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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Meisterin sie wegschicken? Warum riet sie ihr, nicht nach Würzburg zurückzukehren? Wie konnte Elisabeth plötzlich ihre Schulden abgearbeitet haben, wo die Meisterin doch erst vor ein paar Tagen betont hatte, sie werde ihr noch lange zu Diensten sein müssen? Alles ließ nur den Schluss zu, dass sich etwas ereignet hatte, das die Eselswirtin zu diesem ungewöhnlichen Verhalten trieb. Aber was?
    »Willst du mir nicht sagen, was geschehen ist?«
    »Wie? Was meinst du?«, stotterte Else und wurde blass.
    »Bitte nenn mir den wahren Grund, warum du mir rätst, die Stadt zu verlassen. Hat der Legat sich über mich beschwert, oder der Propst? Ich habe alles getan, was sie wollten. Sie haben keinen Grund, nicht mit mir zufrieden zu sein.«
    »Nein, es gibt keine anderen Gründe als die, die ich dir genannt habe«, polterte die Frauenhauswirtin, doch Elisabeth spürte die Unsicherheit hinter dem gespielten Zorn.
    »Geh jetzt zu den anderen, und fang nicht an, mich zu ärgern. Heute Nacht kannst du noch hier schlafen, aber morgen packst du dein Bündel. Du solltest mir für meine Großzügigkeit dankbar sein, statt mich der Lüge zu bezichtigen und mir Vorwürfe zu machen!«
    »Dankbar?«, sagte Elisabeth leise. »Dafür, dass du mich auf die Landstraße schickst, ohne jeden Schutz? Wo jeder Strauchdieb sich meiner bedienen kann, ohne dass ihm jemand Einhalt gebietet oder er dafür bezahlen müsste? Das Leben hier ist nicht einfach, aber im Frauenhaus gibt es die Wirtin und den Henker, die die schlimmsten Schurkereien verhindern. Auf der Landstraße gibt es nur Männer, die stärker sind als eine Frau. Jeanne wäre jetzt tot, wenn es dich und den Henker nicht gegeben hätte!«
    Elisabeth wandte sich ab und ging hinaus. Else sah ihr nach, wie sie zum Frauenhaus hinüberging. Eine große, schlanke Frau, stolz und hoch aufgerichtet wie die Edelfrauen und reichen Bürgerinnen der Stadt. Else seufzte. Sie ließ sich wieder auf ihren Hocker fallen und barg das Gesicht in den Händen. Das ungute Gefühl in ihr wuchs. Sie stand auf, holte Wein und trank drei Becher leer, aber das Gefühl von Schuld blieb und quälte sie.
    »Was? Du bist frei? Du hast bei der Meisterin keine Schulden mehr?« Gret konnte es nicht fassen. »Ich kann mich nicht erinnern, dass das schon einmal vorgekommen wäre.« Die anderen Frauen schüttelten einmütig die Köpfe.
    »Jedenfalls nicht, solange ich hier bin«, fügte Jeanne hinzu.
    »Ach, ist das herrlich!«, rief Ester. »Du kannst jetzt gehen, wohin du willst. Du bist frei!«
    »Und wo soll sie hin, du einfältiges Schaf?«, widersprach Gret. »Wir sind ja nicht hier, weil wir uns zwischen den vielen wunderbaren Möglichkeiten, die uns das Leben bietet, nicht entscheiden konnten! Wer von uns hatte denn eine andere Wahl?«
    Marthe zog schmollend die Lippe hoch. »Ich glaube das einfach nicht! Lisa soll nach nur einem Jahr keine Schulden mehr haben? Und wir arbeiten hier seit Jahren und hören immer nur die gleiche Leier, dass wir der Meisterin dankbar sein sollten, dass sie uns die Gelegenheit gibt, unsere Schulden bei ihr abzuarbeiten, die ja so schrecklich hoch sind, weil unser Leben hier sie eine Menge kostet. Und dabei hat Lisa der Meisterin auch noch Geld aus der Truhe gestohlen!«, ereiferte sie sich. Ihre Stimme wurde schriller. Marthe stampfte mit dem Fuß auf. Tränen des Zorns standen in ihren Augen.
    »Wie kann man nur so neidisch und missgünstig sein«, ereiferte sich nun Jeanne. »Wir sollten uns für Lisa freuen. Au ßerdem hat sie das Geld für meine Medizin genommen und nicht für sich selbst. Sicher hat die Meisterin es auf meinem Schuldenblatt eingetragen, und das ist auch richtig so!«
    »Dennoch ist es ungerecht«, sagte Mara. »Da hat Marthe schon recht. Die Meisterin hat Lisa von Anfang an bevorzugt. Wir haben viele Nächte mehr und härter gearbeitet. Hat sie je einen von diesen schrecklichen Burschen bedienen müssen, denen es nur Spaß macht, wenn sie den Schmerz in unseren Augen sehen?«
    »Du warst von Anfang an eifersüchtig auf Lissi, genauso wie Marthe, weil sie Angst hatte, nun nicht mehr die Schönheit des Hauses zu sein«, mischte sich Jeanne wieder ein. »Ich jedenfalls freue mich für sie, auch wenn es mir das Herz bricht, sie zu verlieren. Sie ist mir eine teure Freundin geworden!« Sie legte Elisabeth den Arm um die Schulter.
    Die Frauen saßen alle draußen in der Frühlingssonne. Nur die Meisterin fehlte. Sie hatte sich nach dem Gespräch mit Elisabeth ohne eine

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