Die Donovans 3: Das geheime Amulett
wirklich ausgesprochen stark von Boone angezogen. Gerade der körperliche Aspekt kam sehr plötzlich und völlig unerwartet. Natürlich hatte sie schon vorher Verlangen nach einem Mann gespürt, aber nie so jäh und so heftig. Üblicherweise würde das tiefe Wunden reißen.
Und das war auf jeden Fall etwas, das zu bedenken war. Die Stirn in tiefe Falten gelegt, griff sie nach ihrer Jeansjacke und ging nach unten.
Sicher, sie war erwachsen, frei und ungebunden, und daher wäre es nur völlig selbstverständlich, würde sie sich eine Beziehung zu einem ebenso erwachsenen, freien und ungebundenen Mann erlauben.
Allerdings wusste sie auch, wie zerstörerisch Beziehungen sein konnten, wenn es einem Partner nicht möglich war, den anderen so zu akzeptieren, wie er war, mit allen Eigenheiten, die ihn ausmachten.
Immer noch mit sich debattierend, verließ sie das Haus. Sie schuldete Boone keine Erklärung. Es gab keine Verpflichtung, ihn über ihr Erbe aufzuklären, so wie sie es vor Jahren bei Robert versucht hatte. Selbst wenn sich zwischen ihnen eine Beziehung entwickeln sollte, brauchte sie ihm gar nichts zu sagen.
Ana stieg in ihren Wagen und setzte rückwärts zur Auffahrt hinaus. Es hatte nichts mit Betrug zu tun, wenn man einen Teil von sich zurückhielt.
Das war Selbsterhaltungstrieb und Selbstschutz. Diese Lektion hatte sie auf die harte Art lernen müssen. Außerdem war es albern, diesen Punkt überhaupt in Betracht zu ziehen, wenn sie ja noch nicht einmal wusste, ob sie eine Beziehung mit Boone eingehen wollte.
Gelogen. Sie wollte. Es hatte mehr damit zu tun, ob sie es sich erlauben konnte.
Immerhin war er ihr direkter Nachbar. Wenn die Beziehung schieflief, würde es sehr schwer werden, auf Jahre nebeneinander zu leben.
Und nicht zuletzt war da noch Jessie. Ana hatte sich schon in das Mädchen verliebt. Sie wollte diese Freundschaft nicht riskieren, nur weil sie ihren eigenen Bedürfnissen nachgab. Rein körperlichen Bedürfnissen, sagte Ana sich, während sie die kurvige Straße entlangfuhr.
Gut, Boone würde ihr bestimmt einiges an körperlichen Freuden bieten können, daran zweifelte sie keinen Moment. Aber der emotionale Preis könnte für alle Beteiligten viel zu hoch sein.
Nein, da war es doch besser, wenn sie Jessies Freundin blieb und zu dem Vater der Kleinen einen vernünftigen Abstand hielt.
Das Dinner war vorüber und eine nicht sehr erfolgreiche Übungsstunde mit Daisy abgehalten – immerhin setzte sie sich, wenn man ihr das Hinterteil herunterdrückte. Danach hatte es viel Geplansche in der Badewanne gegeben, ein wenig Toben für Vater und seine saubere Tochter. Und dann die obligatorische Gutenachtgeschichte und das ebenso rituelle letzte Glas Wasser.
Jetzt, nachdem Jessie eingeschlafen war und das Haus still dalag, gönnte Boone sich einen Brandy auf der Veranda. Da stapelten sich Formulare der neuen Schule auf seinem Schreibtisch, die noch ausgefüllt werden mussten, aber das würde er später machen.
Diese eine Stunde, diese ruhige Stunde, wenn der Himmel schon dunkel war und der Mond aufging, gehörte ihm.
Boone sah den Wolken nach, die Regen versprachen, lauschte dem hypnotischen Schlagen der Wellen, dem Zirpen der Gril en im Gras – das er übrigens bald würde mähen müssen – und sog tief den würzigen Duft der Blumen ein.
Kein Wunder, dass er sofort zugegriffen hatte, als er das Haus zum ersten Mal sah. An keinem anderen Ort war er je so entspannt gewesen, hatte er diesen inneren Frieden gespürt und einfach das Gefühl, dass alles seine Richtigkeit hatte. Der Ort inspirierte ihn. Die geheimnisvollen Zypressen, die magischen Pflanzen, die auf den Klippen wuchsen, die leeren Strände bei Nacht.
Die ätherisch schöne Frau nebenan. Sie war wie eine wundervolle Erscheinung aus einer seiner Geschichten.
Er lächelte in sich hinein. Für jemanden, der seit ewig langer Zeit nicht mehr an Frauen als solche gedacht hatte, verwandte er jetzt wirklich eine ganze Menge Gedanken auf diese eine.
Es hatte lange gedauert, bis er Alices Tod verkraftet hatte. Obwohl er während der letzten Jahre nicht unbedingt wie ein Mönch gelebt hatte, so empfand er sich doch nicht mehr als auf dem Heiratsmarkt verfügbar. Sein Leben war nicht leer, und nach dem Verarbeiten des Schmerzes hatte Boone akzeptiert, dass es weiterging und gelebt werden musste.
Er nippte an seinem Brandy und genoss einfach die Nacht, als er Anas Wagen hörte. Natürlich hatte er nicht darauf gewartet, versicherte
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