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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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schmecken würden, aber es würde den Kaffee noch milder machen.
    Meine Kaffeemaschine ist so ein Zweitopf-Turbokocher, der in nur zwei Minuten eine Kanne Kaffee fabriziert. Nein, ich habe die Zeit nicht gestoppt, aber wenn ich erst die Maschine einschalte und anschließend pinkeln gehe, dann ist der Kaffee fertig, wenn ich fertig bin, und das heißt, dass es verflucht schnell geht.
    Ich schwenkte eine Kanne unter dem Auslauf durch und schüttete mit der anderen Kanne das Wasser in den Tank. Während der Kaffee durchlief, holte ich einen Stapel Styroporbecher, dazu Kaffeeweißer und rote Umrührstäbchen, und stellte alles neben der Kaffeemaschine auf.
    Nur wenig später folgte Detective Forester seiner Nase in mein Büro, wo er mit scharfem Blick gleich nach dem Eintreten die Kaffeemaschine entdeckte.
    »Ich habe Kaffee gemacht«, sagte ich und nahm einen Schluck von meiner Tasse, einem hübschen, knallgelben Becher mit der Lila Aufschrift »VERZEIH DEINEN FEINDEN – DAS TREIBT SIE ZUM WAHNSINN« rund um den Boden. Styropor klebt höllisch an Lippenstift, deshalb nehme ich immer eine richtige Tasse – nicht, dass ich Lippenstift aufgelegt hätte, aber das tut nichts zur Sache. »Möchten Sie auch einen?«
    »Hat die Katze einen Schwanz?«, fragte er rhetorisch und stand schon vor der Kaffeemaschine.
    »Kommt drauf an, ob es eine Manxkatze ist oder nicht.«
    »Nicht.«
    »Dann hat die Katze, jawohl, einen Schwanz. Von tragischen Unfällen einmal abgesehen.«
    Er lächelte und schenkte sich einen Becher voll. Bullen müssen telepathische Fähigkeiten besitzen, um sich gegenseitig mitzuteilen, dass es irgendwo frischen Kaffee gibt, denn schon nach wenigen Minuten zog ein nicht abreißender Strom von uniformierten und nicht uniformierten Gesetzeshütern durch mein Büro. Ich stellte die erste Kanne auf die Warmhalteplatte oben auf der Maschine und setzte eine zweite Kanne auf. Bald musste ich die Kannen austauschen und die dritte Ladung Kaffee brühen.
    Das Kaffeekochen hielt mich auf Trab und machte den Polizisten die Nacht ein wenig angenehmer. Irgendwann kam ich tatsächlich dazu, eine zweite Tasse zu trinken. Warum auch nicht, schließlich würde ich in dieser Nacht wahrscheinlich sowieso kein Auge zu tun.
    Ich fragte Detective MacInnes, ob ich meine Mama anrufen dürfe, und er sagte nicht direkt nein, aber er sagte, er sähe es lieber, wenn ich noch ein wenig warten würde, denn so wie er Mütter kenne, würde sie sofort angerast kommen, und er hätte gern den Tatort zuvor gesichert. Nachdem das geklärt war – er verstand eindeutig was von Müttern –, setzte ich mich an meinen Schreibtisch, trank meinen Kaffee und gab mir alle Mühe, das Bibbern zu unterdrücken, das mich immer wieder aus heiterem Himmel überfiel.
    Ich hätte Mom trotzdem anrufen sollen, damit sie angerast kommt und sich um mich kümmert. Die Nacht war übel genug gewesen, oder? Sie sollte noch übler werden.

3
    Ich hätte wissen müssen, dass er auftauchen würde. Immerhin war er Lieutenant bei der Polizei, und in einer eher kleinen Stadt wie unserer – mit rund sechzigtausend Einwohnern – war ein Mord kein Alltagsgeschäft. Wahrscheinlich waren alle Bullen, die gerade Dienst hatten, rund um mein Studio versammelt, und dazu so mancher, der eigentlich keinen Dienst hatte.
    Ich hörte ihn, bevor ich ihn sah, und ich erkannte auch nach zwei Jahren gleich beim ersten Wort das tiefe Timbre und das lebhaftere Tempo, das verriet, dass er nicht immer im Süden gelebt hatte. Zwei Jahre waren vergangen, seit ich das letzte Mal seinen Hinterkopf gesehen hatte. Damals hatte er mich sitzen lassen, ohne mir auch nur »ein schönes Leben noch« zu wünschen, und ich spürte immer noch, wie mein Magen ins Bodenlose sackte, als säße ich in einem Riesenrad, das sich plötzlich rasend schnell abwärts dreht. Zwei beschissene Jahre – und mein Puls sprang immer noch auf ihn an.
    Wenigstens war ich noch in meinem Büro, als ich seine Stimme hörte; er war draußen, wo er zu einem Pulk von Polizisten sprach, weshalb ich mich innerlich stählen konnte, bevor wir aufeinander trafen.
    O ja, wir hatten eine gemeinsame Vergangenheit, Lieutenant J.W. Bloodsworth und ich. Vor zwei Jahren waren wir miteinander ausgegangen – genau dreimal. Seine Beförderung zum Lieutenant war noch ziemlich frisch, höchstens ein Jahr alt, darum war er damals noch Sergeant Bloodsworth gewesen.
    Wer unter uns Frauen ist noch nie einem Mann begegnet, bei dem jeder Instinkt, jedes

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