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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Komputer.
    Ken veränderte die Position des Tisches insgesamt viermal. Zweimal, als er das Echometer bis ans andere Ende seines Apartments schob, erhielt er einen Richtungswert, der sich von dem zuerst gemessenen unterschied. Die Intensität der Strahlung variierte weitaus deutlicher.
    Als er von seinem letzten Ausflug zurückkehrte, hatte Jernigan das vorläufige Ergebnis schon vor sich liegen. Er tippte den letzten Datensatz in den Fernschreiber und hatte die Hand kaum von der Taste genommen, als das Resultat eintraf. Es erschien in Leuchtschrift auf dem Bildschirm, der im Interkomverkehr mit dem Komputer die Anzeigetafel ersetzte, und ausgedruckt auf einem Plastikstreifen, den der Fernschreib-Empfänger auswarf.
    Jernigan nahm den Streifen auf, studierte ihn für einen Augenblick und reichte ihn Ken. Ken las:
    DER ZU BESTIMMENDE PUNKT BEFINDET SICH LUDWIG 113, NORDPOL 835.
    Jernigan war schon wieder mit dem Fernschreiber beschäftigt. Auf dem Bildschirm erschien ein Ausschnitt des Stadtplans von Epcot, überlagert von einem dünnen Netz einander senkrecht schneidender Linien. Mit knappen, wohlgezielten Hieben auf die Tasten des Schreibers forderte Jernigan eine weitere Ausschnittsvergrößerung. Das Bild schien in die Mattscheibe hineinzuspringen. Ken, über Jernigans Schulter hinweg, sah die geraden, breiten Bahnen der Radialstraßen und die gekrümmten Linien der Perimeter.
    Jernigan zog einen Schreibstift hervor und zeigte in die rechte, untere Ecke eines Quadrates, das von vier der dünnen Linien gebildet wurde. Ein grellroter Punkt erschien dort.
    »Ludwig-einseinsdrei, Nordpol-achtdreifünf!« stieß Jernigan hervor.
    Mit einem flachen Schlag auf die Haupttaste schaltete er die Verbindung zum Komputer aus. Ken wich zurück, als er aufsprang, Schweißtropfen auf der Stirn, seine sonst so kühle Miene zu einer Grimasse aus Angst und Panik verzogen.
    »Schnell!« schrie er. »Das ist kaum hundert Meter vom Institut!«
    Ken stürmte hinter ihm drein. Er hatte gewußt, daß der Punkt, von dem die Ultraschallstrahlung ausging, ziemlich nahe beim Institutsgebäude lag. Es wunderte ihn nicht. Wer auch immer den Sender aufgestellt hatte, wollte die ganze Stadt so gleichmäßig wie möglich damit bestrahlen und wählte als Ausgangspunkt das Zentrum der Stadt. Das Institut befand sich im Stadtzentrum.
    Jernigan begann erst zu erklären, als sie nebeneinander auf der Platte des Drucklifts standen und nach unten glitten.
    »Ich vergaß Ihnen zu sagen«, stieß er hervor, »ich benachrichtigte Gutierr und Großman, gab ihnen denselben Rat wie Ihnen, was den Kopfschutz anbelangt, und bat sie, zum Institut zu fahren und dort aufzupassen.«
    Ken gefror das Blut in den Adern.
    Dado war nur einhundert Meter von der Stelle entfernt, an der der Sender stand.
    Dado war in Gefahr!
     
    *
     
    Die Fahrt in die Stadt war ein Alptraum. Die Folgen der Ultraschallbestrahlung waren überall zu sehen. Hunderte von Fahrzeugen, rote Warnlichter auf den Wagendächern, standen mit abgeschalteten Funkleitern am Rand der breiten Zufahrtsstraße. Im Schein der Fluorlampen, die die Straße säumten, sah Ken im Innern der Wagen reglose Gestalten, vornübergesunken oder das Gesicht gegen das Seitenfenster gepreßt, den Mund vor Schmerz weit aufgerissen, erschreckende Fratzen aus Angst und Pein.
    Die Fahrbahn selbst war frei. Das automatische Leitsystem sorgte dafür, daß Wagen mit fahruntüchtigen Chauffeuren sofort an den Straßenrand abgeschoben wurden. Warnlichter und ein selbsttätig ausgelöster Funkspruch brachten unter normalen Bedingungen Hilfe innerhalb von wenigen Sekunden. Heute nacht lagen die Dinge anders. Denen, die helfen sollten ging es ebenso schlecht wie denen, die die Hilfe brauchten.
    Alf Jernigan fuhr einen letztjährigen C5 – ein großes leistungsfähiges Fahrzeug der gehobeneren Preisklasse. Er hatte die Leitwahl auf die höchstzulässige Geschwindigkeit gestellt, und der C5 rauschte auf brausenden Luftkissen mit knapp 300 Kilometern pro Stunde stadteinwärts.
    Nach wenigen Minuten schon erreichten sie das Ende der Einfallstraße. Die Öffnung eines breiten, hell erleuchteten Tunnels gähnte vor ihnen. Oberhalb der Tunneleinfahrt begann die Innenstadt, deren Straßen den Fußgängern vorbehalten waren. Fluoreszierende Schilder warnten
    MINDESTSTRAFE P$ 500,– FÜR ÜBERFAHREN DES TUNNELS
    Jernigan kümmerte sich nicht darum. Mit einer ungeduldigen Handbewegung schaltete er den Funkleiter aus. Er faßte die Steuersäule

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