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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Jernigan staken mitten im Gedränge. Ein kleiner, beleibter Mann brach sich mit rudernden Armen Bahn.
    »Ich bin der Manager«, keuchte er. »Was ist passiert?«
    Jernigan deutete auf den Bewußtlosen.
    »Er fiel einfach vornüber«, erklärte er. »Ich sah zufällig hin, als es geschah.«
    Er packte Kori an der Schulter und rüttelte ihn. Kori reagierte nicht.
    »Heilige Madonna!« zeterte der Manager. »Er ist doch nicht ... er wird doch nicht etwa ...«
    Jernigan legte die Hand an Koris Hals.
    »Nein, er lebt noch. Aber er muß so schnell wie möglich in ärztliche Behandlung.«
    »Richtig. Ganz richtig!« Der Manager machte kein Hehl daraus, daß er den Bewußtlosen so schnell wie möglich los werden wollte. »Ich kann nicht ... ich meine, würden Sie ... selbstverständlich gegen Entgelt ...?«
    Jernigan winkte ab.
    »Das ist Bürgerpflicht. Sie brauchen mich nicht dafür zu bezahlen.«
    Ein paar hilfreiche Hände griffen zu. In Minutenschnelle war Kori in Jernigans großen Wagen verladen. Jernigan schwang sich ans Steuer. Ken saß noch nicht richtig, da glitt das Fahrzeug schon in den Verkehrsstrom. Als letztes sah er das erleichterte Gesicht des Managers, der am Straßenrand stand und sich die Hände rieb.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte Jernigan ernst. »Erstens: Jemand war geistesgegenwärtig genug, um sich die Zulassungsnummer des Fahrzeugs zu notieren. In diesem Fall wird er im Laufe der nächsten Stunde die Polizei informieren und über den Vorfall berichten. Die Polizei wird sich darum kümmern. Man wird unser Hotel ausfindig machen. Wenn wir uns vom Hotel entfernen können, ohne allzu deutliche Spuren zu hinterlassen, haben wir insgesamt vier bis fünf Stunden Zeit, bevor sie uns haben.«
    Er schwieg, während das Funkleitsystem den Wagen um eine Kurve in eine weniger stark befahrene Straße trug.
    »Und zweitens?« fragte Ken.
    »Zweitens: Ein zweiter von Nenus Agenten hat den Vorfall beobachtet. In diesem Fall werden wir nicht einmal bis zum Hotel kommen.«
     
    *
     
    Sie kamen bis zum Hotel. Sie brauchten acht Minuten, um ihre wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken, die Rechnung zu bezahlen und das Hotel zu verlassen. Jernigan fuhr in weitem Bogen um den Ostrand der Stadt und deponierte den bewußtlosen Kori in unübersichtlichem Buschgelände. Dann stellte er den Wagen bei einem dem Leihfahrzeugring angeschlossenen Händler ab und mietete sich ein neues, billigeres Fahrzeug. Sie kehrten dorthin zurück, wo sie Kori zurückgelassen hatten, und luden ihn wieder auf. Jernigan nahm Kurs auf die Berge und hielt sich dabei querfeldein.
    »Das wird ihnen eine Weile zu denken geben«, erklärte er. »Sie verlieren Zeit bei der Suche nach dem Wagen mit der angegebenen Zulassungsnummer. Der Händler wird ihnen zwar eine genaue Beschreibung des Fahrzeugs geben, das er uns geliehen hat, aber von dieser Sorte gibt es Tausende.«
    Ken warf einen fragenden Blick auf den Bewußtlosen.
    »Was ist mit Kori? Hat er sich nicht schon längst auf seine eigene Welt zurückgezogen?«
    »Er kann nicht«, war Jernigans lapidare Antwort. »Das Nervengift versetzt sein Gehirn in eine Art Starre. Die Wahrnehmungszentren sind eingefroren.«
    »Was nützt er uns dann?«
    »Er wird zu sich kommen. In ein paar Minuten. Er hat, wie Sie, die Möglichkeit, sein Wahrnehmungsvermögen zu manipulieren. Aber zwischen dem Signal und der Ausführung des Kommandos vergehen etwa zehn Minuten.«
    »Ja ...?«
    »In diesen zehn Minuten«, knurrte Jernigan, »müssen wir ihm soviel Angst einjagen, daß er uns freiwillig verrät, was er weiß. Wenn uns das nicht gelingt, wird er ein zweites Mal betäubt, und das Spiel beginnt von neuem.«
    Ken starrte unbehaglich zum Fenster hinaus. Sie befanden sich in unwegsamem, unbewohntem Gelände. Aber das Luftkissentriebwerk wirbelte eine Staubfahne auf, die kilometerweit zu sehen sein mußte. Es ging steil bergauf. Die Häuser der Stadt wurden kleiner und verschwanden schließlich, als Jernigan den Wagen über die buschbewachsene Kuppe eines Vorbergs in eine flache Senke hinuntersteuerte.
    Auf dem Boden der Senke hielt er an.
    »Einer muß Ausschau halten«, sagte Jernigan. »Ich schlage vor, daß ...«
    »Ich gehe schon«, unterbrach ihn Ken. »Ich weiß ohnehin nicht, wie man einem Menschen in zehn Minuten soviel Angst einjagt, daß er sein heiligstes Geheimnis verrät.«
    Er vergewisserte sich, daß seine V-Pistole schußbereit war, und kletterte den staubigen, mit Dornbusch bewachsenen Abhang

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