Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
hinauf, über dem noch die Staubwolke stand, die das Triebwerk erzeugt hatte.
    Um den Anmarschweg der Polizei von der Stadt her übersehen zu können, mußte er bis zum westlichen Rand des Hügelabhangs klettern und verlor dabei die Senke aus der Sicht. Während er in der Deckung eines großblättrigen, mit Dornen bewehrten Strauches lag, glaubte er mehrmals, aus der Tiefe herauf Schreie zu hören. Aber er war seiner Sache nicht sicher – er wollte es nicht sein. Über ihm kreisten habichtähnliche Vögel, die krächzende Laute von sich gaben. Wahrscheinlich war es das, was er hörte.
    Er lag etwa eine Stunde im Schatten des Buschs. Es war heiß, und die Hitze machte ihn schläfrig. Die Habichte krächzten immer noch, aber die Schreie hatten aufgehört. In der Stadt rührte sich nichts. Ken ertappte sich dabei, wie er sekundenlang einnickte und mit einem Ruck wieder in die Höhe fuhr, weil ihm einer der langen Dornen durch die Kleider drang.
    Beim dritten- oder viertenmal war es nicht der Schmerz des Dorns, sondern ein langgezogener, panikerfüllter Schrei, der ihn aufschreckte. Automatisch starrte er zum Stadtrand hinunter.
    Eine breite Staubfahne, von mindestens einem Dutzend Fahrzeugen erzeugt, kam mit beachtlicher Geschwindigkeit auf die Berge zu.
    Er sprang auf und eilte den Weg zurück, den er gekommen war. Kori lag neben dem geparkten Wagen reglos am Boden. Jernigan stand neben ihm und beobachtete ihn nachdenklich.
    »Sie kommen!« schrie Ken. »Mindestens zwölf Wagen.«
    »Sie sind schneller, als ich dachte«, antwortete Jernigan ungerührt. »Nenus Kontrolle über Palamera ist offenbar wirksamer geworden.«
    Ken bremste den Schwung, den ihm der Lauf über den steilen Berghang verliehen hatte, und kam inmitten einer Staubwolke unmittelbar vor Kori zum Stehen.
    »Was jetzt?« keuchte er. »Ist er ...«
    Jernigan winkte ab.
    »Nein. Er lebt. Er verriet mir alles, was ich wissen wollte. Einschließlich der Funktionsweise des Punktors, den er bei sich trägt. Hier ...«
    Er packte Kori bei der Schulter und drehte ihn halb auf die Seite. Dicht unterhalb des Halses sah Ken einen klaffenden Einschnitt und darunter die Oberfläche eines kleinen Geräts, das aus Plastik gefertigt schien.
    »Sie sind uns um einiges voraus«, erklärte Jernigan. »Das Instrument reagiert auf akustische Signale. Oder sagen wir besser: Reagierte.«
    »Es ist unbrauchbar?«
    »Natürlich. Ich mußte es unbrauchbar machen. Kori ist der einzige, der mit Sicherheit weiß, daß wir nach seiner Welt suchen. Die Zerstörung des Punktors hat in seinem Gehirn eine solche Verwirrung erzeugt, daß er erst in ein paar Tagen wieder zu Bewußtsein kommen wird.«
    Ken hatte hundert Fragen auf der Zunge, aber die Gefahr, die von den anrückenden Polizeistreitkräften ausging, hatte unbestreitbar den Vorrang.
    »Wir sehen uns am besten nach einem Unterschlupf um«, schlug er vor. »Ich nehme an, daß Sie die Informationen, die Sie erhalten haben, auswerten wollen. In welche Richtung halten wir uns?«
    Jernigan drehte sich um und deutete die Felswand hinauf, die sich am östlichen Ende der Senke fast senkrecht erhob.
    »Dorthin. Die Wand läßt sich leicht erklettern und leicht verteidigen.«
    Ken schauderte. Er hatte noch nie in seinem Leben einen Berg bestiegen. Er war nicht sicher, ob es ihm gelingen würde, die Wand hinaufzuklettern, so zerklüftet der Fels auch sein mochte. Er nahm sich vor, sich niemals umzudrehen.
    Sie nahmen ihr geringes Hab und Gut zu sich. Jernigan kletterte voran. Ken stellte nach wenigen Minuten fest, daß das Vorwärtskommen wesentlich müheloser war, als er es sich vorgestellt hatte. Er gewann an Zuversicht. Er wagte es sogar, sich umzudrehen und in die Senke hinabzusehen, und erkannte, daß er völlig frei von Schwindelgefühl war.
    Innerhalb von vierzig Minuten kletterten sie dreihundert Meter hoch und befanden sich dicht unterhalb des Berggrats, als die Staubwolke der anrückenden Polizeifahrzeuge sich über die Kuppe des Hügels schob, auf dem Ken Wache gehalten hatte. Jernigan hielt es für besser, in Deckung zu gehen. Er fand einen zwei Meter breiten Spalt, der sich weit in die Wand hinein zog. Sie verschwanden darin und waren fürs erste den suchenden Blicken der Polizisten entzogen.
    Jernigan verschwendete keine Zeit.
    »Wann haben Sie das letzte Mal aktiviert?« fragte er Ken.
    »Vor rund zwei Stunden.«
    »Kommen Sie ein paar Minuten lang ohne Ihr Gerät aus?«
    Ken löste das Band vom Hals und reichte Jernigan

Weitere Kostenlose Bücher