Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
sofort.“
Als sie ihre Lippen auf seinen Mund presste, ließ sie sie beide zwanzig Zentimeter über dem Boden schweben. Er war viel zu vertieft in den Kuss, als dass er es bemerkt hätte. Und während sie sich an ihn schmiegte, verlor Morgana sich in der Hitze des Moments. Als der Kuss schließlich endete, hingen sie auf halber Höhe zur Decke.
„Ich denke, wir sollten besser aufhören.“
Er knabberte an ihrem Hals. „Warum denn?“
Sie sah betont nach unten. „Ich habe vergessen, dich zu fragen, ob du Höhenangst hast.“
Morgana wünschte, sie hätte sein Gesicht fotografieren können, als er ihrem Blick folgte. Die aufgerissenen Augen, der offen stehende Mund. Die Reihe rauer Flüche, die folgte, war eine andere Sache. Vorsichtig setzte sie sie beide wieder auf den Boden.
Nashs Knie gaben nach, bevor er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Weiß wie ein Laken, griff er sie hart bei den Schultern. „Wie, zum Teufel, hast du das gemacht?“
„Ein Kindertrick. Nun, sagen wir, der Trick einer ganz bestimmten Art von Kind.“ Sie streichelte ihm verständnisvoll die Wange. „Erinnerst du dich an die Geschichte mit dem Jungen, der ständig ‚Wolf‘ schrie? Eines Tages war da wirklich ein Wolf. Du spielst seit Jahren mit dem … sagen wir, Paranormalen. Dieses Mal hast du dir aber eine echte Hexe eingehandelt.“
Sehr langsam und sehr überzeugt schüttelte er den Kopf, aber seine Finger auf ihrer Schulter zitterten. „Das ist absoluter Unsinn.“
Sie stieß einen herzhaften Seufzer aus. Morgana fand Gefallen daran, Nash ihre Kräfte zu demonstrieren. „Also gut. Lass mich nachdenken … etwas Einfaches, aber Effektvolles …“ Sie schloss die Augen und hob die Arme.
Für einen Augenblick war sie einfach nur eine Frau. Eine schöne Frau, die mitten in seinem unordentlichen Wohnzimmer stand. Dann veränderte sie sich. Gott, er sah, wie sie sich veränderte. Ihre Schönheit wurde noch intensiver. Ein Trick mit dem Licht, sagte er sich. Die Art, wie sie lächelte, diese vollen, geschwungenen Lippen, die Wimpern, die Schatten auf ihre Wangen warfen, das lange Haar, das bis auf ihre Hüften herabfiel.
Und dann plötzlich begann ihr Haar sich zu bewegen. Sacht zuerst, wie durch eine leichte Brise. Dann wehte es um ihr Gesicht, stärker, und schließlich flatterte es hinter ihrem Kopf, wie von einem starken Sturm zurückgerissen. Ihm fiel sofort der Vergleich mit einer Nixe ein, die als Galionsfigur am Bug eines alten Segelschiffs stand.
Aber da war kein Wind. Und doch fühlte er ihn kühl an seiner Haut. Er hörte das Heulen, hier mitten im Raum. Und er hörte den seltsamen Laut, der sich seiner Kehle entrang.
Sie stand sehr gerade und sehr stil . Ein schwaches goldenes Licht hüllte sie ein, als sie einen leisen Singsang anstimmte. Und während die Sonne durch die hohen Fenster fiel, begann es im Raum zu schneien. Weiche Schneeflocken fielen von der Decke, wirbelten um seinen Kopf, schmolzen auf seiner Haut, während er fassungslos nach Luft schnappte, vor Schock erstarrt.
„Schluss damit“, sagte er rau und ließ sich auf einen Sessel fallen. „Hör auf mit dem Zauber, ich weiß nicht, was ich denken soll.“
Morgana ließ die Arme sinken und öffnete die Augen. Der Miniatur-Schneesturm hörte auf, als hätte es ihn nie gegeben. Der Wind erstarb.
Wie sie erwartet hatte, sah Nash sie an, als wären ihr plötzlich drei Köpfe gewachsen. „Das war vielleicht ein bisschen übertrieben“, gestand sie ein.
„Ich … du …“ Er versuchte Kontrolle über seine Zunge zu erlangen.
„Was, zum Teufel, hast du getan?“
„Eine sehr einfache Beschwörung der Elemente.“ Er war nicht mehr so blass, aber seine Augen waren immer noch viel zu groß in dem Gesicht.
„Ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Du erschreckst mich nicht, du verblüffst mich.“ Er schüttelte sich wie ein nasser Hund und befahl seinem Verstand, wieder zu funktionieren. Wenn er wirklich gesehen hatte, was er glaubte gesehen zu haben, musste es dafür einen Grund geben. Es war völlig unmöglich, dass sie vorher in sein Haus eingedrungen war, um solche Tricks vorzubereiten.
Aber irgendwie musste sie es geschafft haben.
Er stieß sich aus dem Sessel ab und begann das Zimmer abzusuchen.
Vielleicht waren seine Bewegungen ein bisschen kantig, vielleicht fehlte seinem Körper die übliche lässige Geschmeidigkeit, aber er bewegte sich. „Na schön, Schätzchen, wie hast du das gemacht? Es war wirklich gut.
Weitere Kostenlose Bücher