Die Donovans 3: Das geheime Amulett
Heiler.“
„Ärzte?“
„Nein, nicht direkt.“
Boone nahm den Wein und zwei Gläser mit, als sie auf dem Weg zur Veranda durch die Küche kamen. „Wolltest du keine Ärztin werden?“
„Ich habe mich einfach nicht in der Lage gefühlt, in die Medizin zu gehen.“
„Also, so etwas von einer modernen, emanzipierten Frau zu hören, ist schon sehr seltsam.“
„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“ Sie nahm das Glas an, das er ihr hinhielt. „Es ist nicht möglich, jeden zu heilen. Und ich … habe Schwierigkeiten damit, Leiden zu ertragen. Das, was ich tue, erfüllt sowohl meine Bedürfnisse als es mich auch schützt.“ Mehr konnte sie ihm nicht sagen. „Außerdem gefällt es mir, allein zu arbeiten.“
„Das Gefühl kenne ich. Meine Eltern hielten mich für völlig verrückt. Das Schreiben an sich war ja okay, aber sie hätten erwartet, dass ich den klassischen Bestseller schreibe. Mindestens. Märchen waren für sie anfangs sehr schwer zu akzeptieren.“
„Sie müssen stolz auf dich sein.“
„Auf ihre Art. Es sind gute, herzliche Menschen“, sagte er lang gezogen, als ihm bewusst wurde, dass er noch nie mit jemand anderem als mit Alice über seine Eltern gesprochen hatte. „Sie lieben mich, und der Himmel weiß, wie sehr sie Jessie vergöttern. Aber sie haben Probleme damit zu akzeptieren, dass ich für mein Leben nicht unbedingt das will, was sie sich wünschen. Ein Haus am Stadtrand, ein anständiges Golfspiel und eine Ehefrau, die zu mir steht.“
„Nichts davon ist schlecht.“
„Nein, und ich hatte es auch einmal – bis auf das Golfen. Ich möchte nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, sie zu überzeugen, dass mir mein Leben so gefällt, wie es ist.“ Er wickelte sich eine Strähne von Anas Haar um einen Finger. „Hörst du so was nicht auch von deinen Eltern? ‚Ana, wann findest du endlich einen netten Mann und gründest eine Familie?‘“
„Nein.“ Sie lachte in ihren Wein. „Nein, nie.“ Allein die Vorstellung, dass ihre Mutter oder ihr Vater so etwas sagten, brachte sie erneut zum Lachen.
„Ich nehme an, man könnte meine Eltern als … exzentrisch bezeichnen.“
Mit sich und der Welt im Reinen, legte sie den Kopf in den Nacken und sah zu den Sternen auf. „Ich glaube, sie wären entsetzt, würde ich mich mit ‚nett‘ zufrieden geben. Du hast mir gar nicht gesagt, dass du eine Zeichnung von Tante Bryna dein Eigen nennst.“
„Als die Beziehung zu deiner Familie zur Sprache kam, sahst du aus, als würdest du mir am liebsten an die Gurgel gehen. Deshalb hielt ich es für angebrachter, nichts davon zu erwähnen. Und danach habe ich nicht mehr daran gedacht.“
„Sie muss hohe Stücke auf dich halten. Nach der Hochzeit hat sie Nash nur eine geschenkt, und er bettelt schon seit Jahren.“
„Wirklich? Oh, das werde ich ihm nächstens unter die Nase reiben.“ Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es leicht an. „Es ist schon Jahre her, dass ich im Dunkeln auf einer Veranda gesessen und geknutscht habe.
Ich frage mich, ob ich das noch kann.“
Mit den Lippen strich er zart über ihren Mund, einmal, zweimal, bis er sich zitternd und einladend öffnete. Er nahm ihr das Glas aus der Hand, stellte es ab und ließ seinen Mund nehmen, was sie ihm bot.
Süß, so unglaublich süß. Es wärmte ihn, beruhigte ihn, erregte ihn.
Weich, so weich. Lockte ihn, verführte ihn, bezauberte ihn. Und lautlos, so lautlos, dieser erstickte Seufzer, der seinen Körper wie ein Blitz in Brand setzte.
Aber er war kein unerfahrener hitziger Junge. Er wusste den Vulkan, der in seinem Innern brodelte, zu kontrollieren. Wenn er ihr nicht die Gänze seiner Leidenschaft geben konnte, so wollte er ihr doch die durch Erfahrung erlernte Beherrschung zukommen lassen.
Und während er von ihrem Mund trank und sich mit ihrem Sein erfüllte, langsam, Schritt für Schritt, gab er ihr so viel Zärtlichkeit und Zuneigung, dass sie hilflos und schwankend auf dem schmalen Grad zur Liebe wanderte.
Er spürte, wie sie sich ihm ergab, spürte es so deutlich wie den Abendwind auf seiner Haut. Wohl wissend, dass es ihn nur näher an die Grenze seiner Beherrschung treiben würde, ließ er sich von dem fiebrigen Verlangen, zu berühren, vorantreiben.
Sie war so zart, so wunderbar weich. Ihr Herz schlug wie wild unter seiner Hand. Er konnte sie fast schmecken, ihre heiße, seidene Haut, auf seinen Lippen, in seinem Mund, tief in seiner Kehle. Es war wie eine Folter, ihr nicht das
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