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Die Doppelgängerin

Die Doppelgängerin

Titel: Die Doppelgängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ja so enttäuscht. Wir dachten, das
wäre ein einmaliger Ausglitscher gewesen. Aber als vorhin dann der Anruf kam...“
Sie schüttelte den Kopf.
    Zonker sagte: „Um mal auf deine Theorie
zurückzukommen, Tarzan — ist Fräulein Dettl so unbeliebt? Allgemein, meine ich.
Bärbel hatte ja leider viel Ärger mit ihr.“
    „Ich kenne Fräulein Dettl nicht. Bisher
war sie kein Thema. Im übrigen — wer sagt denn, daß dieser Coup ihr galt? Ich
glaube eher, daß jemand Bärbel eins auswischen wollte.“
    Fassungslos sahen die beiden ihn an.
    „Aber... aber... weshalb denn?“
stotterte Zonker.

    Tarzan zuckte die Achseln. „Das wird
sich rausstellen!“
    Zonker trank einen großen Schluck,
fragte Tarzan, ob er ihm was anbieten dürfe, stieß aber auf höfliche Ablehnung.
    Er rieb sich das Kinn.
    „Du denkst an einen Bestimmten, Tarzan?“
    Und ob! dachte Tarzan. Sogar an zwei.
An Toni Ehrlich und Ottmar Paulsen. Die haben nämlich haarfein mitgekriegt, daß
Bärbel bei der Dettl zu tun hatte. Allerdings: so ein starkes Geschütz?
Einbruch, nur um Bärbel zu ärgern? Doch wer weiß, was in den Köpfen dieser
Typen vor sich geht. Jedenfalls werde ich mich um sie kümmern.
    Lächelnd nickte er.
    „Ich denke an jemanden, Herr Zonker.
Aber vorläufig nenne ich keinen Namen. Überlassen Sie die Sache nur mir. Ich
bin zwar noch nicht mal 14 und etwas jung für Erfahrungen. Aber auf diesem
Gebiet weiß ich Bescheid. Seien Sie nicht länger traurig. Für Bärbel verbürgt
sich der TKKG. Gute Nacht!“
    Als er sich in der Tür noch mal
umwandte, sah er: sein Gerede war nicht umsonst gewesen. Bärbels Eltern wirkten
jetzt zuversichtlich.

9. Anruf um Mitternacht
     
    Es war spät. Dunkle Wolken schoben sich
am Nachthimmel zusammen. Die geschäftige Großstadt begann zu schlafen. Aber
Tarzan entschloß sich zu einem Umweg.
    Er fuhr schnell. Als er schließlich in
den Sandweg einbog, sah er Licht hinter den kleinen Fenstern des
Backsteinhauses. Siglinde Dettl war noch wach. Sicherlich hinderte Empörung sie
am Einschlafen — Empörung über die Verderbtheit der heutigen Jugend.
    Tarzan hielt beim Gartentor, schob sein
Rennrad auf die Innenseite des Zauns, ging zur Haustür und klingelte.
    Nach einigen Augenblicken fragte eine
kantige Frauenstimme: „Wer ist da?“
    „Ich heiße Peter Carsten und bin ein
Freund von Bärbel Zonker. Bitte, entschuldigen Sie die Störung zu
nachtschlafender Zeit. Aber ich habe eben erst von dem vermeintlichen Anschlag
erfahren. Ich würde gern die Örtlichkeit überprüfen. Ich will gar nicht
reinkommen. Aber, erschrecken Sie nicht, wenn ich mal an den Fenstern rüttele.“
Statt einer Antwort wurde die Tür geöffnet.
    In der winzigen Diele stand eine
kleine, drahtige Frau mit dunklem Kurzhaarschnitt und einem qualmenden
Zigarillo in der rechten Hand. Siglinde Dettl war nicht mehr jung, aber wie aus
Hartgummi gemacht. Ihr ungeschminktes, von Wind und Wetter gegerbtes Gesicht
verriet häufigen Aufenthalt im Freien.
    Tarzan konnte sich vorstellen, daß sie
sich von halsbrecherischer Felswand in den Hochalpen abseilte, daß sie beim
Windsurfen im Herbst die letzte auf dem Wasser war und möglicherweise sogar
Judo betrieb. Sie trüg Jeans und einen derbgestrickten Pullover.
    „Hat einen so netten Freund, das
Mädchen“, sagte sie lächelnd, „und macht solche Sachen. Komm rein!“
    „Sie hat’s nicht gemacht“, sagte
Tarzan.
    „Doch. Es gibt keine andere
Möglichkeit. Ich habe sie nicht leichtfertig beschuldigt, die Bärbel, sondern
vorher jede andere Möglichkeit überprüft. Leider gibt’s keine.“
    „Jeder halbwegs geschickte Einbrecher“,
sagte Tarzan, „kann mit einem Nachschlüssel. .
    „Sieh dir das Schloß an!“ unterbrach
sie ihn.
    Er tat’s.
    Das Ergebnis entmutigte. Die Tür
verfügte über ein Sicherheitsschloß neuester und kompliziertester Bauart. Mit
einem Nachschlüssel konnte man hier höchstens Kratzer anbringen.
    „Die Hintertür ist auf die gleiche
Weise gesichert“, sagte Siglinde.
    Sie traten in einen gemütlichen
Wohnraum, wo im TV ein Spätfilm lief, den der gleiche Sender während der
letzten fünf Jahre schon achtmal gezeigt hatte. Die Kopie war so abgespielt,
daß an Rißstellen ganze Szenen fehlten.
    „Verpetz mich aber nicht!“ sagte
Siglinde. Sie schwenkte ihren Glimmstengel. „Ulrike, meine Schwester, ist
Nichtraucherin und haßt es, wenn ich ihre Pflanzen vergifte und die Gardinen
vergilbe.“
    Tarzan lächelte pflichtschuldig. „Dann
bleiben nur

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