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Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung

Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung

Titel: Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ausdruck.“ Er lächelte Morgana grimmig an. „Aber mehr erwartete sie auch nicht, so, wie ich empfangen wurde.“
    „Sie war eine schreckliche Frau“, sagte Morgana mit Inbrunst.
    Namenlose Wut stieg in ihr auf, fast verlor sie die Beherrschung. „Sie hatte dich nicht verdient.“
    „Oh, bei Letzterem würde sie auf jeden Fall mit dir übereinstimmen. Sie hat mir sehr deutlich gemacht, dass ich dankbar sein müsse, weil sie mir Essen und ein Dach über dem Kopf bot. Aber Dankbarkeit war das Letzte, was ich verspürte. Ich rannte weg. Oft. Mit zwölf holte mich dann das System ein. Ich kam zu Pflegeeltern.“
    Er bewegte unruhig die Schultern, ein Zeichen für den inneren Tumult, der in ihm tobte. Er lief hin und her, seine Schritte wurden ausholender, je mehr ihn die Erinnerung plagte.
    „Manche waren ganz okay Die, die dich wirklich wollten. Andere warteten nur auf den Scheck, den du ihnen jeden Monat einbrachtest. Aber manchmal konnte man Glück haben und in einem richtigen Zuhause landen. Ein Weihnachten habe ich bei einer richtigen Familie verbracht, den Hendersons.“ Seine Stimme veränderte sich, wurde weicher, voller Staunen. „Sie waren großartig, behandelten mich genauso wie ihre eigenen Kinder. Immer lag der Duft von gebackenen Keksen in der Luft. Sie hatten einen Weihnachtsbaum, mit Geschenken darunter, schön verpackt mit Schleifen und allem. Am Kamin hingen die Socken für den Weihnachtsmann. Es hat mich umgehauen, als ich einen entdeckte, auf dem mein Name stand. Sie haben mir ein Fahrrad geschenkt“, sagte er leise. „Mr. Henderson hatte es gebraucht gekauft und im Keller repariert. Er hat es rot angestrichen, knallrot, wie ein Feuerwehrauto, und hat die Chromteile poliert, bis sie wieder blitzten und blinkten. Er hat viel Zeit darauf verwendet, dieses Fahrrad zu etwas Besonderem zu machen. Und er hat mir gezeigt, wie man Baseballkarten in die Speichen klemmt.“
    Er sah Morgana zerknirscht an, sodass sie den Kopf zur Seite neigte.
    „Ja, und?“
    „Nun, es war ein wirklich tolles Fahrrad, aber … ich konnte nicht fahren. Ich hatte nie ein Rad besessen. Da stand ich nun, zwölf Jahre alt, und dieses Fahrrad hätte genauso gut ein Wildschwein sein können.“
    Morgana kam sofort zu seiner Verteidigung. „Aber deshalb muss man sich doch nicht schämen.“
    Nash warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Du warst auch nie ein zwölf Jahre alter Junge. Es ist ziemlich schwierig, den Ubergang vom Kind zum Manne zu schaffen, wenn du nicht einmal ein Zweirad lenken kannst. Also habe ich es nur angehimmelt und erfand Ausreden, um mich nicht draufsetzen zu müssen. Da waren Hausaufgaben, die ich zu machen hatte.
    Ich hatte mir den Knöchel verstaucht. Oder es sah nach Regen aus. Ich bildete mir ein, ziemlich clever zu sein, aber Mrs. Henderson durchschaute mich. Eines Morgens stand sie in aller Herrgottsfrühe auf, bevor die anderen wach waren, und ging mit mir nach draußen. Sie hat es mir beigebracht. Hat den Rücksitz mit einer Hand gehalten, rannte nebenher.
    Brachte mich zum Lachen, wenn ich auf die Nase fiel. Und als ich die erste wackelige Fahrt allein über den Bürgersteig machte, hat sie gejubelt und ist auf und ab gehüpft vor Freude.“
    Tränen brannten in ihrer Kehle. „Es müssen wunderbare Menschen gewesen sein.“
    „Ja, das waren sie. Ich hatte sechs Monate bei ihnen. Wahrscheinlich die besten sechs Monate meines Lebens.“ Er schüttelte die Erinnerungen ab und erzählte weiter. „Aber jedes Mal, wenn ich mich zu wohl fühlte, ruckte meine Großmutter mit der Kette und holte mich zurück. Ich begann die Tage bis zu meinem achtzehnten Geburtstag zu zählen, wenn niemand mir mehr würde sagen können, wo und wie ich zu leben hatte. Wenn ich erst einmal frei war, würde ich es auch für immer bleiben. Keinen Tag länger wollte ich wie ein Gefangener leben.“
    „Was hast du dann getan?“
    „Nun, ich musste was zu essen haben, also habe ich es mit einem festen Job versucht.“ Er sah sie an, und diesmal stand eine Andeutung von Humor in seinen Augen. „Eine Weile habe ich Versicherungen verkauft.“
    Zum ersten Mal, seit Nash mit seiner Geschichte begonnen hatte, lächelte Morgana. „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
    „Ich auch nicht, daher dauerte es nicht lange. Wahrscheinlich muss ich der alten Dame sogar dankbar sein, sie hat mich auf die Karriere als Schriftsteller gebracht. Sie hat mich jedes Mal den Kochlöffel spüren lassen, wenn sie

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