Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
läuft. Ich weiß, dass ich mir wünsche, ich wäre nicht so übertrieben ehrlich. Dabei ist es doch eine wirklich simple Angelegenheit, einen Mann an sich zu binden.“
„Aber nicht sehr befriedigend.“
„Richtig“, gab Morgana zu. „Also muss ich wohl den gewöhnlichen Weg gehen.“ Während sie an ihrem Tee nippte, betrachtete sie die Boote, deren Segel sich im Wind blähten. Frei wie der Wind – so hatte sie sich immer gefühlt. Und jetzt, obwohl sie sich für nichts verpflichtet hatte, fühlte sie sich wie gefesselt.
„Um ehrlich zu sein, Ana, ich habe mir nie viel Gedanken darum gemacht, wie es wohl wäre, wenn ein Mann sich in mich verlieben würde.
Das Problem ist nur, dass diesmal mein Herz beteiligt ist.“
Bei dieser Art von Schmerz konnte auch Ana nicht viel tun, um ihrer Cousine Trost und Hilfe zu spenden. „Hast du es ihm gesagt?“
Der Stich in ihrem Herzen kam schnell und überraschend. Morgana schloss die Augen. „Ich kann ihm nichts sagen, solange ich selbst nicht weiß, wie es um mich steht. Also warte ich ab.“
„Liebe ist wie Luft. Man kann ohne sie nicht leben.“
„Aber reicht das auch?“ Das war die Frage, die sie in den Tagen, seit sie von Nash weggegangen war, am meisten beschäftigt hatte.
„Woher wissen wir, dass das genug ist?“
„Wenn wir glücklich sind.“
Ana hatte wahrscheinlich recht, aber war das überhaupt zu verwirklichen? „Glaubst du, wir sind zu verwöhnt, Ana?“
„Verwöhnt? Wie meinst du das?“
„Nun … in Bezug auf unsere Erwartungen.“ Morgana hob hilflos die Hände. „Unsere Eltern, deine, meine, Sebastians. Da ist so viel Liebe, Unterstützung, Verständnis, Respekt. Die Freude zu lieben, und die Großzügigkeit. So ist es nicht für jeden Menschen.“
„Ich glaube nicht, dass das Wissen, wie tief und allumfassend Liebe sein kann, etwas mit Verwöhntheit zu tun hat.“
„Aber würde es nicht ausreichen, sich mit dem Vergänglichen zu begnügen? Mit Zuneigung und Leidenschaft?“ Sie runzelte die Stirn und beobachtete versonnen eine Biene, die eine Akeleiblüte umwarb. „Ich glaube, es könnte genügen.“
„Für manche mag das so sein. Du musst dir darüber klar werden, ob es dir reicht.“
Morgana erhob sich gereizt. „Es ist so aufreibend und anstrengend. Ich verabscheue es, wenn ich nicht die Zügel in der Hand halte.“
Ein Lächeln spielte um Anas Lippen. „Das glaube ich dir gern. Seit ich mich erinnern kann, hast du immer alles bestimmt, allein durch die Kraft deiner Persönlichkeit.“
Morgana warf ihr einen scharfen Seitenblick zu. „Aha, du meinst also, ich sei schon immer ein rücksichtsloser Rüpel gewesen.“
„Aber nein. Sebastian war der Rüpel.“ Ana gab sich alle Mühe, die richtigen Worte zu finden. „Sagen wir … du hattest einen starken Willen.“
Weit davon entfernt, besänftigt zu sein, beugte sich Morgana über eine Pfingstrose, um an ihr zu riechen. „Das sollte ich wohl als Kompliment ansehen. Aber ein starker Wille hilft mir im Moment nicht.“ Zusammen gingen sie über den schmalen Steinpfad, der durch Blumenbeete und Rankengewächse führte. „Ich habe ihn seit über einer Woche nicht mehr gesehen, Ana.“ Sie unterbrach sich. „Himmel, ich höre mich an wie ein weinerliches Gör.“
Ana musste lachen und drückte Morganas Arm. „Nein, du hörst dich an wie eine ungeduldige Frau.“
„Nun … ich bin ungeduldig“, gab sie zu. „Dabei war ich darauf vorbereitet, ihm aus dem Weg zu gehen, falls es nötig werden sollte. Aber es war nicht nötig.“ Sie lächelte Ana zerknirscht an. „Das setzt meinem Stolz zu.“
„Hast du ihn angerufen?“
„Nein.“ Morgana verzog schmollend die Lippen. „Zuerst rief ich nicht an, weil ich es für das Beste hielt, uns beiden ein wenig Zeit zu geben. Und dann …“ Sie hatte immer über sich selbst lachen können, und das tat sie jetzt auch. „Dann habe ich nicht angerufen, weil ich so wütend war, dass er nicht einen Versuch gemacht hat, meine Tür einzurennen. Sicher, er hat ein paarmal angerufen, hat Fragen abgefeuert, etwas Unverständliches gemurmelt und dann mit einem Brummen wieder aufgelegt.“ Sie steckte die Hände in die Taschen ihres Rocks. „Ich kann richtig sehen, wie die Rädchen sich in seinem Kopf drehen.“
„Also arbeitet er. Ich kann mir vorstellen, dass ein Autor ziemlich tief in seine Geschichte versinkt, wenn er schreibt. So ist das eben.“
„Ana“, hielt Morgana ihr geduldig vor, „du solltest dem
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