Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
völlig verändert, dachte Sebastian zehn Minuten später. Die Frau, die aus dem Hinterzimmer kam, in einem orange-roten Ledermini, hatte nichts mehr gemein mit der, die den Raum verlassen hatte.
Diese Beine … nun, man konnte sie durchaus als Wunderwerk bezeichnen.
Sie hatte auch irgendetwas mit ihrem Gesicht angestellt. Die Augen waren auf einmal unglaublich groß, die Lider irgendwie schwer … Ein Schlafzimmerblick, das war das Wort, das sich ihm aufdrängte. Dunkler Lippenstift, großzügig aufgetragen, machte ihren Mund voll und sinnlich.
Und ihr Haar. Es sah nicht mehr nachlässig aus, sondern lässig gestylt, so als wäre sie gerade aus dem Bett gestiegen und wollte jedem zeigen, dass sie jederzeit bereitwillig wieder dorthin zurückkehren würde.
Zwei riesige Kreolen baumelten an ihren Ohren, berührten fast ihre Schultern, die das enge schwarze Top freiließ. Ein Top, das jedem Mann, der nicht gerade im Koma lag, deutlich suggerierte, dass darunter nichts anderes als pure Weiblichkeit war.
Sex! Dieses Wort leuchtete in großen Lettern in seinem Kopf auf. Ein Sinnbild für wilden, ungehemmten und leicht zu habenden Sex.
Er war sicher, sobald er den Mund aufmachte, würde ein bissiger Kommentar herauskommen oder vielleicht sogar etwas sehr Anzügliches.
Doch stattdessen hörte er sich sagen: „Wo, in Finns Namen, wollen Sie sich so zeigen?!“
Mel hob eine nachgezogene Augenbraue. „In wessen Namen?“
Sebastian winkte nur ab und bemühte sich, den Blick von diesen umwerfenden Beinen loszureißen. Wie immer dieses Parfüm heißen mochte, das sie aufgetragen hatte – es ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. „Sie sehen aus wie eine …“
„Ja, nicht wahr?“ Zufrieden mit sich, drehte sie sich einmal um die eigene Achse. „Das ist mein ‚Leichtes-Mädchen‘-Look. Funktioniert garantiert. Den meisten Männern ist es egal, wie man aussieht, solange man nur genug Haut zeigt.“
Er schüttelte den Kopf, versuchte erst gar nicht, den Sinn ihrer Worte zu begreifen. „Warum haben Sie sich so zurechtgemacht?“
„Das gehört in dem Fall zum Handwerkszeug, Donovan.“ Mel schob sich die große Umhängetasche über die Schulter. Darin lag noch ein anderes Werkzeug. „Wenn Sie also unbedingt mitkommen wollen, sollten wir uns auf den Weg machen. Ich erkläre Ihnen dann unterwegs, um was es geht.
In Ordnung?“
Was sie jetzt ausstrahlte und was er von ihr empfing, als sie in den alten MG stiegen, war nicht Aufregung oder Anspannung, sondern freudige Erwartung. Die Art Lebenslust, so vermutete er, die die meisten anderen Frauen verspürten, wenn sie sich zu einem ausgiebigen Einkaufsbummel aufmachten.
Aber Mel glich ja auch keiner der Frauen, die er je kennengelernt hatte.
„Also, es geht um Folgendes.“ Sie lenkte den Wagen geschickt von der Bordsteinkante, und ihre Erklärung war genauso flott und geübt wie ihr Fahrstil.
In den letzten sechs Monaten häuften sich Einbrüche in der Umgebung.
Gestohlen wurden hauptsächlich elektronische Geräte, Fernseher, Stereoanlagen, Videorecorder. Der Großteil der Geschädigten waren bei „Underwriter’s“ versichert. Die Polizei hatte ein paar Hinweise, aber mehr nicht. Und da in jedem Haus nur Dinge im Wert von ein paar Hundert Dollar gestohlen worden waren, stand diese Angelegenheit nicht gerade ganz oben auf der Prioritätenliste.
„‚Underwriter’s‘ ist eine ganz normale, durchschnittliche Versicherungsgesellschaft“, erklärte Mel weiter, während sie Gas gab, um noch unter der auf Gelb umspringenden Ampel durchzurasen. „Was bedeutet, dass sie äußerst ungern Schadenszahlungen leisten. Also arbeite ich seit einigen Wochen an dem Fall.“
„Ihr Wagen muss dringend zur Inspektion“, sagte Sebastian nur, als der Motor kurz stotterte.
„Ja, ich weiß. Auf jeden Fall … ich habe mich also ein bisschen umgehört, und was finde ich heraus? Ein paar Typen fahren mit einem Laster herum und ziehen einen ganz großen Verkauf von Fernsehern und Ähnlichem auf. Natürlich nicht hier, nein, sie fahren zwischen Sahnas und Soledad hin und her.“
„Wie haben Sie das herausgefunden?“
Sie lächelte ihn milde an. „Beinarbeit, Donovan. Meile um Meile Beinarbeit.“
Wider besseres Wissen starrte er auf besagte lange, gebräunte Oberschenkel. „Kann ich mir vorstellen.“
„Ich habe da diesen Informanten. Er ist ein paarmal mit den Cops zusammengestoßen, deswegen ist er ein bisschen nervös. Aber mich mag er anscheinend.
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