Die Donovans 3: Das geheime Amulett
hier?“
„Ich bin schon weg.“
Als er in die Dämmerung eintauchte, Daisy um seine Beine springend, hörte er die sanfte Musik von weiblichem Lachen aus den Fenstern seines Hauses dringen.
„Daddy hat erzählt, du bist in einem Schloss geboren worden“, sagte Jessie, als sie Ana half, das Geschirr in die Spülmaschine zu laden.
„Ja, das stimmt. In Irland.“
„In einem richtigen Schloss?“
„Ja, direkt am Meer. Es hat Türmchen und Erker, Geheimgänge und sogar eine Zugbrücke.“
„Genau wie in Daddys Büchern.“
„Sehr ähnlich, ja. Es ist ein verzauberter Palast. Mein Vater und seine Brüder wurden dort geboren, und davor ihr Vater, und davor dessen Vater.
Es geht viel weiter zurück, als ich es sagen könnte.“
„Wäre ich in einem Schloss geboren worden, würde ich immer dort leben.“ Jessie stand ganz nahe bei Ana, erfreute sich, ohne genau zu wissen, warum, an dem weiblichen Duft, der weiblichen Stimme. „Warum bist du von dort weggegangen?“
„Oh, es ist immer noch mein Zuhause, aber manchmal muss man weggehen, um sein eigenes Zuhause zu schaffen. Deinen eigenen Zauber.“
„So wie Daddy und ich es getan haben, als wir hierhergezogen sind.“
„Ja.“ Ana schloss die Tür der Spülmaschine und ließ heißes Wasser ins Spülbecken laufen, um Töpfe und Pfannen einzuweichen. „Wie geht es dir hier? Gefällt es dir in Monterey?“
„Oh ja. Nana hat gesagt, ich werde Heimweh bekommen, sobald der Reiz des Neuen vergeht. Was bedeutet das?“
Nicht gerade eine sehr überlegte Äußerung gegenüber einem leicht zu beeindruckenden Kind. Sie war sicher, dass Nana da wohl eher an sich selbst gedacht hatte. Laut sagte sie: „Weißt du, wenn du Heimweh bekommst, dann solltest du daran denken, dass der schönste Platz immer der ist, an dem du gerade bist.“
„Ich mag es dort, wo Daddy ist, und wenn es in Timbuktu wäre.“
„Bitte?“
„Grandma Sawyer hat gesagt, er hätte genauso gut nach Timbuktu ziehen können.“ Jessie nahm den Topf, den Ana ihr hinhielt, und begann ihn mit konzentrierter Miene abzutrocknen. „Gibt es diesen Ort wirklich?“
„Doch. Aber man sagt es auch, wenn man einen weit entfernten Ort meint. Deine Großeltern vermissen dich, Sonnenschein, das ist alles.“
„Mir fehlen sie auch, aber ich rede mit ihnen am Telefon, und Daddy hat mir geholfen, einen Brief auf dem Computer zu schreiben. Glaubst du, du könntest Daddy heiraten, damit Grandma Sawyer ihm nicht mehr im Nacken sitzt?“
Die Pfanne, die Ana gerade abspülte, rutschte ihr aus der Hand und beschwor eine kleine Flutwelle herauf, als sie zurück ins Spülbecken fiel.
„Ich denke nicht, dass das geht.“
„Ich habe gehört, wie er zu Grandma Sawyer gesagt hat, dass sie ihm ständig im Nacken sitzt, dass er sich eine neue Frau suchen soll, damit er nicht einsam ist und ich nicht ohne Mutter aufwachsen muss. Seine Stimme hatte diesen ärgerlichen Klang, so wie bei mir, wenn er richtig böse auf mich ist. Oder als Daisy sein Kissen zerbissen hat. Und dann hat er gesagt, dass er verflucht sein will, sich noch mal zu binden, nur um Frieden zu kriegen.“
„Ich verstehe.“ Ana presste angestrengt die Lippen aufeinander, um ein ernstes Gesicht zu wahren. „Ich glaube nicht, dass er es gerne hört, wenn du das wiederholst, Jessie, und solche Wörter benutzt.“
„Denkst du, Daddy ist einsam?“
„Nein. Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, er ist sehr glücklich mit dir und Daisy. Wenn er eines Tages wieder heiraten sollte, dann nur, weil er jemanden gefunden hat, den ihr alle sehr lieb habt.“
„Ich liebe dich.“
„Ach, Sonnenschein.“ Die Hände voller Schaum, ging Ana vor Jessie in die Hocke und umarmte sie fest. „Ich liebe dich auch.“
„Liebst du Daddy?“
Ich wünschte, ich wüsste es, dachte sie. „Das ist anders“, sagte Ana laut. Sie bewegte sich auf unsicherem Grund. „Wenn du größer bist, wirst du erfahren, dass es verschiedene Arten von Liebe gibt. Aber ich bin sehr glücklich, dass ihr hierhergezogen seid und wir alle Freunde sein können.“
„Daddy hat in letzter Zeit nie eine Lady zum Dinner eingeladen.“
„Nun, ihr seid ja auch erst wenige Wochen hier.“
„Nein, ich meine nie, auch nicht in Indiana. Deshalb dachte ich, das heißt vielleicht, dass ihr heiratet, und dann könnte Grandma Sawyer ihn endlich in Ruhe lassen, und ich wäre kein armes mutterloses Kind mehr. Habe ich recht damit?“
„Nein.“ Ana bemühte sich redlich, nicht laut
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