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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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Gewerbegebiet, ein paar Blocks von der Hauptstraße entfernt, gemietet. Zum Glück für Colin waren es bis zu Gideons Besprechung noch zwanzig Minuten, und Ragnar und der Alte wollten vorher noch einen Kaffee trinken gehen. Die Einladung, sich ihnen anzuschließen, schlug Colin höflich aus. Als sie Rosie’s ansteuerten, ging Colin in den Gemischtwarenladen und gleich wieder zur Hintertür hinaus. Sobald er außer Sicht war, klemmte er sich seine Aktentasche unter den Arm und sprintete zum Gewerbegebiet.
    Das Gebäude war klein, und außer der Praxis eines Chiropraktikers und einem Trödler, der anscheinend heute geschlossen hatte, waren noch keine anderen Geschäfte eingezogen. Gideons Büro lag im ersten Stock über einer von mehreren leeren Ladenfronten. Colin wartete unten an der Treppe, bis sich sein Atem beruhigt hatte, und tupfte sich den Schweiß von der Stirn, dann ging er nach oben und stieß die Tür auf.
    Wie Colin gehofft hatte, war Jude Modesto ungefragt in Gideons spärlich möbliertes Büro eingetreten und wartete. Die Fettpolster des dicken, rosigen Antiquitätenhändlers quollen über die Lehnen des billigen Bürostuhls, und das Bärtchen, das er am Kinn hatte, ließ ihn nicht so jung und schick erscheinen, wie er es vermutlich annahm. Er wischte sich gerade mit einem Taschentuch den Schweiß ab, wobei ihm die Brille fast bis zur Nasenspitze rutschte. »Sie haben mich ziemlich lange warten lassen«, sagte Modesto ungehalten und musterte Colin von Kopf bis Fuß. »Sieh mal an, Sie sind ja noch ein Junge! Was wollen Sie von mir?«
    Colin war sich der Tatsache deutlich bewusst, dass Gideon Goldring in weniger als einer Viertelstunde durch die Tür kommen würde, bemühte sich aber, nicht gehetzt zu wirken.Er ließ sich in dem breiten Sessel nieder, der wohl gewöhnlich Gideons Platz war, und öffnete seine Aktentasche, hielt dann aber inne und warf dem Antiquitätenhändler einen möglichst strengen Blick zu. »Eine Frage vorab, Modesto. Sind Sie für Ihren Geschmack reich genug?«
    »Was soll der Quatsch?« Modesto rieb sich kräftig die Stirn, als wollte er den Eindruck wegwischen, dass er auf die Art von einem Jugendlichen angeredet wurde. »Ich bin ein sehr angesehener Mann –«
    »Gewiss sind Sie das, aber die Rede ist nicht von angesehen, die Rede ist von reich. Ich frage Sie, ob Sie vielleicht gern richtig reich wären. Genügt es Ihnen, mit Kinkerlitzchen zu handeln, Modesto? Den Mittelsmann für die Leute zu spielen, die wirklich Geld haben? Oder würden Sie nicht lieber im echt großen Stil einsteigen« – Colin hoffte, dass er die harte Nummer nicht überzog: Er hatte sich die ganze Rede aufgeschrieben und sie am Abend davor auswendig gelernt –, »so dass Sie für den Rest des Lebens ausgesorgt haben?«
    »Haben Sie noch alle Tassen im Schrank?« Modesto machte vergebliche Anstalten, von dem niedrigen Stuhl aufzustehen. Er sah aus wie Humpty Dumpty, der jeden Moment von der Mauer fallen konnte. »Hören Sie, junger Mann. Ich habe Ihre Email bekommen und mich einverstanden erklärt, mich mit Ihnen zu treffen. Schön. Ich habe Sie getroffen, und jetzt ziehen Sie lieber Leine. Dass Sie auf der Tinkerfarm wohnen, heißt noch lange nicht, dass Sie etwas haben, das ich –«
    »Ich habe alles«, unterbrach Colin ihn rauh. Die Zeit drängte jetzt, er musste sich beeilen. »Auf die Ordinary Farm werden Sie niemals kommen – das wird Gideon Goldring nicht zulassen. Aber wenn Sie mir helfen, bekommen Sie Zugang zu Dingen, von denen Sie nicht einmal träumen, Dinge, gegen die diese Antiquitäten, die Sie für ihn verkaufen, diese Vasen undObsidianmesser, sich wie billiger Tand ausnehmen. Sie werden sagenhaft reich werden. Sind Sie wirklich ganz sicher, dass Sie daran kein Interesse haben?«
    Jude Modesto starrte ihn an. Humpty Dumptys Taschentuch wurde gezückt, strich mehrmals über das breite, rosige Gesicht. Das Kinn mit dem sandfarbenen Bärtchen zuckte. »Was bieten Sie an? Mich auf das Gelände zu schmuggeln?«
    »Unter keinen Umständen. Aber ich habe in der Tat etwas – möchten Sie wissen, was es ist? Ja oder nein?«
    Modesto musterte ihn finster. »Sie haben fünf Minuten, junger Mann«, sagte der Dicke schließlich. »Reden Sie.«
    »So lange brauche ich nicht«, entgegnete Colin. »Hören Sie zu. Ich werde Ihnen heute etwas geben, und Sie nehmen es mit und lassen es untersuchen. Wenn das geschehen ist, werden Sie ganz wild darauf sein, mit mir zu reden. Sie würden am liebsten

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