Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
grinste zurück. „Aber nur für den guten Zweck.“ Sie küsste ihn, lang und anhaltend, bis ihrer beider Herzen den gleichen, rasenden Takt schlugen. Dann löste sie sich von ihm.
„Vielleicht würde ich dich nach fünf Jahren nicht mehr so küssen.“
„Oh doch, ganz bestimmt.“ Er nahm sie beim Ellbogen und führte sie in den Laden seiner Schwester.
„Sieh mal einer an.“ Morgana stellte das Malachit-Ei zurück in seinen Halter. Von diesem Platz aus hatte sie die perfekte Aussicht durch ihr Ladenfenster gehabt. „Noch eine Minute und ihr hättet einen Verkehrsstau verursacht.“
„Nur ein kleines Experiment“, versicherte Sebastian. „Morgana weiß alles über den Fall.“ Während Mel misstrauisch die Brauen runzelte, fuhr er fort: „Ich habe keine Geheimnisse vor meiner Familie.“
Morgana legte eine Hand auf Sebastians Arm, aber ihr Blick ruhte auf Mel. „Nein, wir verheimlichen einander nichts, aber wir sind erfahren in Diskretion, wenn es … um Außenstehende geht.“
„Tut mir leid, ich bin es einfach nur nicht gewöhnt, andere ins Vertrauen zu ziehen.“
„Ja, damit geht man immer ein Risiko ein“, stimmte Morgana zu.
„Sebastian, Nash ist hinten im Lager und müht sich mit dem Auspacken einer Lieferung ab. Könntest du ihm nicht ein bisschen behilflich sein?“
„Wenn du es wünschst.“
Als Sebastian im Hinterzimmer verschwunden war, ging Morgana zur Ladentür und drehte das „Geschlossen“-Schild um. Sie wollte einen Moment mit Mel allein sein. „Nash hat diesen Beschützerinstinkt entwickelt.
Er will nicht, dass ich Kisten und Kartons hebe.“
„Das macht ja auch Sinn. In Ihrem Zustand.“
„Ich bin immer noch stark wie ein Ochse.“ Morgana lächelte. „Außerdem gibt es andere Möglichkeiten, um schwere Waren zu sortieren.“
„Hm“, war alles, was Mel dazu einfiel.
„Wir protzen nicht mit dem, was wir sind. Sebastian benutzt seine Gabe zwar öffentlich, aber die Leute denken darüber, wie sie über einen Bericht in irgendeiner Klatschzeitung denken. Sie verstehen weder, was er ist, noch, welche Gabe er besitzt. Was mich betrifft, so sind die Gerüchte über mich nur förderlich fürs Geschäft. Und Ana … nun, Ana hat ihren eigenen Weg, um ihre Gabe einzusetzen.“
„Tja, ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Mel hob die Hände und ließ sie hilflos wieder sinken. „Ich weiß nicht, ob ich das je begreifen werde. Als Kind hatte ich schon Schwierigkeiten damit, an den Weihnachtsmann zu glauben.“
„Das ist wirklich sehr schade. Auf der anderen Seite scheint es mir unwahrscheinlich, dass ein logischer Verstand Beweise nicht anerkennen und Wissen nicht akzeptieren sollte.“
„Ich kann nicht leugnen, dass Sebastian anders ist. Dass er über Fähigkeiten verfügt … eine Gabe. Und dass …“ Frustriert hielt sie inne. „Nie zuvor ist mir jemand wie er begegnet.“
Morgana lachte leise. „Selbst unter denen, die anders sind, ist Sebastian einzigartig. Eines Tages werden wir vielleicht genug Zeit haben, damit ich Ihnen ein paar Anekdoten erzählen kann. Er war schon immer sehr ehrgeizig. Es ärgert ihn heute noch, dass es ihm nicht gelingt, einen anständigen Zauberspruch zu Stande zu bringen.“
Fasziniert machte Mel einen Schritt vor. „Wirklich?“
„Oh ja. Allerdings binde ich ihm auch nicht unbedingt auf die Nase, dass ich alle möglichen Vorbereitungen treffen muss, um nur einen Bruchteil von dem sehen zu können, was er in Sekundenschnelle erfasst.“ Morgana winkte ab. „Das sind alte Familienrivalitäten, das war schon immer so. Aber ich wollte einen Moment mit Ihnen allein sein, weil ich sehe, dass Sebastian Ihnen so sehr vertraut und sich auch offensichtlich so viel aus Ihnen macht, dass er diesen Teil seines Lebens vor Ihnen offen gelegt hat.“
„Ich …“ Mel stieß den Atem aus. Was kam als Nächstes? „Wir arbeiten zusammen“, setzte sie vorsichtig an. „Und man könnte auch sagen, wir haben eine persönliche Beziehung.“
„In diese persönliche Beziehung werde ich mich nicht einmischen. Aber er gehört zur Familie, und ich liebe ihn sehr. Deshalb möchte ich Sie nur bitten … Benutzen Sie die Macht nicht, die Sie über ihn haben, um ihn zu verletzen.“
Mel war völlig überrumpelt. „Aber Sie sind doch die Hexe“, schoss es aus ihr heraus. Sie blinzelte verlegen. „Ich meine …“
„Sie haben gesagt, was Sie meinen. Ja, ich bin eine Hexe. Aber ich bin auch eine Frau. Und wer könnte Macht besser
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