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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Hormon aufmerkt und anschlägt und dir ins Ohr flüstert: »O mein Gott, das ist er, das ist der Richtige, schnapp ihn dir und zwar SOFORT! «? So war es bei mir gewesen, und zwar gleich beim ersten »Hallo«. Die Chemie zwischen uns war einfach unglaublich. Von unserer ersten Begegnung an – seine Mutter, die Mitglied im Great Bods war, hatte uns miteinander bekannt gemacht – begann mein Herz jedes Mal zu flattern, wenn ich ihn sah, und seines flatterte vielleicht nicht, aber er konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf mich, wie es ein Mann nur tut, wenn er was sieht, was er um jeden Preis haben will, ganz egal, ob es eine Frau oder ein Breitbildfernseher ist, und zwischen uns knisterte regelmäßig ein Spannungsfeld überhöhter Sinneswahrnehmung, das mich jedes Mal leicht elektrisierte.
    Im Rückblick würde ich sagen, dass ich mich fühlte wie eine Motte, kurz bevor sie in die Flamme fliegt.
    Unser erstes Date verflog in einem Rausch der Vorfreude. Unser erster Kuss war eine Explosion. Nur zwei Dinge hielten mich davon ab, gleich bei der ersten Verabredung mit ihm zu schlafen: A) ist es so billig, und B) hatte ich die Pille abgesetzt. Ich gestehe es nur ungern, aber A) war fast wichtiger als B), weil meine tobenden Hormone immerzu kreischten: »O ja o ja o ja! Wir wollen sein Baby! «
    Bescheuerte Hormone. Sie sollten wenigstens abwarten, wie sich die Dinge entwickeln, ehe sie ihren Balztanz aufführen.
    Unser zweites Date war noch intensiver. Das Küssen steigerte sich zu schwerem Petting, bei dem wir uns fast ganz auszogen. Aus dem oben aufgeführten Grund B) zog ich auch diesmal die Notbremse, obwohl er ein Kondom hervorzauberte. Ich traue keinem Kondom, weil Jason während unserer Verlobungszeit eines zum Platzen brachte und ich zwei Wochen lang Blut und Wasser schwitzte, bis meine Tage pünktlich auf die Minute einsetzten. Mein Hochzeitskleid war damals bereit zur letzten Anprobe, und Mom hätte einen Vogel gekriegt, wenn plötzlich meine Taille explodiert wäre. Normalerweise sind mir Moms Vögel egal, weil sie so ziemlich alles wieder in Ordnung bringen kann, aber die Vorbereitungen für eine Riesenhochzeit bringen sogar eine Frau mit eisernen Nerven an den Rand eines Zusammenbruchs.
    Also, kein Kondom für mich, außer zu Unterhaltungszwecken, klar? Ich hatte mir fest vorgenommen, nach meiner nächsten Periode wieder mit der Pille anzufangen, weil ich in die Zukunft sehen konnte und ein nackter Jefferson Wyatt Bloodsworth darin eine große Rolle spielte … fast beängstigend groß sogar. Ich hoffte nur, dass ich so lange durchhalten würde, bis die Pille wirkte.
    Bei unserem dritten Date kam er mir wie ferngesteuert vor. Er war unaufmerksam, nervös und schaute immer wieder auf die Uhr, als könnte er es kaum erwarten, mich loszuwerden. Er beendete das Date mit einem spürbar widerwilligen Schmatz auf meine Wange und spazierte davon, ohne auch nur zu versprechen, dass er mich anrufen würde – was sowieso gelogen gewesen wäre, weil er nämlich nie wieder anrief – oder dass es ein netter Abend gewesen sei oder irgendwas. Und seither hatte ich diesen Drecksack nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    Ich war stinksauer auf ihn, und die zwei Jahre hatten nicht dazu beigetragen, meinen Zorn zu lindern. Wie hatte er eine Beziehung wegwerfen können, die sich so viel versprechend angelassen hatte? Und falls er damals nicht so empfunden hatte wie ich, dann hätte er mir verflixt noch mal nicht die Kleider vom Leib reißen dürfen. Ja, ich weiß, das versucht jeder Macker, und ich bin ihnen auch insgeheim dankbar dafür, aber wenn eine Frau ihre Teenagerjahre hinter sich hat, erwartet sie etwas mehr; sie hofft, dass sich die flache Pfütze des rein sexuellen Notstands vertieft hat zu … mindestens einer tiefen Pfütze, schätze ich. Falls er den Schwanz eingezogen hatte, nur weil ich ihn zweimal hintereinander kurz vor dem Vollzug ausgebremst hatte, dann war ich ohne ihn eindeutig besser dran. Jedenfalls hatte ich nie angerufen, um mich zu erkundigen, was damals los gewesen sei, weil ich so wütend war, dass ich nicht sicher sein konnte, ob ich mich beherrschen können würde. Ich wollte ihn anrufen, sobald ich mich wieder beruhigt hatte.
    Zwei Jahre später hatte ich immer noch nicht angerufen.
    All das ging mir im Kopf rum, als er mit seinen eins neunzig in mein Büro im Great Bods spaziert kam. Seine dunklen Haare waren ein bisschen länger als damals, aber die grünen Augen waren noch dieselben:

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