Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
mit einem Funken Verstand ihn würde haben wollen.
Nash bezweifelte, dass diese strenge und unnachgiebige Frau das Schreiben von okkulten Geschichten als etwas „Anständiges“ akzeptiert hätte. Würde sie noch leben, hätte sie wahrscheinlich nur geschnaubt und dann moniert, dass er mit dreiunddreißig immer noch nicht verheiratet war.
Doch er hatte den anderen Weg zumindest versucht. Sein kurzes Gastspiel als Angestellter einer Versicherungsgesellschaft hatte ihm endgültig bewiesen, dass er nicht für den Achtstundentag im Büro geschaffen war. Und seine letzte Beziehung … nun, da hatte sich gezeigt, dass er den Anforderungen einer Frau an eine dauerhafte Be ziehung einfach nicht genügte.
DeeDee Driscol. Eine fröhliche, lebenslustige Frau mit einem wunderbar weiblichen Körper und einem herzlichen Lächeln. Wie hatte sie es noch beim endgültigen Bruch so verächtlich ausgedrückt? „Du bist nichts weiter als ein egoistischer, unreifer kleiner Junge und gefühlsmäßig völlig zurückgeblieben. In deiner grenzenlosen Fantasie bildest du dir ein, weil du gut im Bett bist, kannst du dir außerhalb des Betts jegliches Verantwortungsgefühl ersparen. Du spielst lieber mit deinen Monstern, als dass du dich mit einer erwachsenen Beziehung zwischen Mann und Frau auseinandersetzt.“
Sie hatte noch viel mehr gesagt, aber das war mehr oder weniger die Kernaussage gewesen. Er konnte es ihr noch nicht einmal verübeln, dass sie ihm seine Verantwortungslosigkeit an den Kopf geschleudert hatte.
Oder den Marmoraschenbecher. Er hatte sie enttäuscht. Er war nicht, wie sie gehofft hatte, aus dem Holz geschnitzt, aus dem Ehemänner sind. So sehr sie sich während der sechs Monate auch bemüht hatte, ihn zurechtzubiegen, es hatte einfach nicht gereicht bei ihm.
Also heiratete DeeDee jetzt ihren Kieferchirurgen. Nash konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, wenn er daran dachte, was ein entzündeter Weisheitszahn so alles nach sich ziehen konnte.
Besser du als ich, wünschte er dem unbekannten Zahnarzt Glück. Wenn er daran dachte, dass DeeDee jetzt bald in den Hafen der Ehe einlaufen würde, machte ihn das ganz bestimmt nicht einsam.
Er war frei, konnte gehen und kommen, wann er wollte, war ungebunden und damit rundum zufrieden.
Warum also strich er rastlos durch dieses große Haus, als wäre er der letzte Mensch auf Erden? Was noch viel bedenklicher war – warum griff er immer wieder zum Telefon, bestimmt schon ein Dutzend Mal, um Morgana anzurufen?
Dabei war heute nicht ihr gemeinsamer Arbeitsabend. Sie war sehr entschieden gewesen und hatte ihm nur zwei Abende die Woche gewährt.
Nachdem sie die anfänglichen Stolpersteine aus dem Weg geräumt hatten, waren sie gut voran- und miteinander zurechtgekommen. Wenigstens, solange er sich mit seinen sarkastischen Bemerkungen zurückhielt.
Sie hatte Sinn für Humor und ein ausgezeichnetes Verständnis für Dramatik – genau das, was er sich für seine Story vorstellte. Man konnte es auch weiß Gott kein Opfer nennen, wenn er ein paar Stunden in der Woche in ihrer Gesellschaft zubrachte. Zwar bestand sie immer noch darauf, eine Hexe zu sein, aber das machte die ganze Sache eigentlich nur interessanter. Er war sogar eher enttäuscht, dass sie ihn nicht noch einmal mit diesen Spezialeffekten überrascht hatte.
Er war stolz auf sich. Er hatte außergewöhnliche Selbstbeherrschung gezeigt und die Finger von ihr gelassen. Nun, dass er ab und zu ihre Hand berührte oder mit ihrem Haar spielte, zählte schließlich nicht. Nicht, wenn er diesem verführerischen vollen Mund widerstanden hatte, diesem langen schlanken Hals, diesen wunderbar festen Brüsten …
Nash unterbrach hastig diesen Gedankengang. Er wünschte sich, er könnte etwas anderes treten als nur die Seite seines Sofas.
Es war normal, eine Frau zu begehren. Es bereitete ihm sogar äußerstes Vergnügen, sich vorzustellen, wie es sein würde, wenn sie zusammen zwischen den zerknüllten Laken lagen. Aber wie seine Gedanken immer wieder, Tag und Nacht, nur noch um Morgana kreisten, ihm das Arbeiten unmöglich machten, das nahm Züge einer Besessenheit an.
Es war höchste Zeit, dass er das irgendwie in den Griff bekam.
Und doch wollte er jetzt nichts anderes tun, als sie anrufen, ihre Stimme hören, sie sehen, ein wenig Zeit mit ihr verbringen.
Verflucht, er war nicht einsam! Zumindest war er es nicht gewesen, bis zu dem Zeitpunkt, da er beschlossen hatte, den Computer auszuschalten und seinen müden
Weitere Kostenlose Bücher