Die Donovans 3: Das geheime Amulett
hereinkommen?“
„Ja … natürlich.“ Er trat ein, hielt aber vorsichtshalber Abstand.
Während der letzten zwei Wochen hatte er sich zurückgehalten wie nur irgend möglich und der Versuchung widerstanden, zu oft mit ihr allein zu sein. Und wenn sie einmal allein waren, hatte er darauf geachtet, die Stimmung unbeschwert zu halten. Jetzt wurde ihm klar, dass er das nicht nur für Ana, sondern auch für sich getan hatte.
Sie war einfach unwiderstehlich, selbst wenn sie im hellen Sonnenlicht standen, sich über Jessie, den Garten oder beider Arbeit unterhielten.
Aber das hier, vor ihr zu stehen, eingefangen in dem exotischen Parfüm, das seine Sinne quälte, zu wissen, dass das Haus leer war … das war geradezu unerträglich.
„Stimmt irgendwas nicht?“, fragte sie, aber sie lächelte, als wüsste sie es genau.
„Nein … nein, alles in Ordnung. Ah … wie geht es dir?“
„Gut.“ Ihr Lächeln wurde breiter, wärmer.
„Schön.“ Er war überzeugt, wenn er sich noch mehr verspannte, würde er zu Stein werden.
„Ich wollte mir gerade einen Tee machen. Tut mir leid, ich habe keinen Kaffee im Haus, aber vielleicht möchtest du ja auch eine Tasse?“
„Tee.“ Er atmete leise aus. „Großartig.“ Er sah ihr nach, als sie zum Herd ging, mit der Katze, die sich an ihre Beine schmiegte. Ana stellte den Kessel auf, dann schüttete sie Quigleys Frühstück in seine Schale, ging in die Hocke, um ihn zu streicheln, während er fraß. Der Morgenmantel rutschte und gab den Blick auf einen samtenen Oberschenkel frei.
„Was macht der Waldmeister? Und der Ysop?“
„Äh …“
Sie warf ihr Haar zurück und lächelte zu ihm auf. „Die Kräuter, die ich dir für deinen Garten gab.“
„Ach ja, die. Sie wachsen …“
„Ich habe Salbei und Thymian in Töpfe umgepflanzt. Vielleicht möchtest du welche mitnehmen, für die Fensterbank in der Küche? Du kannst sie beim Kochen verwenden.“ Sie erhob sich, als der Kessel zu pfeifen begann.
„Frische Kräuter sind immer aromatischer.“
„Ja, gern.“ Er hatte sich fast schon wieder entspannt. Hoffte er zumindest. Es war beruhigend, ihr beim Teeaufschütten zuzusehen, wie sie die Porzellankanne vorwärmte, lose Teeblätter hineingab. Bisher hatte er nicht geahnt, dass eine Frau beruhigend und erregend zugleich sein konnte. „Jessie gluckt über die Goldlacksamen, die du ihr gegeben hast, wie eine Henne über ihre Eier.“
„Sie darf sie nur nicht zu oft gießen.“ Ana stellte die Kanne beiseite, um den Tee ziehen zu lassen. „Nun?“
Er blinzelte. „Nun – was?“
„Boone, wirst du mir nun zeigen, was du da hinter deinem Rücken versteckst oder nicht? Ich sehe doch, dass du etwas in den Händen hältst.“
„Täuschen kann man dich also nicht, was?“ Er hielt ihr eine in hellblaues Papier gewickelte Schachtel hin. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“
„Woher wusstest du, dass ich heute Geburtstag habe?“
„Nash hat’s mir verraten. Willst du es nicht öffnen?“
„Doch, natürlich.“ Ana riss das Papier herunter, und eine Schachtel mit dem Logo von Morganas Laden kam zum Vorschein. „Eine exzellente Wahl“, sagte sie. „Mit nichts, was du bei ‚Wicca‘ kaufst, könntest du verkehrt liegen.“ Sie hob den Deckel und hielt den Atem an.
Die zierliche Statue einer Zauberin kam zum Vorschein, wundervoll geschnitzt aus Bernstein. Ihr Kopf lag im Nacken, das lange Haar fiel ihr prachtvoll über das Gewand. Die schlanken Arme erhoben, leicht gebeugt an den Ellbogen, die Hände zusammengelegt, mit den Handflächen zum Gesicht – ein Spiegelbild der uralten Haltung, die Ana vor der Truhe heute Morgen eingenommen hatte.
„Sie ist wunderschön“, murmelte sie ergriffen. „Unglaublich schön.“
„Ich war letzte Woche in dem Laden. Morgana hatte gerade eine neue Lieferung bekommen. Die Statue erinnerte mich an dich.“
„Danke.“ Die Bernsteinfigur in einer Hand, legte sie die andere an seine Wange. „Du hättest nichts Perfekteres finden können.“
Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen, um seine Lippen zu berühren. Sie wusste genau, was sie tat, wusste, als er den Kuss erwiderte, dass er sich an der Kette, die die Selbstbeherrschung ihm angelegt hatte, fast erstickte. Macht, frisch und klar wie Regenwasser, strömte in sie.
Das war es, worauf sie gewartet hatte. Das war der Grund, weshalb sie den Morgen mit dem ewig währenden weiblichen Ritual von Ölen und Lotionen und Parfüms verbracht
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