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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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nahm die Kette zwischen zwei Finger und ließ das Medaillon hin und her schwingen. Sie genoss den Anblick, und es kam ihr vor, als ließen Anspannung und Müdigkeit nach.
    Plötzlich stutzte sie. Geschickt fing sie das Medaillon mit der Rechten und beugte ich darüber, bis sie es fast mit der Nase berührte. Ihre Erschöpfung schien verflogen Sie drehte es vor und zurück, sodass der Lichtschein sich über den gebogenen Rand schob. Was war das? Sie versuchte einen ihrer schmutzigen langen Fingernägel in die Kerbe am Rand der größten Perle zu schieben. Er war zu dick. Nichts geschah. Hastig kramte Else in ihrer Truhe, bis sie ein winziges Messer mit einer dünnen Schneide fand. Vorsichtig schob sie die Spitze der Klinge in die Vertiefung. Sie konnte das kaum hörbare Klicken unter ihren Fingern spüren. Ein zufriedenes Lächeln teilte ihre Lippen.
    »Ich wusste es!«
    Else zog die Lampe näher und betrachtete die beiden winzigen Gemälde und die Inschrift im Innern des Schmuckstücks. Ihr Lächeln erstarb. Ihr ganzer Körper fühlte sich an, als sei er in Eiswasser getaucht worden. Ihr Haar sträubte sich.
    »Heilige Jungfrau«, stöhnte sie und schloss gequält die Augen. Dann riss sie sie wieder auf und starrte noch einmal auf das geöffnete Medaillon, so, als bestünde noch Hoffnung, sie könne sich getäuscht haben. Nein, ihre Augen hatten sie nicht getrogen.
    »Else, was hast du getan?«, flüsterte sie. »So weit hat deine Gier dich nun gebracht!« Warum nur? Wegen ein bisschen Kleidung und Essen! Warum nur hatte sie das getan? Sie hätte sie dem Schultheiß übergeben können oder dem Henker noch in derselben Nacht, als er im Frauenhaus vorbeigesehen hatte, um nach dem Rechten zu sehen und sie zu mahnen. Bei dem Gedanken an den Henker musste sie schlucken. Wie schwer es ihr fiel. Wie eng es plötzlich um ihren Hals wurde. Else Eberlin klappte das Medaillon zu und warf es zwischen die Kleidungsstücke in der Truhe, als habe sie sich daran verbrannt. Wenn es jemand fand, dann war sie mit Sicherheit ein Fall für den Henker! Sie musste es loswerden, bald schon! Welch ein Glück, dass sie nicht versucht hatte, es zu verkaufen. Die Vorstellung ließ es ihr abwechselnd heiß und kalt werden. Fast wäre sie in ihr Verderben gelaufen!
    »Ich wusste es nicht!«, schimpfte die Wirtin leise vor sich hin. »Ich bin unschuldig! Kann man mich dafür strafen? Woher hätte ich das wissen sollen, wo sie sich doch an nichts erinnern kann?«
    Sie wusste, dass ihr diese Ausflüchte nichts nützen wür den. Eine Stimme flüsterte boshaft in ihrem Kopf: Und außerdem bist du nicht so unschuldig, wie du jetzt tust. Du hast gewusst, dass sie nicht in solch ein Haus gehört, lange bevor es zu spät war. Du hast ihre Hände gesehen und sie sprechen gehört, du wusstest, dass sie lesen und schreiben und sogar rechnen kann. Danke es deiner Habgier, dass sie dich ins Verderben geschickt hat!
    Ruhelos schritt die Eselswirtin in ihrer Hütte auf und ab. Sie musste etwas tun! Jeden Tag konnte jemand auftauchen, der sie erkannte, dann wäre es um Else Eberlin geschehen.
    Sie könnte sich der gefährlichen jungen Frau auf die gleiche Weise entledigen, wie diejenigen es versucht hatten, die sie nackt im Stadtgraben zurückgelassen hatten. Es wäre ja nicht einmal ihre Tat. Sie würde nur das fortführen, was die anderen begonnen und nicht zu Ende geführt hatten. Der Gedanke schmeckte bitter in ihrer Kehle. Else seufzte. Sie war kein böser Mensch, und die Vorstellung schreckte sie - selbst wenn sie nicht selbst Hand anlegen, sondern den Auftrag weitergeben würde. Jemanden zu finden, der ihr diese Bitte für ein paar Münzen ausführte, würde nicht schwer sein. Doch sie scheute sich, ihre Hände und ihre Seele mit Blut zu beflecken. Außerdem gäbe es dann immer noch die Möglichkeit, dass ihre Tat aufgedeckt würde. Und dann dürfte sie nicht einmal mehr auf einen schnellen Tod hoffen.
    Stundenlang ging die Wirtin auf und ab. Als der Morgen graute, hatte Else Eberlin einen Entschluss gefasst. Es fiel ihr nicht leicht, doch es musste sein. Es war ihre Pflicht, an die Sicherheit der anderen Frauen zu denken - und an ihre eigene! Sie würde noch an diesem Morgen handeln.
    Die Eselswirtin wartete, bis die Frauen aufgestanden waren, sich angezogen hatten und das Mus, das eine von ihnen gekocht hatte, gegessen war. Heute war Mara an der Reihe, dafür musste Jeanne die Schalen spülen und Gret Wasser vom Brunnen holen.
    »Lisa«, sagte die

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