Die Donovans 3: Das geheime Amulett
müsst Ihr Wegzoll zahlen.‘
Sie aber lachte nur und schalt ihn einen gewöhnlichen Frosch, dem gar nichts gehörte. Der Frosch war natürlich sehr verwirrt über ihre Haltung.
Immerhin passierte es nicht jeden Tag, dass er aus dem Wasser sprang und mit einer hübschen Maid redete, und er hatte zumindest einen erschreckten Schrei und etwas mehr Respekt erwartet. Er liebte es, andere mit seinen Tricks zu überraschen, und er war sehr enttäuscht, dass es diesmal nicht geklappt hatte. Er erklärte der jungen Hexe, dass er kein gewöhnlicher Frosch sei, und wenn sie den Wegzoll nicht bezahlen würde, dass er sie dann bestrafen müsse. Auf die Frage, welchen Wegzoll er denn erwarte, antwortete der Frosch, einen Kuss. Das hatte die Hexe natürlich schon geahnt, denn sie war zwar jung, aber nicht dumm. So sagte sie ihm, dass sie es stark bezweifelte, er würde sich in einen jungen hübschen Prinzen verwandeln, und deshalb wollte sie sich ihre Küsse für jemand anderen aufbewahren.
Jetzt war der Frosch erst recht verärgert. Er begann zu zaubern, ließ Wind aufkommen, dass die Blätter an den Bäumen raschelten, aber sie gähnte nur gelangweilt. Weil er nicht mehr wusste, was er noch tun sollte, sprang der Frosch direkt in ihren Schoß und begann, sie heftig auszuschimpfen. Um ihm eine Lektion zu erteilen, nahm die junge Hexe den Frosch und warf ihn zurück ins Wasser. Aber als er wieder auftauchte, da war er gar kein Frosch mehr, sondern ein junger Mann, sehr nass und sehr wütend. Er schwamm ans Ufer zurück, und da standen sie nun und schrien sich gegenseitig an, drohten sich mit Zaubersprüchen und Flüchen, sandten Blitze über den Himmel und ließen Donner grollen. Obwohl sie ihm mit den schlimmsten Höllenflüchen gedroht hatte, bestand der junge Mann weiterhin auf seinen Wegzoll, denn es waren sein Land, sein Wasser und sein gutes Recht. Deshalb küsste er sie herzhaft.
Und es brauchte nur diesen einen Moment, um den Ärger in ihrem Herzen in Wärme zu verwandeln und die Wut in seiner Brust in Liebe. Denn auch bei Hexen und Zauberern wirkt der stärkste aller Zauber. Sie heirateten einen Monat später, am Ufer des Teichs. Und sie lebten glücklich und zufrieden. Und jedes Jahr, an genau dem Tag im Hochsommer, geht die Hexe, obwohl sie längst nicht mehr jung ist, an den Teich, lässt ihre Füße im Wasser baumeln und wartet darauf, dass der Frosch zu ihr kommt.“
Jessie war längst eingeschlafen. Da hatte Ana die Geschichte wohl für sich selbst zu Ende erzählt – zumindest dachte sie das. Aber als sie die Bettdecke zurückschlug, lag auf einmal Boones Hand auf ihrem Arm.
„Keine schlechte Geschichte für einen Amateur. Muss irisch sein.“
„Eine alte Familiengeschichte.“ Wie oft hatte sie sich erzählen lassen, wie ihre Mutter und ihr Vater sich kennengelernt hatten.
Geschickt zog Boone seiner Tochter die Schuhe aus. „Vorsicht.
Vielleicht stehle ich mir ein paar Ideen davon.“
Kaum hatte er Jessie zugedeckt, sprang Daisy mit einem Satz auf das Fußende des Betts.
„Wie war der Spaziergang?“
„Großartig. Nachdem ich über mein Schuldgefühl hinweg war, dass ich dich mit dem Aufräumen allein gelassen habe – was ungefähr neunzig Sekunden gedauert hat.“ Er strich Jessie das Haar aus der Stirn und gab ihr einen Gutenachtkuss. „Das Beneidenswerteste an der Kindheit ist, dass man von einer Sekunde auf die andere einschlafen kann.“
„Hast du immer noch Probleme damit?“
„Mir geht ziemlich viel im Kopf herum.“ Er nahm Ana bei der Hand und zog sie aus dem Zimmer, ohne die Tür zu schließen. „Ein großer Teil davon dreht sich um dich, aber da gibt es auch noch andere Sachen.“
„Nicht schmeichelhaft, aber ehrlich.“ Sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen. „Ehrlich, Boone, ich könnte dir etwas geben.“ Röte stahl sich auf ihre Wangen, und sie gluckste vergnügt, als sie seine Miene sah. „Ein sehr mildes, völlig unbedenkliches Schlafmittel auf Kräuterbasis. Willst du?“
„Sex wäre mir lieber.“
Kopfschüttelnd stieg sie die Treppe nach unten. „Du nimmst mich nicht ernst.“
„Im Gegenteil.“
„Ich meine als Herbalistin.“
„Ich verstehe nicht das Geringste davon, aber das heißt nicht, dass ich es abtue.“ Allerdings würde er sich deshalb noch lange nichts von ihr verschreiben lassen. „Warum hast du dich eigentlich dafür entschieden?“
„Es hat mich schon immer interessiert. In meiner Familie gibt es seit Generationen
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