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Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung

Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung

Titel: Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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begann, war so klar und so lieblich wie das Mondlicht.
    Sie öffnete den Korb und entnahm ihm ein weißes Tuch mit einer silbernen Borte, das schon seit Generationen ihrer Familie gehörte. Einige behaupteten, es sei ein Geschenk an Merlin, von dem jungen König, den er so geliebt hatte. Sie breitete es auf dem Boden aus und kniete sich darauf.
    Ein rundes Brot, eine kleine Flasche mit Wein, Kerzen, das Hexenmesser mit dem gewundenen Griff, Zeremonienkelch und -teller, ein Kranz, gewebt aus Gardenienblüten. Andere Blüten – Akelei, Kapuzinerkresse, Zweige von Rosmarin und Thymian. Zusammen mit Rosenblättern streute sie diese auf das Tuch.
    Sie erhob sich und beschrieb den Kreis. Sie spürte die Macht in ihren Fingerspitzen pochen, wärmer und drängender jetzt. Als der Kreis sich geschlossen hatte, stellte sie um den Rand Kerzen auf, schneeweiß.
    Vierzehn im Ganzen, um die Tage des ab- und zunehmenden Mondes zu symbolisieren. Langsam schritt sie die Reihe ab, mit ausgestreckter Hand, und eine nach der anderen flammten die Kerzen auf. Morgana stand in der Mitte des Lichtkreises, löste den Verschluss des Gürtels. Er fiel zu Boden wie ein Flammenseil. Dann zog sie die Arme aus der zarten Robe, die an ihr herabglitt wie schmelzender Schnee.
    Das Kerzenlicht warf goldene Schatten auf ihre Haut, als sie mit dem uralten Tanz begann.
    Um fünf vor zwölf fuhr Nash vor Morganas Haus vor. Als er bemerkte, dass alles dunkel und stil war, fluchte er leise.
    Also würde er sie wecken müssen. Wie viel Schlaf brauchte eine Hexe überhaupt? Er grinste in sich hinein. Er würde sie fragen.
    Denn sie war auch eine Frau. Und Frauen, das wusste er, hatten die Tendenz, äußerst unangenehm zu reagieren, wenn man mitten in der Nacht vor ihrer Haustür auftauchte und ihren Schlaf störte. Es würde nichts schaden, wenn er etwas hätte, das diese Tür leichter öffnen würde.
    Bester Laune klemmte er sich den Umschlag unter den Arm und begann ihr Blumenbeet zu räubern. Er bezweifelte, dass es ihr überhaupt auffallen würde, dass er ein paar Blumen stibitzt hatte. Schließlich wuchsen hier Hunderte. Durch den Duft der Blüten beflügelt, ließ er sich mitreißen, bis sein Arm überquoll von Tulpen, Wicken, Narzissen und Goldlack.
    Überaus zufrieden mit sich selbst, schlenderte er zu ihrer Haustür. Pan bellte zweimal, noch bevor Nash klopfen konnte. Aber kein Licht ging an, weder bei der gebellten Begrüßung noch bei Nashs anschließendem lautstarken Hämmern.
    Er sah auf die Auffahrt, vergewisserte sich, dass ihr Auto dastand, und hämmerte erneut an die Tür. Wahrscheinlich schläft sie wie ein Stein, sagte er sich und spürte die ersten Anzeichen von Frustration. Irgendetwas ging in ihm vor, da war ein Drängen in ihm, das sich nicht aufschieben ließ. Er musste sie sehen, und zwar heute Nacht.
    So leicht ließ er sich aber nicht entmutigen. Er legte den Umschlag auf den Treppenabsatz und fasste an den Türknauf. Pan bellte wieder, aber für Nash hörte sich das eher amüsiert denn verärgert an. Da die Tür verschlossen war, ging Nash zielstrebig um das Haus herum. Er würde schon einen Weg ins Haus finden. Und zu ihr, bevor die Nacht vorüber war.
    Mit schnellen Schritten marschierte er voran, doch irgendwo zwischen Vordertür und hinterer Terrasse fühlte er sich veranlasst, zu dem Hain zu blicken.
    Dahin musste er gehen. Er wusste es mit Gewissheit.
    Obwohl sein Verstand ihm sagte, dass es absolut unsinnig war, im Dunkeln und allein durch den Wald zu stapfen, folgte er seinem Herzen.
    Vielleicht waren es die Schatten oder auch das leise Wimmern des Windes, was ihn dazu veranlasste, sich leise voranzubewegen. Irgendwie schien es ihm plötzlich fast wie Blasphemie, unnötig Lärm zu machen.
    Irgendetwas lag heute Nacht in der Luft, und es war unerträglich betörend.
    Mit jedem seiner Schritte rauschte das Blut lauter in seinen Ohren.
    Dann sah er in einiger Entfernung einen weißen Schimmer. Er wollte rufen, doch ein Rascheln über seinem Kopf ließ ihn aufblicken. Dort oben, auf einem Ast der Zypressen, saß eine weiße Eule. Während Nash noch hinaufschaute, stieß der Vogel geräuschlos in die Lüfte und flog tiefer in die Mitte des Hains hinein.
    Nashs Puls raste, sein Herz trommelte hart gegen seine Rippen. Er wusste, dass, selbst wenn er sich umdrehte und wegging, er unweigerlich zu dieser Mitte hingezogen werden würde.
    Also ging er weiter.
    Da war sie. Sie kniete auf einem weißen Tuch. Das Mondlicht ergoss sich

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