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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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losgehen?«, wollte Gret wissen.
    »Nein, aber wir sollten zumindest wissen, was passiert.« Ihre Stimme war fest und entschlossen. »Ihr bleibt hier. Ich werde ihr nachgehen und sehen, was passiert.«
    »Nein, nicht auch noch du«, rief Anna.
    »Ich werde mich im Verborgenen halten und aufpassen, dass sie mich nicht entdecken. Aber wir müssen wissen, was dort draußen vor sich geht!«
    Ester weinte leise, Marthe schimpfte etwas von »Dummheit« und »Leichtsinn«, doch Mara und Gret nickten.
    »Ich werde mit dir kommen«, sagte Gret. Elisabeth nickte. »Gut. Und ihr anderen kümmert euch um Anna.«
    »Du hast uns gar nichts zu befehlen«, maulte Marthe und erntete dafür einen Rippenstoß von Mara.
    Die beiden Frauen eilten durch die Dunkelheit. Sie erreichten die bröckelnde Mauer und stiegen an einer niederen Stelle, an der nur wenig Brombeerranken und Brennnesseln wucherten, hinüber. Zwischen Büschen und den wenigen noch erkennbaren Grabsteinen suchten sie sich ihren Weg.
    »Hörst du sie? Sie müssen dort hinten irgendwo sein«, wisperte Gret. Elisabeth nickte. Rohes Gelächter drang zu ihnen herüber. Geduckt eilten sie weiter.
    »Da drüben, der Lichtschein«, raunte Elisabeth.
    Nun hörten sie jemanden stöhnen und ein unterdrücktes Gewimmer. Dann schallte die Stimme der Meisterin durch die Nacht.
    »Hört sofort damit auf! Ihr verdammten Schweine. Bindet sie los, und lasst sie gehen!«
    Für einen Moment verstummten die Männer, dann begannen sie zu lachen und zu johlen. Gret und Elisabeth pirschten sich noch ein Stück näher. Sie lugten zwischen einem Grabstein und einem Baumstamm hindurch. Nun konnten sie die Männer sehen. - Und Jeanne! Die Männer hatten sie breitbeinig auf einen umgestürzten Grabstein gebunden. Ihre Kleider waren aufgeschlitzt, an Armen und Beinen rann Blut herab. Die Männer hatten ihr ein Stück Stoff in den Mund gesteckt. Jeanne warf den Kopf hin und her, stöhnte und zerrte an ihren Fesseln. Der Dünne, der sie aus dem Frauenhaus mitgenommen hatte, stopfte sich gerade seine erschlaffte Männlichkeit zurück in die Bruech und zog sich dann gemächlich die Hosen hoch. Die anderen hatten sich dem Störenfried zugewandt, der jetzt mit vorgerecktem Spieß auf sie zukam.
    »Lasst sie gehen! So viel Geld könnt ihr mir gar nicht bezahlen, dass ich euch das gestatte!«, schrie Else in höchster Wut.
    Wieder lachten die Männer. »Du brauchst uns das gar nicht zu gestatten. Wir tun es einfach, weil es uns Spaß macht. Und nun nimm den Spieß runter, und störe uns nicht länger bei unserem Vergnügen. Wir haben noch viel mit dem kleinen Täubchen vor!« Er hob seinen langen Dolch und leckte über die Klinge. Ein anderer zog sein Schwert und kam auf Else zu, der Bärtige nahm sein Messer aus der Scheide und versuchte sich von der anderen Seite zu nähern.
    »Was sollen wir tun?«, wisperte Gret. »Sie werden nicht auf die Meisterin hören.«
    Elisabeth schüttelte in stummem Entsetzen den Kopf. Schon schlug der Bärtige Else den Spieß aus der Hand und rammte ihr seine Faust ins Gesicht. Der andere gab ihr einen Tritt, dass sie strauchelte.
    »Wir müssen ihr helfen!«, drängte Gret, aber Elisabeth packte sie hart am Arm.
    »Unbewaffnet, wie wir sind, haben wir keine Chance gegen sie! Wir würden ihnen nicht helfen. Wir würden uns nur auch noch in Gefahr bringen!«
    »Ich habe keine Angst«, zischte Gret.
    »Das solltest du aber. Nein, wir müssen Hilfe holen. Wirkliche Hilfe. Los komm! Leise!«
    Sie zogen sich gebückt zurück, bis sie hofften, nicht mehr entdeckt werden zu können. Dann liefen sie los.
    »Wer könnte uns denn in dieser Lage helfen?«, keuchte Gret.
    »Meister Thürner«, gab Elisabeth zurück. »Wenn wir Glück haben, ist er noch im Faulturm bei den Gefangenen. Er wird die Kerle zur Besinnung bringen.«
    »Das ist ein guter Einfall!«, rief Gret und beschleunigte ihre Schritte noch einmal. Mit gerafften Röcken rannten die Frauen über den Kirchhof, am Tor vorbei auf den Faulturm zu. Elisabeth betete im Stillen, der Henker möge noch da sein. Er würde auf sie hören. Die Wachen am Tor zu überzeugen, würde sicher viel schwerer sein und Zeit brauchen. Und genau die hatten sie nicht, wenn sie Jeanne und die Meisterin lebend aus den Händen dieser brutalen Kerle befreien wollten.
    Die beiden Frauen hatten Glück. Gerade als sie um die Ecke bogen, trat der Henker auf die Gasse hinaus und schloss die Tür hinter sich ab. Keuchend kamen sie neben ihm zum Halten.
    »Was

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