fenster des Gebäudes waren hell erleuchtet, aber niemand schien sich dahinter zu bewegen. Kens Blick wanderte die hohe, schlanke Fassade hinauf. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, die Straße und Litton & Littons breiten Vorgarten im fast tageshellen Schein der Lampen zu überqueren. Nenu, wenn es Nenu war, die hinter diesem Unternehmen steckte, würde ihre Posten ausgestellt haben.
    Er drehte sich um und warf einen Blick an der Rückwand des Institutsgebäudes hinauf. Jernigan las seine Gedanken.
    »Das hat Zeit«, sagte er leise. »Gutierr und Großman ist am besten gedient, wenn wir den Sender ausschalten.«
    Ken gab ihm recht. Plötzlich kam ihm zu Bewußtsein, daß Jernigan und er die beiden letzten waren, die Dado und Felip überhaupt noch Hilfe bringen konnten. Er hatte eine Idee.
    »Es hat keinen Zweck, wenn wir gemeinsam vordringen«, sagte er. »Wir müssen uns trennen. Wir wissen beide, wonach wir suchen. Getrennt haben wir doppelt soviel Aussicht, an den Sender heranzukommen. Einverstanden?«
    Jernigan nickte.
    »So ähnlich hatte ich mir's vorgestellt.« Er schien keineswegs überrascht, daß Ken die Initiative an sich gerissen hatte. »Sie nach links, ich nach rechts?«
    Ken zuckte mit den Schultern.
    »Es macht kaum mehr einen Unterschied«, antwortete er. »Hauptsache, wir verplempern unsere Zeit nicht mit Reden.«
    Im nächsten Augenblick war Jernigan verschwunden. Ken hielt sich nach links, an der schattigen Rückwand des Institutsgebäudes entlang. Er gelangte auf einen Gartenweg, der die Grenze zwischen zwei Grundstücken bildete, und umrundete das Hochhaus der First National of Epcot. An der Rückwand des Bankgebäudes entlang erreichte er die Straße und hatte jetzt das Litton & Litton-Hochhaus unmittelbar vor sich liegen. Von Jernigan war nirgendwo eine Spur.
    Ken schnellte sich mit ein paar langen Sätzen über die Straße hinweg. Im Schatten einer mannshohen Sagopalme hielt er an, um sich zu orientieren und seine Waffe zu überprüfen. Von der Palme waren es nur drei Schritte bis zur östlichen Seitenwand des Gebäudes. Wer ihn jetzt noch sehen wollte, mußte sich außerhalb des Litton & Litton-Hauses befinden. Vorsichtig bewegte er sich an der Wand entlang, erreichte eine halbe Minute später die Kante, hinter der die Gebäudefront begann, glitt zu Boden und streckte langsam den Kopf hinter der Kante hervor.
    Die Luft war rein. Der Haupteingang glänzte im verschwenderischen Licht starker Lampen. Wenn es irgendwo Wächter gab, dann befanden sie sich im Innern des Gebäudes. Ken stand auf. Die Pistole schußbereit, schritt

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