Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
Haus auf. So sollte er sie nicht sehen. Sie würde ihm diese Neuigkeit nicht mittei len, wenn sie so verletzlich und demütig aussah.
Er hatte schon genug Leute, die an ihm zerrten.
Sie erinnerte sich daran, wie sie anfangs geglaubt hatte, er sei ein Mann, der keine Sorgen kannte. Vielleicht war er das auch während gewisser Phasen. Zumindest schien er sich selbst davon überzeugt zu haben. Aber wenn Nash ein Anrecht auf seine Maske hatte, dann stand ihr dieses Recht ebenso zu wie ihm.
Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Dann begann sie einen leisen Singsang. Die Schatten unter ihren Augen verschwanden, Farbe trat wieder in ihre Wangen. Als sie aus dem Wagen ausstieg, waren alle Anzeichen der schlaflosen Nacht verschwunden. Falls ihr Herz zu schnell schlagen sollte, würde sie damit umgehen, wenn es so weit war. Aber sie würde Nash nicht sehen lassen, dass sie unglücklich verliebt und voller Angst war.
Als sie an seine Tür klopfte, lag ein unbeschwertes Lächeln auf ihren Lippen. Trotzdem spürte sie den Knoten im Magen.
Fluchend und auf einem Bein balancierend, zog Nash seine Jeans an.
„Moment, ich komme ja schon.“ Barfuß und mit bloßem Oberkörper stapfte er die Treppe hinunter. Dass es ein Besucher wagte, ihn vor der ersten Tasse Kaffee zu stören, hellte seine Laune nicht gerade auf. Dieser Tag verlief definitiv nicht nach seinem Geschmack. „Was ist?“, verlangte er unfreundlich zu wissen, als er die Tür aufriss. Im gleichen Augenblick erstarrte er.
Morgana sah frisch und schön aus wie der Morgen. Sexy und verführerisch wie die Nacht. Nash wunderte sich, dass seine vom Duschen noch feuchte Haut nicht anfing zu dampfen.
„Hi.“ Sie beugte sich vor und streifte seine Lippen mit ihren. „Habe ich dich aus der Dusche geholt?“
„Ja, so ungefähr. Wieso bist du nicht im Laden? Was machst du hier?“
„Ich nehme mir heute einen Tag frei.“ Sie schlenderte ins Haus, zwang sich dazu, ihre Stimme natürlich und ihre Muskeln locker zu halten. „Hast du gut geschlafen?“
„Das solltest du doch am besten wissen.“ Weil sie ihn so überrascht ansah, wurde er noch ärgerlicher. „Was hast du mit mir gemacht, Morgana?“
„Mit dir gemacht? Ich habe überhaupt nichts mit dir gemacht.“
Sie bemühte sich, das Lächeln aufrechtzuerhalten. „Du siehst aus, als könntest du dringend Kaffee gebrauchen. Ich werde dir einen aufbrühen.“
Er griff sie beim Arm, bevor sie in die Küche gehen konnte. „Das mache ich selbst.“
Sie sah die Wut in seinen Augen und nickte langsam. „Wie du möchtest. Soll ich vielleicht in einer Stunde noch mal wiederkommen?“
„Nein. Wir werden das jetzt klären.“ Als er vor ihr durch den Korridor schritt, sah sie mit der unguten Vorahnung einer herannahenden Katastrophe auf seinen Rücken. Klären. Warum hörte sich das so nach „beenden“ an?
Sie wollte ihm in die Küche folgen, doch ihr Mut verließ sie. Sie bog ins Wohnzimmer ein und setzte sich auf den Rand eines Stuhls. Nash brauchte seinen Kaffee, und sie brauchte einen ruhigen Moment, um sich zu sammeln.
Sie hatte nicht damit gerechnet, ihn so kühl und distanziert anzutreffen.
So wütend. So hatte er gestern ausgesehen, bei seinem Gespräch mit Leeanne. Auch hatte sie nicht geahnt, dass es so wehtun würde.
Sie erhob sich und wanderte unruhig durch den Raum, eine Hand auf ihren Leib gelegt, wo ein neues Leben zu wachsen begonnen hatte. Sie würde dieses Leben beschützen. Unter allen Umständen.
Als Nash ins Wohnzimmer zurückkam, eine dampfende Tasse in der Hand, stand Morgana am Fenster. Sie schaute gedankenverloren und … ja, traurig hinaus. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, sie sah verletzt aus, sogar verletzlich.
Aber er wusste es ja besser. Eine Hexe konnte man wohl kaum verletzen.
„Deine Pflanzen brauchen dringend Wasser“, sagte sie zu ihm. „Es reicht nämlich nicht, sie nur in die Erde zu setzen.“ Wieder die Hand auf ihrem Bauch. „Sie brauchen auch sehr viel Liebe und Pflege.“
Er trank vom Kaffee und verbrannte sich die Zunge. Der Schmerz verdrängte das plötzliche Bedürfnis, zu ihr zu gehen und sie in die Arme zu nehmen, um die Trauer aus ihrer Stimme zu verscheuchen.
„Ich bin nicht in der Stimmung, um über Pflanzen zu reden.“
„Nein.“ Sie wandte sich um, und die Zeichen von Trauer waren verschwunden. „Das sehe ich. Und worüber möchtest du reden, Nash?“
„Ich will die Wahrheit hören. Alles.“
Sie bedachte ihn mit
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