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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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so, als wäre ich ein Deserteur aus der Vendée.«
    »Nein, lieber nicht.«
    »Ich habe Sie erspäht.« LeBreton deutete vage in Richtung Westen. »Da drüben. Ich renne los, um mich auf Sie zu stürzen. Ich bin groß, ich bin wütend und ich bin gefährlich.«
    »Um sich das vorzustellen, braucht man nicht viel Fantasie. Trotzdem …«
    »Sie rennen keuchend den Hügel hoch, um sich hier irgendwo in den Büschen zu verstecken. Aber ich hole Sie ein. Und sieh mal einer an, was hier herunterhängt.« Er griff nach ihrem Zopf, nahm ihn einfach von ihrer Schulter und schloss seine Hand darum. Zahllose feine, rotbraune Linien überzogen seit dem Kampf mit den Gardisten seine Knöchel. »Ich packe den Zopf … was übrigens jeder Mann tun würde. Sie haben einen unwiderstehlichen Zopf. Was nun? Was machen Sie jetzt?«
    Adrian, der die Straße im Auge behielt, schnaubte.
    »Ich würde versuchen, Sie zu bestechen«, sagte sie.
    »Mir ist nicht danach, mich bestechen zu lassen.«
    »Ich würde mir etwas Schlaues einfallen lassen. Ich würde Ihnen vormachen, dass ich die Frau des Bürgermeisters bin, und so tun, als ob ich ihm zuwinke, während er gerade den Hügel hochkommt. Wenn Sie sich in die Richtung umdrehen, würde ich weglaufen und mich verstecken.«
    »Und wenn ich Sie dann finde?«
    »Wenn Sie die Geschichte nach Ihrer Fasson fortführen wollen, könnte mich jedes nur erdenkliche Unglück treffen. Der Himmel könnte zum Beispiel seine Schleusen öffnen und giftige Kröten herunterregnen lassen. Ich könnte von Bulgaren entführt werden.« Sie mochte es nicht, wenn man sie gegen ihren Willen festhielt, und wenn es auch ein noch so lockerer Griff um ihren Zopf war. Innerlich kochte sie vor Wut. »Na gut. Ich würde Sie schlagen.« Sie sah ihm direkt in die Augen. »Fest. Wahrscheinlich hierhin.« Sie schloss die Hand zur Faust und führte sie langsam nach oben, bis sie an seinem Kinn lag.
    Musste er so lachende Augen haben? Sekunden verstrichen, während sie einander ansahen. Träge verstreichende, wichtige Sekunden. »Da hat sich gerade ein Schmetterling auf mich gesetzt«, meinte er.
    »Ich weiß.« Sie ließ die Hand fallen. »Wenn ich unterwegs auf Banditen treffen sollte, bin ich die Maus unter dem Kutschrad. Das ist die traurige Wahrheit.«
    Sie befanden sich auf dem Hügel oberhalb von Bertilles Haus, in einem Obstgarten, der versteckt hinter einer langen Hecke aus Weißdorn und Erlen lag, welche als Windschutz diente. Adrian hatte sich lang auf einer Pferdedecke ausgestreckt und spähte auf die Ellbogen gestützt mit einem Nachtglas durch eine Lücke im Gebüsch, um zu beobachten, ob jemand Bertilles Häuschen einen Besuch abstattete. Das Nachtglas wurde zusammengeklappt in einem Metallkästchen aufbewahrt, das nach außen hin wie der Griff einer Reisetasche aussah. Solche Gläser fand man auf Marineschiffen, auf Aufklärern, und nicht im Gepäck eines ehrbaren Buchverkäufers. Doch LeBreton gehörte ganz offensichtlich nicht diesem Berufsstand an.
    »Bleiben Sie da stehen, und ich bringe Ihnen bei, eine Maus mit Reißzähnen zu sein.«
    »Ich möchte aber gar keine Reißzähne.«
    LeBreton ließ sich durch ihre Ausweichversuche nicht entmutigen, sondern ignorierte sie einfach und lächelte. Es war nur ein leichtes Zwinkern mit den Augenwinkeln. Der Rest seines Gesichts blieb absolut ungerührt. »Sie werden richtig gefährlich. So. Nehmen wir mal an, ich hätte Sie gerade diesen Hügel hinaufgejagt. Und tun wir so, als hätten Sie gerade keine Wiege parat, was leicht der Fall sein kann, wenn man sich hier draußen aufhält. Was würden Sie … Nein. Darf ich mal?« Er nahm ihre Faust und öffnete sie. »Wenn Sie jemanden schlagen müssen, verstecken Sie Ihren Daumen, damit er nicht wie ein Zuckerrohr abbricht. Machen Sie es so.«
    Sie sah zu, was er für ihren Daumen empfahl. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das richtig ist.«
    »Sie sind eine ganze Menge, Mistress Maggie, aber ein Boxer sind Sie nicht. Also, Sie haben nur eine Chance – wenn Sie verdammt viel Glück haben –, eine einzige Chance, diesen Deserteur umzuhauen.«
    »Oder diesen Banditen. Lassen Sie uns so fair sein und sagen, er könnte ein Bandit sein.«
    »Oder ein Bandit.«
    »Oder ein Dragoneroffizier. Oder vielleicht ein aufdringlicher Knecht. Von denen gibt es immer welche.«
    »Ja, genau. Passen Sie auf. Sie werden sich mit all Ihrem Geschick und Ihrer Klugheit gegen diesen Mann wehren. Er kommt gerade so auf Sie zu.« Er hob die

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