Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
sie hier, zehntausend Meter über der Erde, mit einem Mann, von dem sie so gut wie nichts wusste.
Das würde sie ändern, und zwar, sobald sie wieder in Monterey waren.
Aber eigentlich bestand dafür keine Notwendigkeit mehr, wenn alles so lief, wie es sollte. David würde zurück bei seinen Eltern sein, und sie müsste Sebastian Donovan nie wiedersehen.
Trotzdem, vielleicht würde sie ihrer Neugier nachgeben …
Mit nachdenklich geschürzten Lippen öffnete sie den Kleiderschrank.
Aha, er bevorzugte also Seide, Kaschmir und Leinen. Als sie ein Jeanshemd erspähte, riss sie es vom Bügel. Wenigstens ein praktisches Teil.
Sie zog das Hemd über und wirbelte zur Tür herum. Einen Moment lang hatte sie doch tatsächlich geglaubt, er wäre hier im Raum. Aber das lag sicher nur an seinem Duft, der in den Kleidern und überall im Raum hing.
Was für ein Duft war das eigentlich genau? Sie konnte es nicht ausmachen. Irgendetwas Wildes, Erotisches. Ein Hauch, den man im Wald über dem Meer bei Mondschein erhaschen würde.
Wütend auf sich selbst, zog sie ihre Jeans an. Wenn das so weiterging, würde sie noch anfangen, an Hexen und Zauberer zu glauben.
Mel krempelte die viel zu langen Ärmel bis zu den Ellbogen auf und machte sich auf die Suche nach der Bordküche. Sie nahm sich eine Banane, ignorierte geflissentlich die Schale mit echtem Kaviar und bereitete sich ein Sandwich mit Käse und Schinken zu.
„Gibt es hier auch Senf?“, rief sie über die Schulter und zuckte zusammen, als sie gegen Sebastian rempelte. Er bewegte sich leise wie ein Geist.
Er griff in ein Regal über ihr und reichte ihr das Senfglas. „Möchtest du etwas Wein?“
„Ja, warum nicht.“ Sie strich Senf auf das Sandwich und wünschte sich verzweifelt, es gäbe mehr Platz in diesem Raum, um sich bewegen zu können. „Ich hab mir ein Hemd ausgeliehen. Ich hoffe, das ist in Ordnung; ich hatte ja nichts anderes.“
„Sicher.“ Er schenkte ein Glas Wein für sie ein und seines nach. „Du hast tief geschlafen.“
„Es hilft einem, damit die Zeit schneller vorbeigeht.“
Das Flugzeug schlingerte plötzlich, und Sebastian griff nach Mels Arm.
„Der Pilot meinte, es wird noch ein paar Turbulenzen geben.“
Versuchsweise rieb er mit dem Daumen über die Innenseite ihres Ellbogens. Der Puls schlug schnell und stark. „Wir werden bald mit dem Landeanflug beginnen.“
„Dann sollten wir uns wohl besser setzen und anschnallen.“
„Ich nehme dein Glas.“
Mit einem erleichterten Seufzer griff sie den Sandwichteller und folgte ihm. Als sie herzhaft in das Brot biss, sah sie, wie er sie anlächelte. „Stimmt was nicht?“
„Ich dachte nur gerade daran, dass ich dir wohl ein richtiges Essen schulde.“
„Du schuldest mir gar nichts.“ Sie nippte an dem Wein, und da er so anders war, köstlicher als alles, was sie bisher kannte, nahm sie noch einen Schluck. „Ich zahle lieber selbst.“
„Das ist mir schon aufgefallen.“
Mel neigte den Kopf. „Manche Männer finden das einschüchternd.“
„Wirklich?“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Nun, ich gehöre nicht dazu. Wenn wir alles erledigt haben, vielleicht lässt du dich dann von mir zum Essen einladen. Als kleine Feier für gute Arbeit.“
„Vielleicht“, stimmte sie mit vollem Mund zu. „Wir können eine Münze werfen, wer die Rechnung übernimmt.“
„Du bist wirklich äußerst charmant.“ Er lächelte vergnügt in sich hinein und streckte die langen Beine aus. „Warum eine Detektei?“
„Hm?“
„Meinst du nicht auch, es ist an der Zeit, dass ich erfahre, warum du dich für diesen Beruf entschieden hast?“
„Mir macht es Spaß, Dinge auszutüfteln.“ Sie stand auf, um den Teller in die Küche zurückzutragen, aber Sebastian nahm ihn und brachte ihn selbst zurück.
„So simpel ist das?“
„Ich glaube an den Sinn von Regeln.“ Die Sitze waren so groß und bequem, dass sie die Beine unterschlagen konnte. Doch, sie fühlte sich wohl. Erfrischt vom Schlaf und von der Hoffnung, die bis jetzt noch nicht verblasst war. Und von Sebastians Gesellschaft. Erstaunlicherweise.
„Wenn also jemand die Regeln bricht, dann sollte man ihn dafür auch zur Rechenschaft ziehen.“ Sie spürte die leichte Neigung. Das Flugzeug setzte zur Landung in Atlanta an. „Ich liebe es, Dinge ausfindig zu machen. Allein.
Deshalb war ich auch nur ein halbwegs guter Cop, während ich eine verdammt gute Privatdetektivin bin.“
„Du spielst also nicht gerne im
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