Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
ruhiges und anständiges Motel ist.“
„Das sieht man. Deshalb können Sie sich auch daran erinnern, ob die Frau mit dem Kind hier übernachtet hat.“
„Sie ist nur eine Nacht geblieben. Hat im Voraus bezahlt, den Kleinen ruhig gehalten und ist direkt am nächsten Morgen weitergefahren.“
Mel riss sich zusammen, um nicht durch die aufkeimende Hoffnung zu eifrig zu klingen. „Wir brauchen einen Namen.“
„Wie soll ich mich denn an jeden Namen erinnern können!“
„Sie haben doch Gästelisten.“ Mel schob den Zwanziger mit dem Zeigefinger zu ihm hin. „Und Aufzeichnungen von jedem einzelnen Anruf, der von den Zimmern aus getätigt wird. Warum suchen Sie das nicht für uns heraus? Mein Partner hat sicher noch einen kleinen Bonus für Ihre Mühe.“
Der Mann fluchte leise vor sich hin, während er einen Karton unter dem Tresen hervorholte. „Hier. Das sind die Anrufe. Das Gästebuch können Sie selbst durchsehen.“
Mel drehte das Gästebuch zu sich, dann legte sie die Hände hinter den Rücken und machte Platz für Sebastian. Sie war so weit zuzugeben, dass Sebastian schneller finden würde, wonach sie suchten.
Er sah den Namen auch sofort. „Susan White? Hat sie einen Ausweis vorgelegt?“
„Hat bar bezahlt“, kam die gemurmelte Antwort. „Herrgott, was hätte ich denn tun sollen? Sie filzen? Hat einen Anruf gemacht. Ferngespräch. Ist über die Anmeldung gekommen.“
Mel zückte ihren Notizblock. „Datum und Uhrzeit?“, wollte sie wissen und schrieb es sich auf. „Jetzt hören Sie mal gut zu, mein Freund, denn hier geht es um die Bonusfrage. Würden Sie unter Eid bezeugen, dass dieses Kind – ja, sehen Sie sich das Foto ruhig noch einmal an – im Mai in diesem Motel war?“
Der Angestellte zappelte unruhig. „Wenn ich müsste, würde ich. Aber ich will nichts mit dem Gericht zu tun haben. Ja, sie hat ihn hergebracht. Ich erinnere mich daran, weil er dieses Grübchen hatte und dieses rötliche Haar.“
„Gut.“ Oh nein, sie würde nicht weinen, nein, das nicht. Aber sie ging hinaus, sie brauchte frische Luft, während Sebastian noch einen Zwanziger über den Tresen schob und Davids Foto wieder an sich nahm.
„Alles in Ordnung?“, fragte er, als er zu ihr trat.
„Ja, sicher, alles bestens.“
„Ich muss das Zimmer sehen, Mel.“
„Ja, klar.“
„Du kannst so lange draußen warten.“
„Nein. Ich komme mit.“
Mel sagte kein Wort, als sie nebeneinander über den schmalen Weg gingen. Auch nicht, als Sebastian die Tür aufschloss und sie das muffige Zimmer betraten. Sie setzte sich auf das Bett und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen, während Sebastian seinen benutzte, um das zu tun, was er am besten konnte.
Er konnte das Baby sehen, schlafend, auf einer Decke auf dem Boden.
Dann und wann wimmerte es leise auf, wenn die unruhigen Träume zu beängstigend wurden.
Die Frau hatte das Licht im Bad angelassen, um das Baby beobachten zu können. Sie hatte ihren Anruf getätigt und ferngesehen.
Aber ihr Name war nicht Susan White. Über die Jahre hatte sie so viele Namen benutzt, dass es schwierig für Sebastian war, ihren wahren Namen zu erkennen. Erst glaubte er „Linda“, doch dann schüttelte er leicht den Kopf.
Und nur ein paar Wochen vorher hatte sie ein anderes Baby transportiert.
Das würde er Mel sagen müssen. Sobald sie sich ein wenig ausgeruht hatte.
Er setzte sich neben sie aufs Bett und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie starrte nur weiter vor sich hin.
„Ich will jetzt nicht wissen, wie du das gemacht hast. Später vielleicht, aber nicht jetzt, einverstanden?“
„Einverstanden.“
„Sie war mit ihm hier in diesem Raum.“ Ja.“
„Und er ist nicht verletzt?“
„Nein.“
Mel fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Wohin hat sie ihn gebracht?“
„Nach Texas, aber sie weiß nicht, wohin er von dort aus gebracht wurde.
Sie war nur für einen bestimmten Abschnitt des Plans verantwortlich.“
Mel atmete tief durch. „Nach Georgia, oder? Du bist sicher, dass er nach Georgia gebracht wurde.“ „Ja.“
Sie ballte die Fäuste in ihrem Schoß. „Weißt du, wohin genau?“
Er war müde, viel müder, als er zugeben wollte. Es würde ihn noch mehr erschöpfen, wenn er nachsehen würde. Doch sie brauchte seine Antwort jetzt. Aber nicht hier, nicht in diesem Zimmer. Hier gab es zu viele Schwingungen, die störten.
„Ich muss nach draußen gehen. Lass mich eine Minute allein.“
Sie nickte nur. Die Zeit verstrich, und sie war
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