Die Diktatorin der Welt
er rasch auf den Eingang zu.
Das Portal war in eine Nische von etwa drei Metern Tiefe eingebaut. An der Kante blieb Ken stehen, um zu sichern. Die Halle hinter den riesigen gläsernen Türflügeln schien leer, aber aus einer Ecke, die außerhalb seines Blickfelds lag, fiel ein verwaschener Schatten auf den spiegelglatten Boden. Ken zögerte nur eine Sekunde lang, dann schlich er sich, dicht an die Wand der Nische gepreßt, auf das Portal zu. Er hatte dem Fremden gegenüber einen einzigen Vorteil, den er auszunutzen gedachte: Er wußte, wie das System der Glastüren arbeitete.
Anderthalb Meter vom Portal entfernt blieb er stehen. Der Schatten im Innern der Halle hatte sich nicht bewegt. Blitzschnell ließ Ken den Arm nach vorne schnellen, warf sich herum und eilte mit Riesenschritten zu seinem Versteck zurück. Hinter sich hörte er das leise Brummen, mit dem der schwere gläserne Türflügel sich nach innen bewegte.
Hinter der Wandkante hervor sah er, daß auch der Schatten in Bewegung geraten war. Ein Mann von beeindruckender Statur, eine schußbereite Pistole in der Hand, schoß von innen auf das Portal zu. Einer der auswärts beweglichen Flügel glitt vor ihm zurück. Er kam ins Freie gestürmt.
In diesem Augenblick erkannte ihn Ken.
Kori, Nenus Helfer!
Kori lief zwei Schritte, dann blieb er wie angewurzelt stehen. Sein Blick war über den Vorgarten hinweg auf die Straße gerichtet, aber aus den Augenwinkeln mußte er die Bewegung bemerkt haben, als Ken einen Schritt von der Wand wegtrat, um ein weiteres Sichtfeld zu haben.
Die Waffe ruckte sanft, als er den Auslöser drückte. Ein winziger V-Pfeil bohrte sich in Koris rechte Schulter. Der mächtige Körper stürzte zu Boden, als hätte ihn der Blitz getroffen.
5
Ken brauchte zwei wertvolle Minuten, um den schwergewichtigen Bewußtlosen außer Sichtweite zu bringen und hinter einem Gebüsch zu verstecken. Niemand schien den Zwischenfall bemerkt zu haben. Die Eingangshalle war leer und still.
Als nächstes mußte er ausfindig machen, in welcher Etage sich der Schallsender befand. Das war nicht schwer, aber es raubte Zeit. Im Verteilerraum im Kellergeschoß gab es Meßgeräte, die den Energieverbrauch jedes Stockwerks anzeigten. Es war anzunehmen, daß der Sender ein ziemlich kräftiger Verbraucher war. Die Etage, in der er sich befand, würde sich durch hohen Energiekonsum vor den andern auszeichnen, in denen nur ein paar hundert leistungsarme Fluorlampen angeschlossen waren.
Er wandte sich zu einem der acht Aufzüge, die den Vertikalverkehr durch das Hochhaus besorgten. Die Plattform stand fahrbereit. Er schickte sich an, daraufzutreten, als er hinter sich ein Geräusch hörte.
Er wirbelte herum und ließ sich gleichzeitig fallen. Den Sturz mit der linken Hand abstützend, brachte er die Pistole in Anschlag. Von der gegenüberliegenden Wand der Halle stürmte eine Gestalt auf ihn zu. Er hatte den Auslöser schon halb niedergedrückt, da erkannte er, wen er vor sich hatte.
Er stand auf.
»Das nächste Mal, wenn Sie aus irgendeinem dunklen Winkel hervorkommen«, sagte er zu Jernigan, »melden Sie sich gefälligst an.«
Jernigan wirkte verblüfft.
»Ich hatte Sie hier nicht erwartet«, gab er zu. »Ich war unten im Keller, um die Leistungsmesser zu kontrollieren. Hier stand vor ein paar Minuten noch eine Wache. Wie sind Sie hereingekommen?«
»Dasselbe wollte ich Sie fragen«, antwortete Ken. »Aber ich fürchte, wir haben keine Zeit. Sie waren unten. Wo steht der Sender?«
Ken schwang sich auf die Platte. Er drückte den Leuchtknopf der zwölften Etage. Die Tür schloß sich, und der Lift setzte sich mit einem zischenden Geräusch in Bewegung.
»Wir sehen uns besser vor«, meinte Jernigan. »Sie werden Wachen ausgestellt haben. Die Bewegung des Aufzugs ist aus der Laufanzeige zu erkennen. Sie werden auf uns warten, wenn wir ankommen.«
Ken nickte. Er hatte dasselbe gedacht.
»Aber wir haben nicht mehr viel Auswahl, nicht wahr?« grinste er Jernigan an. »Entweder wir schaffen es jetzt – oder niemals mehr!«
Die Vorderwand des Schachts war um ein geringes Stück breiter als der Ausstieg. Links und rechts der Tür blieb je ein halber Meter Raum, der, wenn die Tür sich öffnete, von außen nicht eingesehen werden konnte. Ken und Jernigan preßten sich dicht an die Seitenwand, als die Platte zu bremsen begann. Der Lift kam zum Stillstand. Das leise Zischen der Pneumoanlage war zu hören. Die Tür teilte sich in der Mitte und glitt
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