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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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Sie unterhielten sich miteinander, lässig, lachend, bewiesen somit, daß dies für sie eine alltägliche Angelegenheit war, beugten den Bizeps, ließen überhaupt die Muskeln spielen und taten dennoch so, als ließe sie die eigene Gladiatorenparade völlig kalt.
    »Na, los, Burschen, wird sich doch einer finden, der sich Boxhandschuhe anzieht!« brüllte der Ausrufer der Zuschauermenge zu. »Wer wagt eine Runde? Wer Mut hat, gewinnt einen Fünfer!« Seine Worte wurden von den dröhnenden Schlägen einer Pauke begleitet. »Ich!« rief Frank. »Ich - ja, ich will!«
    Pater Ralph versuchte, ihn zurückzuhalten, doch er schüttelte die Hände des Geistlichen von sich ab. Die Zuschauer in unmittelbarer Nähe begannen zu lachen. Franks geringe Körpergröße reizte zum Spott. Man schob ihn nach vorn, eher gutmütig, fast nachsichtig. Einer der acht von der »Truppe« streckte Frank freundlich die Hand entgegen und zog ihn die Stufen hinauf zu sich und den anderen auf dem Laufsteg. Der Ausrufer gab sich sehr ernst. »Lachen Sie nicht, Gents. Er ist zwar nicht gerade groß, doch er hatte als erster den Mut, sich zu melden! Bei einem Kampf entscheidet nicht unbedingt die Größe des Kämpfers, sondern die Größe des Kämpferherzens! Also - wo sind die nächsten Freiwilligen? Was ist mit euch großen, strammen Kerlen dort? Nehmt euch diesen kleinen Burschen als Beispiel! Nun, wie wär’s - sagen wir doch: Wer mit einem von Jimmy Sharmans Truppe über die ganze Distanz geht, bekommt einen Fünfer!«
    Nach und nach meldeten sich weitere Freiwillige. Recht beklommen standen sie, diese jungen Männer, die Hüte in den verkrampften Händen, den Blick zögernd auf die Professionals richtend, auf jene Elitewesen, neben denen sie sich jetzt oben auf den Brettern befanden. Was Pater Ralph betraf, so erfüllte ihn eine brennende Neugier, eine prickelnde Erwartung. Was würde sich da jetzt wohl abspielen? Doch er besann sich, rief sich zur Ordnung. Es wurde wirklich allerhöchste Zeit, Meggie aus dieser Umgebung fortzubringen. Und so hob er sie hoch und machte rasch auf dem Absatz kehrt, um mit ihr davonzugehen. Doch Meggie begann ein Protestgeschrei, das immer lauter und schriller wurde, je weiter er sie schleppte, und natürlich erregte das Aufsehen. Die Leute drehten sich zu ihnen um und starrten. Da jeder hier ihn kannte, war die Situation peinlich und würdelos dazu.
    »Schau, Meggie, ich kann mit dir dort nicht hineingehen. Dein Vater würde mir bei lebendigem Leibe die Haut abziehen, und recht hätte er!« »Ich will bei Frank bleiben, ich will bei Frank bleiben!« schrie, nein, schrillte sie und stieß ihn mit den Füßen und versuchte, ihn zu beißen.
    »Oh, Scheiße!« sagte Pater Ralph.
    Sich ins Unvermeidliche schickend, kehrte er mit ihr um und trat auf den jetzt offenen Zelteingang zu, das nötige Eintrittsgeld nach kurzem Suchen bereits in der Hand. Instinktiv spähte er um sich her, forschte überall, ob sich nicht irgendwo ein Cleary-Gesicht fand. Doch die Jungen versuchten ihr Glück wohl beim Hufeisenspiel oder stopften sich mit Fleischpasteten und Eiscreme voll. Jedenfalls war hier keiner von ihnen zu sehen.
    »Aber mit der Kleinen können Sie doch hier nicht rein, Pater!« sagte der Einlasser schockiert.
    Pater Ralph hob die Augen himmelwärts. »Wenn Sie mir nur verraten können, wie wir sie von hier fortbringen, ohne daß wir die ganze Polizei von Gilly wegen Belästigung eines Kindes auf dem Hals haben, so will ich mich gern entfernen! Aber ihr Bruder ist einer von den Freiwilligen, die sich hier gemeldet haben, und natürlich will sie sich das nicht entgehen lassen - wenn er euern Leuten einen Kampf liefert, daß die wie Amateure aussehen!« Der Einlasser hob die Schultern. »Na ja, Pater, kann mich ja nicht mit Ihnen herumstreiten, nicht? Gehen Sie also rein, aber halten Sie sich mit ihr möglichst abseits, Himmelkreuzund ... um Himmels willen, wollte ich sagen. Nein, nein, Pater, stecken Sie Ihr Geld nur wieder ein, Jimmy würde das nicht passen.«
    Das Zelt war voller Männer und Jungen, die meist so dicht wie nur möglich zum Ring in der Mitte drängten. Pater Ralph fand einen freien Platz ganz hinten an der Zeltwand, wo er mit Meggie bequem stehen konnte. In der Luft hingen Wolken von Tabakrauch, aber auch der aufgewirbelte Staub von Sägemehl, das man wegen des schlammigen Bodens ausgestreut hatte. Frank, der erste Herausforderer des Tages, trug bereits Boxhandschuhe.
    Es ist zwar ungewöhnlich, daß ein

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