Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
Wahrscheinlich, weil ich Privatdetektivin bin.“
Sebastian räusperte sich vielsagend. „Sicher, das wird es sein.“
„Er hat Verbindungen, hat selbst einige Zeit wegen Einbruchs abgesessen.“
„Sie haben faszinierende Freunde.“
„Ja, das Leben meint es gut mit mir.“ Sie lachte leicht. „Er spielt mir ein paar Informationen zu, ich lasse ihm ein kleines Entgelt zukommen.
Immerhin hält ihn das davon ab, Schlösser aufzubrechen. Er hängt unten bei den Docks herum, da, wo die Touristen sich nicht hintrauen. Es gibt da eine Bar, er war gestern da, um sich ein paar Drinks zu genehmigen. Hat sich mit diesem Typen angefreundet, der schon ziemlich besäuselt war.
Mein Freund zieht es vor, wenn andere für seine Drinks zahlen, und dieser Typ war offensichtlich in Spendierlaune. Die beiden haben sich zusammen betrunken, und da sie so die besten Freunde geworden sind, hat dieser Typ meinen Freund dann in die Lagerhalle hinter der Bar mitgenommen. Und raten Sie mal, was da in dieser Halle gestapelt war.“
„Eine Menge gebrauchter elektronischer Geräte zu Discountpreisen?“
Sie gluckste vergnügt. „Sie kapieren schnell, Donovan.“
„Warum benachrichtigen Sie nicht die Polizei?“
„He, das ist vielleicht nicht der große Fang, aber es ist mein Fang.“
„Sicher haben Sie auch schon in Betracht gezogen, dass diese Gang nicht unbedingt sehr … kooperativ sein könnte?“
Mel lächelte, und etwas Feuriges und sehr Schönes leuchtete in ihren Augen auf. „Keine Angst, Donovan, ich beschütze Sie.“
Als sie etwas später den Wagen vor der Bar parkte, hatte Mel Sebastian ins Bild gesetzt. Ihm gefiel der Plan nicht, aber er hatte ihn verstanden. Da er anderes gewöhnt war, betrachtete er argwöhnisch die zerfallene, fensterlose Fassade.
Schmierig, war sein Urteil, aber wahrscheinlich sahen eine Menge Bars bei Tageslicht heruntergekommen aus. Allerdings würde dieses Etablissement sogar im Dunkeln mehr als dubios wirken. Es war noch nicht Mittag, aber schon jetzt standen gut ein Dutzend Autos auf dem Kiesparkplatz.
Mel steckte die Autoschlüssel ein und warf Sebastian einen Seitenblick zu. „Versuchen Sie doch bitte, nicht so …“
„Menschlich auszusehen?“, schlug er vor.
„Elegant“, war das Wort, das sie im Sinn gehabt hatte, aber sie würde sich eher die Zunge abbeißen, als es auszusprechen. „Weniger so auszusehen, als wären Sie gerade einem Männermagazin entstiegen. Und bestellen Sie um Himmels willen bloß keinen Weißwein.“
„Ich werde mich zusammenreißen.“
„Halten Sie sich einfach an den Plan, dann kommen Sie bestens zurecht.“
Als er ihr jetzt folgte und ihre schwingenden Hüften sah, war er allerdings nicht sicher, ob er wirklich so gut zurechtkommen würde.
Der Geruch der Kneipe rief ein Ekelgefühl in ihm hervor, sobald Mel die Tür aufzog. Abgestandener Rauch, abgestandenes Bier, abgestandener Schweiß. Die Jukebox plärrte, und obwohl Sebastian viele Musikrichtungen mochte, konnte er nur hoffen, dass er diesem blechernen Krach nicht lange ausgesetzt sein würde.
Männer standen an der Bar – die Sorte Männer mit stämmigen Unterarmen voller Tätowierungen, hauptsächlich Schlangen und Totenschädel. Köpfe drehten sich, als Mel und Sebastian eintraten, betrachteten Sebastian hämisch und herablassend, Mel länger und anerkennend. Sebastian fing einen Gedanken auf – was nicht schwierig war, da der durchschnittliche Intelligenzquotient der Anwesenden sich unterhalb der dreistelligen Ziffer bewegte. Seine Lippen zuckten kurz. Er hatte nicht gewusst, dass es so viele Arten gab, um … um eine Dame zu beschreiben.
Besagte Dame stolzierte hüftschwingend zur Bar und ließ sich provozierend auf einem Hocker nieder. Die aufreizend geschminkten Lippen waren zu einem sinnlichen Schmollmund verzogen.
„Du kannst mir wenigstens ein Bier ausgeben.“
Ihre rauchige Stimme verwirrte ihn für einen Moment, aber sie zog warnend die Augen zusammen, und er besann sich auf seine Rolle.
„Süße, es ist nicht meine Schuld.“
Süße? Mel hielt sich gerade noch zurück. „Das kennen wir schon, es ist nie deine Schuld. Du lässt dich erwischen und wirst eingebuchtet, aber es ist nicht deine Schuld. Du verlierst hundert Dollar beim Pokern mit deinen abartigen Kumpeln, aber es ist nicht deine Schuld. Ein Bier für mich, ja?“, rief sie dem Barkeeper zu.
Sebastian beschloss, sich in Pose zu stellen, zeigte dem Barkeeper an, dass er zwei Bier daraus machen solle,
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