Die Donovans 3: Das geheime Amulett
hatte.
Für ihn. Für sie. Für das erste Mal zusammen.
Dornen zerrissen seinen Magen, dröhnend wie Amboss und Hammer schlug das Verlangen den Takt in seinem Kopf. Obwohl ihre Lippen nur leicht auf seinen lagen, betäubte ihn ihr Geschmack, verwandelten sich Zurückhaltung und Selbstbeherrschung in unklare, völlig nichtige Konzepte.
Er versuchte sich zurückzuziehen, doch ihre Arme schlangen sich weich um seinen Nacken.
„Ana …“
„Schsch …“ Sie beruhigte und erregte ihn mit dem Spiel ihrer Lippen auf seinem Mund. „Küss mich einfach.“
Wie sollte er es nicht, wenn ihre Lippen so einladend geöffnet waren? Er legte beide Hände an ihr Gesicht, während er einen unmenschlichen inneren Kampf mit sich ausfocht, diese Umarmung nicht zu weit gehen zu lassen.
Als das Telefon klingelte, stieß er ein lautes Stöhnen aus, aus Frustration und Erleichterung. „Ich sollte besser auf der Stelle gehen.“
„Nein.“ Sie wollte lachen, konnte aber nur leise lächeln, während sie sich aus seinen Armen löste. Nie zuvor hatte sie eine so köstliche Macht erfahren. „Bitte, bleib. Warum gießt du nicht Tee in die Tassen, während ich ans Telefon gehe?“
Tee einschenken, dachte er. Wenn er Glück hatte, schaffte er es, die Kanne anzuheben. Sein gesamter Körper war in Aufruhr.
„Mama!“ Jetzt lachte sie doch, und Boone hörte die überschäumende, ehrliche Freude. „Oh, danke! Danke euch allen. Ja, ich hab’s bekommen, heute Morgen. Eine wunderbare Überraschung.“ Sie lachte wieder, lauschte. „Aber natürlich, es geht mir bestens. Ich … Dad!“ Sie gluckste vergnügt, als ihr Vater sich am Hörer meldete. „Ja, ich weiß, was der Frosch bedeutet. Ich liebe ihn. Dich liebe ich auch. Nein, der ist mir lieber als ein echter.“ Sie lächelte Boone an, als er ihr eine Tasse Tee reichte.
„Tante Bryna! Ja, es ist eine wunderschöne Geschichte. Ja, sicher.
Morgana geht es gut, und den Zwillingen auch. Nicht mehr lange … Ja, natürlich werdet ihr rechtzeitig hier sein.“
Rastlos wanderte Boone im Raum umher, nippte an dem Tee, der erstaunlich gut schmeckte. Er fragte sich, was, zum Teufel, sie da wohl hineingegeben haben mochte. Was, zum Teufel, hatte sie in ihn hineingegeben? Allein ihre Stimme zu hören, löste ein unbändiges Sehnen in ihm aus.
Er würde schon damit fertig werden, sagte er sich. Sie würden gemeinsam eine Tasse Tee trinken – ganz zivilisiert –, und er würde gefälligst die Finger von ihr lassen. Dann würde er die Flucht ergreifen und sich in seiner Arbeit vergraben, um den restlichen Tag nicht mehr an sie denken zu müssen.
Die Geschichte war fast fertig, und schon bald würde er mit den Illustrationen beginnen können. Er wusste bereits, was er wollte.
Ana.
Er schüttelte heftig den Kopf und trank einen großen Schluck Tee. Es hörte sich an, als würde sie mit jedem Einzelnen ihrer Verwandten reden.
Umso besser. Das ließ ihm Zeit, sich wieder zu sammeln.
„Ihr fehlt mir, alle. Wir sehen uns dann in zwei Wochen. Seid gesegnet.“
Ihre Augen schwammen leicht in Tränen, aber sie lächelte, als sie sich zu Boone umdrehte. „Das war meine Familie.“
„Das dachte ich mir.“
„Sie haben mir heute Morgen eine Truhe mit Geschenken geschickt. Ich hatte noch keine Gelegenheit, sie anzurufen und ihnen zu danken.“
„Das ist nett. Ana, ich sollte wirklich … Heute Morgen? Ich habe keinen Lieferwagen gesehen. Das muss mir völlig entgangen sein.“
„Er war sehr früh da.“ Sie sah weg und setzte die Tasse ab. „Sonderlieferung, sozusagen. Sie können es gar nicht mehr abwarten, Ende des Monats zu kommen.“
„Du freust dich auf sie.“
„Immer. Sie waren im Sommer kurz hier, aber mit der ganzen Aufregung um Sebastians Hochzeit blieb kaum Zeit, um einfach nur in Ruhe zusammenzusitzen.“ Sie öffnete die Hintertür, um Quigley hinauszulassen, wandte sich dann wieder zu Boone. „Noch etwas Tee?“
„Nein, danke, wirklich nicht. Ich muss gehen. Die Arbeit ruft.“ Er bewegte sich übertrieben unauffällig auf die Tür zu. „Nochmals herzlichen Glückwunsch, Ana.“
„Boone.“ Sie legte eine Hand auf seinen Arm, spürte seine Muskeln zittern. „Jedes Jahr an meinem Geburtstag schenke ich mir etwas. Ein sehr einfaches Geschenk – einen Tag lang nur das tun, was ich will, was immer sich gut anfühlt.“ Sie schloss die Tür und stand zwischen ihm und dem Ausgang. „Ich will dich. Das heißt, wenn du mich noch willst.“
Ihre Worte hallten
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