Die Doppelgängerin
von
Tarzans Bemühen berichtet und hinzugefügt, daß sie morgen mit der
St.-Irmengard-Direktorin abermals reden werde — um das Verhängnis eines
schulischen Verweises abzuwenden.
„Ob sich damit was erreichen läßt“,
sagte Zonker in sein Glas, „bezweifle ich allerdings. Siglinde Dettl bekundet
guten Willen. Aber an den Tatsachen hat sich bislang nichts geändert. Ich
überlege schon, ob man der Schule eine Spende zukommen läßt... Nein! Das sähe
aus wie der Versuch einer Bestechung. Das wäre fast, als hätte Bärbel sich
schuldig bekannt. Nein! So geht’s nicht. Wir müssen abwarten und hoffen, daß...
Tja! eigentlich ist dieser Tarzan die einzige Hoffnung.“
Frau Zonker nickte.
Bärbel fragte zum x-tenmal: „Aber ihr
glaubt mir doch?“
Ihre Eltern bestätigten das.
Und Zonker erklärte zum x-tenmal: „Es
waren die Umstände, Bärbel! Wie oft hast du hochwütend auf die Dettl
geschimpft. Und die Situation mit dem fest verschlossenen Haus. Alles zusammen
ließ uns glauben, du wärst nicht ganz unschuldig.“
Frau Zonker goß für sich und ihren Mann
neue Drinks ein. Bärbel erhielt noch ein großes Glas Apfelsaft.
„Jetzt wird es aber Zeit, daß du ins
Bett gehst“, sagte Margot Zonker, „schließlich hast du morgen Schule.“
„Mamilein“, protestierte Bärbel, „erstens
ist es jetzt so gemütlich, zweitens bin ich immer noch aufgeregt. Kein Auge
könnte ich zumachen.“
Ihr Vater lachte. „Du brauchst sie
nicht zuzumachen. Dir fallen sie schon zu.“
In diesem Moment schrillte das Telefon.
„Nanu“, meinte er. „Hat Siglinde Dettl
doch noch ein Loch in der Mauer entdeckt?“
Er rutschte vom Barhocker, stolperte
über die Teppichkante, erreichte den Apparat und nahm den Hörer.
„Zonker.“
„Schon die Telefonrechnung bezahlt?“
fragte eine heisere Stimme.
Zonker stutzte. „Wer spricht dort?“
„Das tut nichts zur Sache. Schlimm, was
— wenn das heißgeliebte Töchterlein solche Zicken macht!“
„Wer sind Sie?“ Zonker war schlagartig
nüchtern. „Was wissen Sie davon?“
Aber das überhörte der Anrufer. „Wie
steht’s denn jetzt um die Kleine? Schlimm, was! Solche Gemeinheiten nimmt
niemand gern hin. Zumal — die Telefonrechnung hätte das arme Fräulein Dettl
bankrott machen können, wie?“
„Verdammt noch mal!“ schrie Zonker in
den Hörer. „Jetzt sagen Sie, wer Sie sind und was Sie wollen!“
„Helfen!“ flüsterte der Anrufer. Dann
lachte er schallend.
Bärbel und ihre Mutter hatten sich
umgewandt. Sie machten große Augen und konnten sich nicht erklären, warum der
Familienvorstand so ungehalten war.
„Was meinen Sie mit helfen?“ fragte er
jetzt.
„Nun, ich habe eine Möglichkeit. Ein
Wort von mir — und Ihre Tochter ist makellos reingewaschen. Ein Hinweis von mir
— und ihre Unschuld ist erwiesen.“
„Sie wissen was? Sagen Sie’s! Sie
kennen den wahren Täter?“
„Ich kann mit meinem Hinweis beweisen,
daß Ihre Tochter an der Sache unschuldig ist. Aber das kostet eine Kleinigkeit,
Zonker. Unter 10 000 ist da nichts drin. Das bezahlen Sie doch aus der
Westentasche. Ist Ihnen der gute Ruf Ihrer Tochter das wert?“
„Jetzt verstehe ich. Sie wollen mich
erpressen. Sie selbst waren in dem Dettlschen Haus. Sie haben die Zeitansage in
Rom angerufen und alles so gedreht, daß meine Tochter in Verdacht gerät. Pfui
Teufel! Sie Schwein! Und jetzt soll ich Sie dafür bezahlen, daß Sie meine
Tochter entlasten. Wie denn? Indem Sie sich stellen? Indem Sie der Polizei
erklären: Ich war’s, wollte nur einen Scherz machen — das Mädchen hat nichts
mit der Sache zu tun?! Das glauben Sie doch selbst nicht. Genausogut könnte ich
die 10 000 zerreißen.“
Der Anrufer lachte. „Wäre schade um das
Geld. Im übrigen können Sie mir glauben: wenn ich solche Sachen fingere, dann
richtig. Ich brauche mich nicht zu stellen. Kein Aas wird je erfahren, wer ich
bin. Aber ich habe einen Hinweis angebracht, der die Unschuld Ihrer Tochter
beweist. Wollen Sie nun, oder wollen Sie nicht? Ich habe nicht viel investiert (eingesetzt). Von mir aus können wir die Sache vergessen.“
„Es dürfte genügen, wenn ich der
Polizei von Ihrem Anruf erzähle.“
„Und Sie meinen, die glaubt Ihnen das?“
„Jawohl! Das wird sie.“
„Da sind Sie aber schief gewickelt, Zonker.
Man wird es als den lächerlichen Versuch eines lieben Papas werten, der sein
Töchterchen entlasten will. Haha! Und nicht mal eine Tonbandaufnahme unseres
Gesprächs würde Ihnen
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