Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
Pfortenrobot.
    »Dos cuartos com arcondicionado«, hörte Ken ihn sagen.
    Der Pförtner erwiderte:
    »As suas registracôes, por favor.«
    »Nâo temos«, antwortete Jernigan ohne Umschweife, und Ken fragte sich, wie er hoffen konnte, so einfach wegzukommen. Seltsamerweise hatte der Pfortenrobot jedoch keinerlei Einwände, sondern beeilte sich zu versichern:
    »Os senhores gostarâo dos apartamentos dezanove e vinte.«
    Er hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, da rollte aus einer Ecke hinter einer Versammlung hoher, mit exotischen Pflanzen gefüllter Blumentöpfe ein kastenförmiger Robot auf geräuschlosen Gleitketten. Unmittelbar vor Jernigan schwenkte er zur Seite und rollte in einen breiten Gang hinein, der von der Empfangshalle ins Innere des Gebäudes führte. Die Verhandlung war so schnell vor sich gegangen, daß Ken kaum Zeit gehabt hatte, sich in der Halle umzusehen. Er holte es nach, bevor sie im Gang verschwanden. Auf einer Bank in der Nähe des Haupteingangs saß ein älterer Mann in eine Rollzeitung vertieft und erweckte den Eindruck, er hätte den Einzug der neuen Gäste überhaupt nicht mitbekommen. Sonst gab es, soweit Ken sehen konnte, kein Publikum in der Halle.
    Die beiden Appartements entpuppten sich als luxuriöse Suiten, was Ken in leise Besorgnis versetzte, denn falls Jernigan etwas zustoßen sollte, hatte er nicht die leiseste Ahnung, wie er für den verschwenderischen Komfort bezahlen sollte. Er war, was die Währung dieser fremden Welt anbelangte, völlig mittellos.
    Der stumme Pagenrobot hatte ihn kaum verlassen, da trat Jernigan ein.
    »Sie wissen«, sagte er ohne Einleitung, »warum es hier so viele Roboter gibt.«
    »Überwachung?« riet Ken.
    »Ganz richtig. Die meisten Roboter sind an das zentrale Kommunikationssystem angeschlossen. Alles, was sie hören und sehen, wird auf Band gespeichert. Von Zeit zu Zeit sehen sich Nenus Leute die Speicherbänder an und ermitteln, wer sich auf Palamera unvorsichtiger Sprache bedient. Es ist also geraten, in der Anwesenheit von Robotern vorsichtig zu sein.«
    »Ich verstehe«, grinste Ken. »Wie Sie zum Beispiel vor dem Pfortenrobot.«
    Jernigan lächelte.
    »Das war etwas anderes. Der Pförtner arbeitet mit uns zusammen. Die kleine Unterhaltung war in Wirklichkeit ein Austausch von Kodeworten.«
    »Auf portugiesisch. Ist das die Landessprache?«
    »Im ostferritischen Staatenbund, ja. Eine kleine Laune der Historie. Spanien und Portugal im Wettstreit um die Ausbeutung eines neuentdeckten Kontinents. Es kommt zur entscheidenden Auseinandersetzung. Portugal gewinnt. Die Feindseligkeiten mit England bleiben nicht aus. Portugal, in der Blüte seiner Kraft, schlägt früher zu, als es die Spanier auf Ihrer Welt taten. England unterliegt und wird für Jahrhunderte zur Rolle einer drittrangigen Macht reduziert. Rund die Hälfte der Bevölkerung dieses Planeten spricht Portugiesisch.«
    »Der Rest?«
    »Der Rest spricht mehr als hundert verschiedene Sprachen. Englisch rangiert darunter an sechster Stelle. Ich selbst erblickte das Licht der Welt im englischsprechenden Sektor der Föderation, und Englisch war die erste Sprache, mit der man mich programmierte.«
    »Es besteht jedoch«, erkundigte sich Ken, »globale Einheit? Ihre Welt kennt nicht das System der ideologischen Einflußbereiche, in die unsere Erde unterteilt ist?«
    »Diese Welt«, versicherte Jernigan, »ist einig.« Nach einer kurzen Pause fuhr er in weniger selbstbewußtem Ton fort: »Bis auf die Gebiete, die Nenu in der Hand hat.«
     
    *
     
    Die Taktik, die Jernigan sich zurechtgelegt hatte, war so erschreckend einfach, daß Ken über den Erfolgsaussichten, wie er sie sich ausrechnete, fast verzweifelte. Jernigan hatte sein Äußeres so verändert, daß selbst Ken Mühe hatte, ihn wiederzuerkennen. Er trug weder Maske, noch sonst ein künstliches Hilfsmittel. Der synthetischen Haut seines Körpers standen andere Möglichkeiten zur Verfügung als dem wenig flexiblen Körperbelag eines organischen Menschen.
    Für Ken selbst wurde keinerlei solche Veränderung für nötig befunden. Es gab nur drei Leute im gegnerischen Lager, die ihn von Ansehen kannten, und sobald sie auf einen von ihnen stießen, war das Problem ohnehin gelöst.
    Jernigan mietete ein Fahrzeug, das auf der Erde zu den Produkten der obersten Preisklasse zählte – woraus Ken mit Sicherheit schloß, daß seine Auftraggeber ihn mit weitreichenden Mitteln ausgestattet hatten. In diesem Fahrzeug, Jernigan selbst am Steuer,

Weitere Kostenlose Bücher