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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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verstand. Rösten mit hochfrequentem Schall war das Prinzip, nach dem die Pfanne funktionierte, die er auf dem Kopf trug.
    »Wie ich die Lage sehe«, fuhr Jernigan fort, »wird die Polizei damit beschäftigt sein, den Bewußtlosen Pfannen auf die Köpfe zu setzen oder sie aus dem gefährdeten Gebiet zu transportieren. Damit fällt uns beiden die Aufgabe zu, den Projektor zu finden.«
    Ken nickte.
    »Nicht besonders schwer, wie?«
    »Nein. Aber das Abschalten ist eine andere Sache. Ich nehme an, daß das Gerät bewacht ist. Haben Sie eine Waffe?«
    »Eine kleinkalibrige Vau.«
    »Stecken Sie sie ein. Können Sie ein Echometer bedienen?«
    »Ja.«
    »Gut. Bleiben Sie wo Sie sind, ich hole Sie in fünf Minuten ab. Einverstanden?«
    Ken war einverstanden. Während er auf Jernigan wartete, wurde er sich darüber klar, daß die Bitte um sein Einverständnis das einzige Zeichen war, mit dem Jernigan angedeutet hatte, daß er in Wirklichkeit der Untergebene und Ken der Vorgesetzte war. Kens leiser Ärger war alles andere als verflogen. Er empfand Alf Jernigans Umsicht und Zielbewußtheit inmitten der Gefahr als beunruhigend. Er fragte sich, ob es nur die natürliche Abneigung des Hilflosen gegenüber dem Starken war, die ihn bedrückte, oder ob mehr dahintersteckte.
    Jernigan hielt Wort. Fünf Minuten, nachdem er den Interkom ausgeschaltet hatte, hörte Ken die Tür läuten. Er ließ Jernigan ein. Jernigan schleppte einen schwarzen Plastikkasten von beeindruckendem Umfang. Ken ließ ihn auf dem Tisch absetzen.
    »Das Echometer«, keuchte Jernigan. »Das beste, das im Augenblick zu haben war.«
    Er sah sich um und entdeckte den Interkom-Tisch.
    »Ich hatte es mir so vorgestellt«, sagte er, »Sie bedienen den Apparat, und ich füttere die Daten in den städtischen Komputer. Ich habe die Formeln im Kopf, auf diese Weise geht es schneller. Sind Sie einverstanden?«
    Er schien auf dem Weg hierher über den Umgang mit Vorgesetzten nachgedacht zu haben. Er war jetzt weitaus weniger bestimmt als zuvor am Interkom. Ken war einverstanden. Das Echometer war im Grunde genommen ein unkompliziertes Gerät, das mit Hilfe einer akustischen Antenne die Haupteinfallsrichtung von Schallwellen ermittelte und, wenn die Messung an mehreren verschiedenen Punkten vorgenommen wurde, auch die Entfernung der Schallquelle bestimmte. Der Vorteil im Umgang mit Schallwellen gegenüber der Peilung elektromagnetischer Schwingungen lag darin, daß die Peilpunkte nicht weiter als ein oder zwei Meter voneinander entfernt zu sein brauchten.
    Jernigan hatte sich vor dem Interkom niedergelassen und die Verbindung zum städtischen Komputer eingeschaltet. Ken hörte den Fernschreiber leise klicken, als Jernigan die üblichen Kontrolldaten eintippte. Er justierte inzwischen das Echometer. Die Antenne begann, langsam zu rotieren. Der Lichtzeiger, der die Stärke der empfangenen Strahlung andeutete, schwang bis zum Rand der Skala, und Ken mußte einen höheren Intensitätsbereich einschalten, um eine verwendbare Ablesung zu erhalten.
    »Der Komputer ist fertig!« rief Jernigan. »Sobald Sie den ersten Wert haben, können wir anfangen.«
    Die Antenne pendelte leise. Ken fixierte den Bereich, in dem er die stärkste Anzeige erhielt, und verringerte die Antennengeschwindigkeit um das Zehnfache. Er schaltete den automatischen Sucher ein. Die Antenne pendelte durch die Stellung, in der sie die maximale Intensität empfing, und kehrte zurück, als der Betrag empfangener Strahlung nachließ. Die Prozedur dauerte weniger als eine halbe Minute, dann stand der genaue Winkel fest.
    »Drei Komma null-acht-sieben-sieben-sechs von geodätisch Nord!« informierte Ken Jernigan.
    Jernigan gab einen undefinierbaren Laut von sich. Dann fügte er hinzu:
    »Fast genau Süd. Die Linie geht mitten durch die Stadt!«
    Ken empfand es als bemerkenswert, wie gut Jernigan sich in der Geographie von Epcot auskannte, obwohl er erst vor zwölf Stunden angekommen war. Der Fernschreiber klickte von neuem. Ken rollte indessen den Tisch näher zum Eingang zur Küche. Mit einem flexiblen Bandmaß bestimmte er auf den Millimeter genau die Entfernung zwischen dem alten und dem neuen Standort des Echometers sowie die Richtung, in der er den Tisch verschoben hatte. Der Winkel, unter dem die Antenne die höchste Strahlungsintensität registrierte, hatte sich nicht geändert; aber der Betrag der Intensität selbst hatte um ein winziges abgenommen. Jernigan fütterte auch diese Information an dem

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