Die Donovans 3: Das geheime Amulett
nicht sagen können, ob er erleichtert oder verärgert war, dass er die Hände voller Kisten und Pakete hatte. Denn wären sie frei gewesen, hätte er dem Drang, Ana zu berühren, kaum widerstehen können. „Aber man sollte versuchen, die passende für den Moment zu finden. Wo haben Sie sich versteckt, Anastasia?“
Die Wärme in ihrem Blick verschwand. „Versteckt?“
„Ja, ich habe Sie seit Tagen nicht in Ihrem Garten gesehen. Sie schienen mir nicht der Typ zu sein, der sich so leicht einschüchtern lässt.“
Da Jessie direkt vor ihnen herhüpfte, verkniff Ana sich die bissige Erwiderung, die ihr auf der Zunge lag. „Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich habe zu arbeiten. Wie so viele andere übrigens auch.“ Sie deutete mit dem Kopf auf die Kisten in seinem Arm. „Sie tragen gerade einiges von meiner Arbeit.“
„So ist das also. Na, da bin ich ja froh, dass ich mich nicht habe hinreißen lassen, an Ihre Tür zu klopfen und zu fragen, ob Sie mir eine Tasse Zucker leihen können. Fast hätte ich es getan, aber dann schien es mir doch zu plump.“
Sie warf ihm einen schiefen Seitenblick zu. „Ich weiß Ihre Zurückhaltung zu schätzen.“
„Das sollten Sie auch.“
Ana blies sich nur das Haar aus der Stirn und rief nach Jessie. „Gehen wir hier entlang, damit wir zur Hintertür herein können. An Samstagen herrscht normalerweise immer reger Betrieb im Laden, und ich möchte nicht durch den ganzen Laden laufen und die Kunden stören müssen.“
„Was für ein Laden ist das eigentlich?“, wollte Boone wissen.
„Oh.“ Ana lächelte wieder. „Dort wird alles Mögliche verkauft. Ich kann mir denken, dass Sie das Warensortiment interessant finden. Da sind wir schon.“ Sie deutete auf eine Tür, die von Terrakottatöpfen mit überquellenden blutroten Geranien flankiert war. „Kannst du bitte die Tür aufhalten, Jessie?“
„Klar.“ Ganz versessen darauf, herauszufinden, was hinter dieser Tür lag, schob Jessie die Tür auf und ließ ein begeistertes Jauchzen hören.
„Sieh nur, Daddy!“ Jessie setzte ihr Paket auf dem ersten sich bietenden freien Platz ab und stürzte auf die große weiße Katze zu, die auf einem Stuhl saß und sich putzte.
„Jessica!“ Boones Ruf war knapp und entschieden und ließ seine Tochter mitten in der Bewegung innehalten. „Was habe ich dir über Tiere gesagt, die du nicht kennst?“
„Aber Daddy, er ist doch so schön. Ich will sie doch nur ein bisschen streicheln.“
„Sie“, verbesserte Ana und stellte ihre Kisten ab. „Dein Vater hat recht, Jessie. Nicht alle Tiere mögen kleine Kinder.“
Jessie juckte es in den Fingern, dieses dichte weiße Fell zu streicheln.
„Mag sie denn Kinder?“
„Manchmal mag Luna überhaupt niemanden.“ Lachend kraulte Ana die Katze hinter den Ohren. „Aber wenn du sehr respektvoll zu ihr bist, gibt sie vielleicht ihr königliches Einverständnis, und dann kommt man sehr gut mit ihr aus.“ Ana lächelte Boone zuversichtlich zu. „Luna kratzt nicht. Wenn sie genug hat, stolziert sie einfach davon.“
Heute war Luna offensichtlich in der Stimmung, sich ein paar Aufmerksamkeiten gefallen zu lassen. Sie rieb ihren Kopf an Jessies ausgestreckter Hand.
„Sie mag mich!“ Jessie lachte glücklich. „Daddy, sieh, sie mag mich!“
„Ja, ich sehe es.“
„Morgana hat normalerweise immer etwas Kühles zu trinken hier hinten.“
Ana öffnete den kleinen Kühlschrank. „Möchten Sie etwas?“
„Gern.“ Eigentlich hatte er keinen Durst, aber das Angebot bot ihm die Chance, noch länger zu bleiben. Er lehnte sich an die Küchenanrichte und betrachtete Ana, die Gläser hervorholte. „Zum Laden geht’s da durch?“
Er zeigte auf eine Tür, und Ana nickte. „Und der Lagerraum ist da. Das Meiste von dem, was Morgana verkauft, sind Einzelstücke, ihr Lager ist nicht groß.“
Boone griff über Anas Schulter nach der Rosmarinpflanze, die in einem Topf auf der Fensterbank wuchs, und rieb die aromatischen Blätter zwischen den Fingern. „Sie verkauft also Kräuter und solches Zeug?“
Ana ignorierte bemüht die Tatsache, dass er ihr viel zu nahe war. Sie konnte den Duft der See an ihm riechen, wahrscheinlich hatte er mit seiner Tochter die Möwen gefüttert. „So ungefähr.“ Sie drehte sich um und drückte ihm ein Glas in die Hand. „Hier. Limonade. Morgana hat sie selbst gemacht.“
„Danke.“ Er wusste, es war nicht gerade fair und wahrscheinlich höchst unvernünftig, aber er blieb stehen, wo er war, und
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