Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
Geist mit einem Spaziergang am Strand zu beleben. Al diese Leute, die er gesehen hatte – die Familien, die Paare, all diese kleinen Grüppchen, die ihr Zusammengehörigkeitsgefühl für jedermann sichtbar zur Schau trugen. Und er war allein gewesen, hatte der Sonne zugesehen, wie sie am Horizont im Wasser versank, und sich nach etwas gesehnt, von dem er sicher war, dass er es eigentlich gar nicht wollte.
Etwas, mit dem er gar nichts anzufangen wüsste, wenn er es denn hätte.
Manche Menschen waren eben nicht für ein Familienleben gemacht.
Nash wusste das aus eigener Erfahrung. Er hatte schon vor langer Zeit beschlossen, diesen Fehler zu vermeiden und einem na mensch- und gesichtslosen Kind das Unglück zu ersparen, mit einem lausigen Vater belastet zu sein.
Aber so allein dazustehen und den Familien zuzusehen hatte ihn rastlos gemacht, hatte das Haus, zu dem er zurückgekommen war, zu groß und zu leer erscheinen lassen. Es hatte ihn dazu gebracht, sich zu wünschen, Morgana wäre bei ihm. Sie hätten zusammen den Strand entlangschlendern können, Hand in Hand, die Füße im Wasser. Oder sie hätten auf einem der alten Baumstämme sitzen können, Arm in Arm, und gemeinsam die ersten Sterne aufgehen sehen.
Mit einem gemurmelten Fluch gab er nach, riss den Hörer vom Telefon und wählte ihre Nummer. Er lächelte schon, als ihre Stimme erklang, aber gleich darauf wurde ihm klar, dass er nur den Anrufbeantworter hörte.
Er überlegte, ob er eine Nachricht hinterlassen sollte, legte dann aber auf. Was hätte er auch sagen sollen? „Ich wollte nur mit dir reden. Ich muss dich sehen. Ich denke immerzu an dich.“
Er schüttelte den Kopf über sich selbst und begann wieder im Raum auf und ab zu tigern. Wertvolle antike Masken starrten ihn von den Wänden an, in dekorativ aufgestellten Schatullen schimmerten edelsteinbesetzte Messer auf Samtunterlagen. Um ein Ventil für seine Frustration zu finden, hob er eine Voodoo-Puppe auf und stach mit einer Nadel direkt in das Herz.
„Mal sehen, wie dir das gefällt, Winzling!“
Er warf die Puppe achtlos beiseite, steckte die Hände in die Hosentaschen und beschloss, dass er besser etwas unternehmen sollte.
Ach, zum Teufel, er konnte doch genauso gut ins Kino gehen.
„Heute bist du an der Reihe mit den Tickets“, sagte Morgana zu Sebastian.
„Ich sorge für das Popcorn, und Ana darf den Film aussuchen.“
Sebastian runzelte die Stirn, während sie die Straße entlanggingen. „Ich hab doch das letzte Mal die Tickets bezahlt.“
„Nein, hast du nicht.“
Anastasia schüttelte lächelnd den Kopf, als er sich um Zustimmung heischend zu ihr drehte. „Ich habe sie gekauft“, bestätigte sie. „Du versuchst dich nur wieder herauszuwinden.“
Beleidigt blieb er mitten auf der Straße stehen. „Winden? Was für ein hässliches Wort. Ich kann mich genau erinnern …“
„Du erinnerst dich nur an Dinge, an die du dich erinnern willst“, unterbrach Anastasia ihn ungerührt und hakte sich bei ihm ein. „Gib’s auf, Cousin, ich werde nicht auf meine Wahl verzichten.“
Er murmelte etwas in sich hinein und ging weiter, Ana an einem Arm, Morgana am anderen. Er wollte unbedingt diesen neuen Film mit Arnold Schwarzenegger sehen, aber er befürchtete, Ana würde sich für die seichte romantische Komödie in Kino zwei entscheiden. Eigentlich hatte er nichts gegen Komödien, aber er hatte gehört, dass Arnie sich diesmal selbst übertroffen hatte und die Erde vor bösen Außerirdischen, die dazu noch jede Gestalt annehmen konnten, retten musste.
„Sei nicht eingeschnappt“, warf Morgana leichthin ein. „Das nächste Mal darfst du wählen.“
Ihr gefiel das Abkommen, das sie getroffen hatten. Wann immer sie Lust und Zeit hatten, gingen Cousin und Cousinen ins Kino. Jahre des Streits, hitziger Debatten und ruinierter Abende hatten zu dem jetzigen Arrangement geführt. Sicher, es hatte auch seine Schwächen, aber zumindest vermieden sie so eine Diskussion an der Kinokasse.
„Es ist nicht gerade fair, wenn du versuchst, mich zu beeinflussen“, tadelte Ana, als sie merkte, dass Sebastian sich in ihre Gedanken schleichen wollte.
„Ich möchte ja nur mein Geld nicht verschwenden.“ Resigniert sah er auf die Schlange, die sich vor der Kinokasse bildete. Seine Laune hob sich erheblich, als er den Mann sah, der von der anderen Seite auf das Kino zuschlenderte. „Da schau her. So ein Zufall!“
Morgana hatte Nash längst erblickt und wusste nicht, ob sie verärgert
Weitere Kostenlose Bücher