Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
zu einem uralten Gruß. „Morgana, meine einzige wahre Liebe.“
Er hat schon immer viel zu gut ausgesehen, schon als Junge, dachte Morgana. „Cousin. Fühl dich ganz wie zu Hause.“
„Danke, mein Herz.“ Er prostete ihr zu. „Der Wein ist köstlich. Deiner oder Anas?“
„Meiner.“
„Gratulation.“ Er erhob sich, geschmeidig wie ein Tänzer. Es irritierte sie immer, dass sie zu ihm hochschauen musste. Er war gut einen Kopf größer als sie. „Hier.“ Er hielt ihr das Glas hin. „Du siehst aus, als könntest du etwas Entspannung gebrauchen.“
„Es war ein schlechter Tag.“
Er grinste. „Ich weiß.“
Sie hätte gern einen Schluck getrunken, aber sie biss die Zähne zusammen. „Du weißt, wie sehr ich es hasse, wenn du in meinen Gedanken herumstocherst.“
„Das war gar nicht nötig.“ Er hob die Hände und spreizte die Finger wie zu einem Friedensangebot. An seinem kleinen Finger blitzte ein goldener Filigranring mit einem Amethyst auf. „Du sendest Signale aus. Du weißt doch, wie laut du wirst, wenn du wütend bist.“ Da sie nicht von dem Wein trank, nahm er das Glas zurück. „Mein Herz, wir haben uns seit Lichtmess nicht mehr gesehen.“ Seine Augen lachten sie an. „Hast du mich wenigstens vermisst?“
Sie gab es nur äußerst ungern zu, aber ja, sie hatte ihn vermisst. Ganz gleich, wie sehr und wie oft Sebastian sie auch ärgerte – das hatte er schon getan, als sie noch in der Wiege gelegen hatte –, sie mochte ihn. Deshalb musste sie aber noch lange nicht zu schnell zu freundlich zu ihm sein.
„Ich war sehr beschäftigt.“
„Ja, das habe ich gehört.“ Er stupste sie ans Kinn, weil er wusste, wie sehr sie das aufbrachte. „Erzähl mir von Nash Kirkland.“
Die Wut schoss wie Pfeile aus ihren Augen. „Verdammt, Sebastian. Nimm gefälligst deine telepathischen Griffel aus meinem Kopf!“
„He, ich habe nichts dergleichen getan.“ Er schaffte es tatsächlich, ehrlich beleidigt auszusehen. „Ich bin Seher, kein Voyeur. Ana hat es mir gesagt.“
„Oh.“ Sie schmollte einen Moment. „Entschuldige.“ Sie wusste, dass Sebastian, seit er reifer geworden war und immer bessere Kont rolle über die Macht erlangt hatte, nur noch sehr selten in die privaten Gedanken anderer Menschen eindrang. Nur dann, wenn er es für absolut unerlässlich hielt. „Nun … da gibt es nichts zu erzählen. Er ist Autor.“
„Das weiß ich auch. Ich habe schließlich alle seine Filme gesehen. Und was will er von dir?“
„Informationen. Er will eine echte Hexengeschichte schreiben.“
„Aber er will doch hoffentlich nicht mit der Hexe Geschichte schreiben, oder?“
Sie unterdrückte das Kichern. „Sei nicht so ungehobelt, Sebastian.“
„Ich mache mir doch nur Gedanken um meine kleine Cousine.“
„Das brauchst du nicht.“ Sie zog an einer Haarsträhne, die sich über den Kragen seines Hemdes kringelte. „Ich kann auf mich selbst aufpassen. Außerdem wird er bald hier auftauchen, also …“
„Gut. Dann bleibt dir genügend Zeit, mir etwas zu essen anzubieten.“ Er legte freundschaftlich einen Arm um ihre Schultern. Sie würde ihn schon in Rauch aufgehen lassen müssen, bevor er sich die Gelegenheit entgehen ließ, den Schriftsteller kennenzulernen. „Ich habe übrigens am Wochenende mit meinen Eltern gesprochen.“
„Am Telefon?“
Er riss entsetzt die Augen auf. „Ehrlich, Morgana, weißt du eigentlich, was so ein Anruf auf den alten Kontinent kostet? Sie ziehen dir das letzte Hemd aus.“
Lachend ließ sie ihren Arm um seine Tail e gleiten. „Na schön. Ich werde dir ein Dinner spendieren, und du kannst mich auf den neusten Stand bringen.“
Sie konnte ihm nicht lange böse sein. Hatte es nie gekonnt. Er gehörte schließlich zur Familie. Wenn man anders als andere war, war die Familie oft das Einzige, auf das man sich verlassen konnte.
Sie aßen zusammen in der Küche, während er ihr die letzten Neuigkeiten über ihre Eltern, ihre Tanten und Onkel berichtete. Nachdem eine Stunde vergangen war, war sie völlig entspannt.
„Es ist Jahre her, seit ich Irland im Mondschein gesehen habe“, murmelte Morgana.
„Fahr hin. Du weißt, wie sehr sich alle über deinen Besuch freuen würden.“
„Vielleicht werde ich das auch. Und dann natürlich zur Sommersonnenwende.“
„Wir sollten alle fahren. Du, Anastasia und ich.“
„Vielleicht.“ Mit einem Seufzer schob sie ihren Teller beiseite. „Aber im Sommer ist Hochsaison, da läuft das Geschäft am
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