Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
das sie durchfuhr, als Nash jetzt mit seinem Daumen über ihren Daumenballen streichelte.
Trotzdem machte ihr die Arbeit mit ihm Spaß. Nicht nur, weil er ein angenehmer, geistreicher Gesellschafter war, sondern auch, weil ihr so die Möglichkeit geboten wurde, mit ihren eigenen Worten zu erklären, was sie war.
Sie wusste, dass er ihr nicht eines davon glaubte.
Was aber unwichtig ist, sagte sie sich und verlor den Faden im Film vollends, als Nashs Arm den ihren berührte. Er musste ihr nicht glauben, um ihr Wissen in eine gute Story einzuarbeiten. Trotzdem war sie enttäuscht, irgendwo ganz tief in ihrem Inneren. Es wäre schön gewesen, wenn er ihr glauben und sie respektieren würde.
Nachdem die Erde gerettet war und die Lichter wieder aufflammten, zog sie ihre Hand zurück. Morgana war einfach nicht darauf aus, sich Sebastians frotzelnde Bemerkungen anhören zu müssen.
„Exzellente Wahl, Ana, das muss man dir lassen“, sagte Sebastian.
„Sag mir das, wenn mein Puls wieder normal ist.“
Er legte den Arm um ihre Schultern, während sie zum Ausgang strebten.
„Angst gehabt?“
„Natürlich nicht.“ Dieses Mal weigerte sie sich, es zuzugeben. „Diesen Wahnsinnskörper fast zwei Stunden lang entblößt zu sehen würde den Puls jeder Frau in die Höhe treiben.“
Sie traten in die helle Lobby. „Pizza“, schlug Sebastian vor und schaute zu Nash. „Haben Sie auch Lust?“
„Auf Pizza habe ich immer Lust.“
„Gut.“ Sebastian hielt die Tür auf, und sie traten hinaus in die Nacht. „Sie übernehmen die Rechnung.“
Was für ein Trio, dachte Nash, als sie zu viert am Tisch saßen und Pizza-Stücke verschlangen. Sie stritten sich über alles, angefangen dabei, welche Pizza man bestellen sollte, bis hin zu der Frage, welches außerirdische Dahinscheiden am effektvollsten im Film gewesen war. Vor allem Morgana und Sebastian liebten es, sich gegenseitig zu widersprechen, während Ana immer wieder die Rolle des Schiedsrichters zufiel. Dabei war offensichtlich, wie tief das Band der Zuneigung zwischen den dreien ging, trotz des Frotzeins und Nörgeins.
Als Morgana einen von Sebastians Kommentaren mit „Sei kein Idiot, mein Lieber“ bedachte, war Nash klar, dass „Idiot“ und „mein Lieber“ voller Wohlwollen gleich gemeint waren. Und während er zuhörte, musste er gegen den gleichen schmerzhaften Stich ankämpfen, den er schon am Nachmittag am Strand gespürt hatte.
Sie alle waren Einzelkinder gewesen, so wie er. Doch sie waren nicht – wie er – allein gewesen. Sie scheinen wie durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden.
Anastasia wandte sich ihm zu. Etwas flackerte in ihren Augen auf, etwas, das ihn so sehr an Mitgefühl denken ließ, dass er sich beschämt fühlte. Dann war der Ausdruck aus ihrem Blick wieder verschwunden, und sie war nichts weiter als eine hübsche Frau mit einem herzlichen Lächeln.
„Sie sind nicht absichtlich so unhöflich“, sagte sie leichthin. „Sie können einfach nicht anders.“
„Unhöflich?“ Morgana hielt nun ihr Glas hoch und schwenkte den dunkelroten Wein. „Es hat nichts mit Unhöflichkeit zu tun, wenn man Sebastians Charakterschwächen aufzeigt. Immerhin sind sie so offensichtlich, dass jeder es sofort mitbekommt.“ Sie schlug ihm auf die Finger, als er nach dem letzten Stück Pizza griff. „Seht ihr? Er war schon immer gierig.“
Er grinste. „Ich lasse nur manchmal gerne fünf gerade sein.“
„Du bist eingebildet und unbeherrscht.“ Sie grinste zurück und kaute genüsslich an einem großen Stück Pizza.
„Alles gelogen.“ Er gab sich mit seinem Wein zufrieden und lehnte sich in den Stuhl zurück. „Ich bin sogar ausgesprochen ausgeglichen. Du bist doch diejenige, die immer Schwierigkeiten damit hatte, ihr Temperament zu zügeln. Stimmt doch, Ana, oder?“
„Ehrlich gesagt, ihr beide …“
„Aber sie ist dem nie entwachsen“, unterbrach Sebastian. „Wenn sie als Kind ihren Willen nicht hat durchsetzen können, hat sie einen Wutanfall bekommen und geschrien und getobt wie eine Wahnsinnige. Oder sie hat sich in eine Ecke zurückgezogen und geschmollt. Selbstbeherrschung war nie ihre starke Seite.“
„Ich sage es ja nur ungern“, setzte Ana an, „aber meist warst du es, der sie zum Schreien und Toben gebracht hat.“
Sebastian fühlte sich keineswegs schuldig. „Dazu brauchte es ja nicht viel.“ Er blinzelte Morgana zu. „Es ist heute noch leicht.“
„Ich hätte dich damals nie von der Decke
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