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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Stadt versunken, bemerkte plötzlich, daß jemand unmittelbar neben ihm stand. Es war Jernigan. Die Terrasse war fast leer. Die letzten Reisenden aus dem Zug von Kernan waren über die Rolltreppen zum Erdgeschoß hinuntergefahren.
    »Sie fordern das Glück heraus«, sagte Jernigan ernst. »Kein normaler Reisender stellt sich minutenlang hierher und gafft die Stadt an.«
    Ken löste sich vom Geländer.
    »Ich bin kein normaler Reisender«, brummte er. »Und die Stadt ist das Angaffen wert. Sehen Sie Nenus Palast?«
    »Ja.«
    Ken wurde sich plötzlich der Lautsprecherstimme wieder bewußt, die die ganze Zeit über unaufhörlich durch die Halle gedröhnt hatte, ohne ihm ins Bewußtsein zu dringen, weil er zu tief in den Anblick der Stadt versunken war. Während sie auf die Mündung der Rolltreppe zuschritten, hörte er:
    »Achtung, alle Benutzer der Abwärtstreppen. Jeder Bürger benutzt eine Stufe und fährt mit dem Gesicht geradeaus abwärts. Es besteht kein Anlaß zur Besorgnis. Dies ist eine Routineüberprüfung. Ich wiederhole ...«
    Ken klopfte das Herz bis zum Hals, als er sich auf die Treppe schwang. Von den tausend Leuten in der Halle wußten nur er und Jernigan, daß der Lautsprecher log. Dies war keine Routineangelegenheit. Die Polizei suchte nach zwei Flüchtigen, die sich vor mehreren Stunden von Periklon aus auf den Weg zur Hauptstadt gemacht hatten.
    Aus der linken Seitenwand der freitragend gebauten Treppe ragten in regelmäßigen Abständen zwei Meter lange Stangen hervor, die nahe der Spitze, in gleicher Höhe mit dem Kopf des durchschnittlich gewachsenen Rolltreppenbenutzers, kleine, graue Kästen trugen. Die Vorderwand der Kästchen enthielt ein rundes Loch. Ken lief ein Schauder über den Rücken, als er an der ersten Stange vorbeiglitt. Unwillkürlich duckte er sich und spannte die Muskeln, als müßte aus dem schwarzen Loch ein blendender, sengender Strahl hervorschießen, um ihn zu vernichten.
    Jernigan, der auf der nächsten Stufe stand, zischte ihm zu:
    »Gerade! Nehmen Sie sich zusammen!«
    Ken entspannte sich mit Mühe. Er glitt an dem zweiten Kasten vorbei, und nichts geschah. Sein Mut kehrte langsam zurück. Es war nicht zu erwarten, daß er auf so einfache Art identifiziert werden konnte. Sein Gesicht hatte sich verändert, und am Oberarm trug er den Pulsgeber, der unermüdlich seine Impulse ausstrahlte. Wenn Jernigan richtig gerechnet hatte, dann wußte die Polizei noch nicht, daß er ein solches Gerät besaß.
    Zwei Etagen tiefer quoll ein Strom von Reisenden aus einem Kanal hervor, der die Aufschrift POSSENOCH trug. Zwei junge Männer kamen noch zurecht, um vor Ken auf die Treppe zu steigen, jeder auf seiner eigenen Stufe. Ken hörte einen der beiden sagen:
    »Das ist völlig neu. Kontrollen in der Halle habe ich schon Dutzende erlebt – aber im Kanal?«
    »Sie müssen hinter was Wichtigem her sein«, gab der andere zu. »Wahrscheinlich einem Volksfeind.«
    Es klang nicht, als ob er einen Volksfeind für eine ernstzunehmende Gefahr hielt.
    Ken und Jernigan erreichten das Erdgeschoß unangefochten. Der Tumult der Halle nahm sie auf. Im Strom der frisch Angekommenen strebten sie auf eines der Portale zu. Ken kam an einem Billetautomaten vorbei und warf einen kurzen Blick auf die Weltkarte auf der Seite der kunstvoll gestalteten Verkleidung. Possenoch war, der Zahl der Rohrbahnlinien nach zu schließen, ein wichtiger Knotenpunkt etwa tausend Kilometer nördlich der nordwestlichen Schwarzmeerküste. Possenoch lag an der kürzesten Verbindung zwischen Periklon und Crescent.
    Jernigans Nase hatte sich ein weiteres Mal bewährt.
    Crescents Nahverkehrssystem beruhte auf dem Kettenbahnprinzip. Im Trubel der Hauptstadt hatten Ken und Jernigan keinen Anlaß mehr, sich voneinander zu trennen. Sie stiegen in einen der ständig vorbeirollenden Wagen und fuhren stadteinwärts.
    Ken hatte Gelegenheit, die Menge in den anderen Fahrzeugen und auf den Bahnsteigen zu mustern. Vom ersten Augenblick an hatte er den Eindruck, daß das Bild, das er sah, nicht in Wirklichkeit so vertraut war, wie es zunächst erschien. Er suchte nach dem Grund. Da waren die Werbeleuchtschilder, die mit politischen Sprüchen gepflastert waren, anstatt für Keenes Seifentau oder United Motors Automodelle zu werben; aber das hatte er erwartet, und es störte ihn nicht. Es war etwas anderes, etwas, das mit den Menschen selbst zu tun hatte.
    Sie waren eine halbe Stunde unterwegs, als er die Lösung fand. Es waren in Wirklichkeit

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