Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
verrate. Meine treuen Mägde Jeanne und Gret haben mich im letzten Moment gerettet.«
    Der Bischof sah auf die beiden Leichen herab und schluckte trocken. »Das ist unglaublich.«
    »Und dennoch ist es die Wahrheit und die Erklärung für viele offene Fragen.«
    Der Bischof starrte seine Tochter an. Sie sah die Erkenntnis über sein Gesicht huschen. »Dann hatten sie das also von Anfang an geplant? Bereits vor mehr als einem Jahr, als sie zu mir auf die Burg kamen und in meine Dienste treten wollten?«
    Elisabeth nickte. »Ja, und schon damals wäre ihr Plan beinahe enttarnt worden.« Der Bischof nickte verstehend.
    »Doch damals war ich alleine und konnte nicht auf die Hilfe treuer Seelen zählen«, fügte sie leise hinzu.
    Johann von Brunn schloss seine Tochter in die Arme. »Ich bin ja so froh, dass dir nichts geschehen ist«, murmelte er. Dann wandte er sich an Jeanne und Gret, die die Wunde inzwischen verbunden hatte.
    »Ich stehe in eurer Schuld und danke euch von Herzen. Scheut euch nicht, euch an mich zu wenden, wenn ihr Hilfe braucht oder etwas begehrt. Solange ich Herr dieses Landes bin, werde ich meine schützende Hand über euch halten.«
    Gret und Jeanne verbeugten sich und dankten ihm. Der Bischof nickte ihnen noch einmal zu und legte seiner Tochter den Arm um die Schulter.
    »Und nun komm, mein Kind. Das Essen ist aufgetragen. Nach diesem Schreck musst du Hunger haben.«
    Der Kaplan und die beiden Ritter folgten ihm in den Gang hinaus. Der Kaplan drängte sich neben den Bischof und hüstelte.
    »Und was soll nun mit den beiden Toten werden?«
    »Oh!« Vermutlich hatte der Bischof sie bereits vergessen. »Das waren ja meine ›wachsamen Engel‹.« Er überlegte kurz und wandte sich dann an seine beiden Ritter, die ihm folgten.
    »Dann müsst Ihr diese Aufgabe noch einmal übernehmen. Ritter Hans, begleitet mich in den Saal. Ritter Georg, sorgt dafür, dass die Toten weggebracht werden. Lasst sie begraben, oder schickt sie ihren Familien zurück. Das ist mir gleich. Ich will nichts mehr von diesem Vorfall hören. So etwas kann einem das ganze Mahl verderben.«
    Er tätschelte Elisabeth die Hand und lächelte sie aufmunternd an. »Was möchtest du heute essen? Du wirst dich freuen -ich habe heute Abend eine Überraschung für dich, aber die werde ich dir noch nicht verraten. Es ist ein Gast, der eine ganz spezielle Kunst beherrscht, so viel sei gesagt.«
    Gut gelaunt machte sich der Bischof auf den Weg zum Saal. Elisabeth folgte ihm, obwohl sie im Augenblick weder Hunger verspürte noch Lust auf einen Gaukler oder Possenreißer empfand.
     

Kapitel 27
    Es war fast Mittag, bis sich Elisabeth endlich von ihrem Lager erhob und in den Saal ging, um ein wenig Mus oder Mandelspeise zu essen. Etwas anderes würde sie ganz sicher nicht hinunterbekommen. Ihr Hals schmerzte, und das Schlucken tat entsetzlich weh. Auch äußerlich waren die Spuren des Angriffs nun deutlich zu sehen. Hässliche blaue Male verunstalteten die weiße Haut ihres Halses. Elisabeth betrachtete die Flecken in dem kleinen Spiegel, den ihr Vater ihr geschenkt hatte. Ein sehr wertvolles Geschenk!
    Jeanne trat neben sie und fuhr zart mit den Fingerspitzen über die verfärbte Haut. »Es sind Geisterfinger. Noch berührt der Ritter dich aus seinem Grab heraus und lässt die Abdrücke schmerzen. Doch der Tod zieht ihn mit sich hinab, und bald werden auch seine letzten Spuren verblasst sein.«
    Sie reichte Elisabeth einen Seidenschal und half ihr, ihn so umzulegen, dass die Male verdeckt wurden. Jeanne hantierte ungeschickter als sonst, denn ihr Arm war dick verbunden und schmerzte sie sicherlich. Dennoch wollte Jeanne nichts davon wissen, Elisabeths Wohl - wenn auch nur vorübergehend - in die Hände einer anderen Magd zu legen. Elisabeth fügte sich, verbot ihr aber jegliche schwere Arbeit, bis die Wunde an ihrem Arm sich vollständig geschlossen hatte.
    »Du wirst keine Wäsche waschen und auch kein Brenn holz herauftragen! Haben wir uns verstanden?«, sagte Elisabeth streng.
    Jeanne senkte den Kopf und versprach Gehorsam. Ihre Stimme war voller Demut, aber in ihren Augen blitzte etwas, das gar nicht dazu passte.
    »Ich werde das kontrollieren«, fügte Elisabeth hinzu, hatte aber den Verdacht, diese Ankündigung mache auf Jeanne keinen besonderen Eindruck. Sie griff nach Jeannes Händen und sah die Freundin an.
    »Jeanne, es ist mir sehr ernst damit. Du und Gret seid meine einzigen richtigen Freunde auf der Burg, die alles von mir wissen.

Weitere Kostenlose Bücher