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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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bauen?«
    »Wer weiß?« Walkwell bemühte sich hörbar um einen gleichmütigen Ton, aber seine Stimme klang irgendwie merkwürdig, fand Tyler – war er ein wenig betrunken? »Aber wenn sie auf der Farm herumspionieren, werden sie mich kennenlernen.«
    »Lach dir keinen Ärger an, Simos«, sagte Mr. Carrillo. Die beiden entfernten sich im Weiterreden vom Fenster. Tyler schwirrte der Kopf, während er sich die Hände wusch und hinausging. Männer in Anzügen, die sich nach der Farm erkundigten? Alte indianische Geistergeschichten? Er hatte gedacht, sonderbarer, als es war, könnte es nicht mehr werden. Anscheinend hatte er sich geirrt.

    Die am Himmel funkelnden Sterne und das Hufgetrappel des Pferdes begleiteten sie auf ihrem Heimweg zur Farm. Lange sagte niemand ein Wort. Schließlich fragte Lucinda: »Ragnar, wieso sprechen die Carrillos von Geistern auf der Ordinary Farm? Ich glaube nicht, dass sie über die Drachen und so Bescheid wissen, aber ihre Großmutter hat diese Geschichte erzählt von … von …«
    »Dem Ort der Geister«, sagte Tyler. »Sie sagte, es wären Geister unter dem Haus oder so was in der Art.«
    Ragnar nickte, aber eher nachdenklich als zustimmend. »Geister sind gewiss keine unter dem Haus«, sagte er schließlich. »Ich glaube, das darf man getrost behaupten.«
    Lucinda war wieder weggeträumt. Mit leiser Stimme fragte sie: »Wann wird uns Onkel Gideon sagen, was wirklich mit der Ordinary Farm ist?« Tyler war froh, dass ausnahmsweise einmal sie fragte, aber er wusste, dass sie auf die Art nichts erfahren würden.
    Ragnar schüttelte den Kopf. »Damit habe ich nichts zu schaffen, Kind.«
    »Ich hoffe, es sind keine Toten«, sagte Lucinda schläfrig. »Ich hoffe, Oma Paz hat sich darin geirrt. Ich will keinen Toten begegnen müssen.«
    Ragnar zog scharf die Luft ein, sagte aber nichts weiter. Walkwell, der neben ihm saß, gab ein Geräusch von sich, das Tyler zuerst für ein Lachen hielt. Erst als er es zum zweiten Mal hörte, wurde ihm klar, dass der alte Mann leise zu schnarchen begonnen hatte.

16
    HUMPTY DUMPTYS TASCHENTUCH
    S ieht dir gar nicht ähnlich, dass du in die Stadt willst, mein Junge«, sagte Gideon. »Hast du ein Auge auf jemanden geworfen? Die junge Dame am Dairy-Duchess-Stand vielleicht?«
    Colin rang sich ein Lächeln über die plumpen Witzeleien des alten Mannes ab. »Nein, ich würde nur gern etwas einkaufen gehen. Mir ein paar Computerzeitschriften anschauen.«
    »Soso. Na, du darfst natürlich gern mitfahren. Ich werde zwar nichts mit dir unternehmen können – ich habe eine sehr wichtige Besprechung –, aber ein junger Bursche wie du wird gewiss reichlich zu tun finden.« Er sagte das wie die meisten alten Leute in einem Ton, als ob es irgendwie unfair wäre, dass Colin jung war.
    »Ich werde mich zu beschäftigen wissen.«
    »Ja, bestimmt. Wie ich sehe, hast du deine Aktentasche mit – sehr geschäftsmäßig!« Gideon war ebenfalls geschäftsmäßig ausgerüstet, in seinem Fall mit einer großen Kiste, die Ragnar hinten verstaut hatte, wie Colin von einem Obergeschossfenster aus beobachtet hatte. Colin wusste auch, was die Kiste enthielt. Aber er hütete sich, das zu erwähnen.
    »Wo sollen wir dich absetzen?«, fragte Ragnar. Der Hüne war darauf bedacht, dass Colin als erster ausstieg, damit er nicht sah, wo Gideon seine »wichtige Besprechung« hatte. Sie hielten sich für so schlau! Colin hätte beinahe gelacht. »Einfach am Laden. Wo treffen wir uns hinterher … und wann?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich länger als eine Stunde zu tun haben werde«, sagte Gideon. »Wie wär’s, wenn wir uns im Lokal treffen und uns vor der Rückfahrt noch einen Becher Eis genehmigen? Nicht einmal deine Mutter könnte etwas dagegen haben, nicht wahr? Es ist schließlich der Tag nach dem Vierten Juli, da darf man noch ein bisschen feiern.«
    »O ja, Gideon«, sagte Colin, ängstlich bemüht, sich ja keinen Sarkasmus anhören zu lassen, »das wäre toll.«

    Colin wusste genau, wo Gideon hinwollte, weil der Antiquitätenhändler Jude Modesto auf Colins Email angebissen und ihm verraten hatte, wo das Treffen stattfinden sollte – in Gideons »Geheimbüro«.
    Gideon Goldring war keiner, der seine Geschäfte vor den neugierigen Augen von Standard Valley tätigte, und es gab naheliegende Gründe, warum er nicht wollte, dass Modesto (oder sonst jemand) die Tinkerfarm besuchte. Deshalb hatteer vorsichtshalber ein winziges Büro in einem kleinen, halbfertigen

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