Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
Vom Netzwerk:
herunter. Sie hing ihm wie ein groteskes Medaillon am Hals, als er heiser sagte: «Freut mich, Sie zu sehen, Boris», und ein wenig den Kopf hob, um Boris zu gestatten, respektvoll seine Wangen zu küssen.
    «Ja, ich freue mich auch, Sir», erwiderte er. «Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen.»
    «Ja», murmelte Ilja, während er, offenbar schon von diesem kurzen Moment erschöpft, den Kopf auf das Kissen zurücksinken ließ und die Atemmaske wieder hochzog.
    Sandro Nergadse, Iljas Sohn und sein Erbe, der Boris zum Bett gefolgt war, räusperte sich, um die Aufmerksamkeit des Pflegers zu gewinnen. «Lassen Sie uns bitte einen Moment allein.»
    «Fünf Minuten», sagte der Pfleger förmlich. «Ihr Vater braucht Ruhe.»
    «Fünf Minuten», stimmte Sandro mit einem gezwungenen Lächeln zu. Er war höflich für einen Nergadse, aber das hieß nicht, dass er sich von Untergebenen gern Vorschriften machen ließ. Er stellte seinen Aktenkoffer auf den Nachttisch, dann begleitete er den Pfleger zur Tür und schloss sie mit Nachdruck hinter ihm, bevor er ans Bett seines Vaters zurückkehrte. Er postierte sich Boris gegenüber so, dass sein Vater ihr Gespräch mit den Augen verfolgen konnte, auch wenn er zu müde war, um selbst daran teilzunehmen.
    «Also?», fragte Boris. «Was kann ich für Sie tun?»
    Sandro kräuselte die Lippen, ehe er antwortete. «Sie wissen wahrscheinlich besser als jeder andere, dass sich unsere Familie nie über einen Mangel an Feinden beklagen konnte, Boris.»
    Boris nickte. Er war Sandros Sicherheitschef gewesen, bevor trotzdem alles den Bach hinuntergegangen war. «Das ist wahr, Sir.»
    «Seit unserem griechischen … Rückschlag ist alles noch schlimmer geworden.»
    Griechischer Rückschlag , dachte Boris. So heißt das jetzt? Vor gut zwei Jahren, während Ilja Nergadses vom Pech verfolgter Bewerbung um die Präsidentschaft der Demokratischen Republik Georgien, hatte das Wahlkampfteam einen Tipp erhalten, dass der größte verlorene Schatz ihres Volkes, das Goldene Vlies, in Griechenland wiederentdeckt worden sei. Doch ihre Bemühungen, den Schatz ins Land zurückzuholen und damit Iljas sinkender Popularität neuen Auftrieb zu geben, endeten in einem spektakulären Fiasko, das in letzter Konsequenz zum Tod von Iljas Enkel Michail und zur Vernichtung des Geschäftsimperiums und aller politischen Ambitionen der Familie geführt hatte. «Ich verstehe.»
    «Nicht nur sind unsere Feinde mehr geworden», fuhr Sandro fort, «sie sind auch dreister geworden. Sie fürchten uns nicht mehr wie früher. Wir haben die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, wie Sie zweifellos bemerkt haben werden, und wir waren gezwungen, ein Programm zur aktiven Gefahrenüberwachung einzuführen.»
    «Aktive Gefahrenüberwachung, Sir?»
    Sandro wies mit einer Handbewegung zu den Verandatüren und dem herrlichen Blick, der sich über Baumwipfel hinweg auf das Schwarze Meer bot. «Es ist das verdammte Internet», sagte er. «Heutzutage ist es für unsere Feinde ein Kinderspiel, sich Informationen über uns zu beschaffen. Sie laden Satellitenaufnahmen unserer Immobilien und Ländereien herunter. Sie durchsuchen Berichte über öffentliche Veranstaltungen nach unseren Namen. Sie prüfen die Archive lokaler Zeitungen. Sie zerreißen sich den Mund darüber, welche Autos wir fahren, welche Flugzeuge und Yachten uns gehören. Und das alles sicher und bequem von zu Hause aus.» Er wandte sich wieder Boris zu. «Aber es geht auch andersherum, vor allem, wenn man die richtigen Leute anheuert.»
    Boris nickte. Die Nergadses hatten nie gezögert, Geld für ihre Sicherheit auszugeben. «Was Sie zweifellos getan haben.»
    «Wir haben verschiedene Websites und Chatrooms eingerichtet», berichtete Sandro, «und dort die Art von vertraulichen Informationen gestreut, nach denen sich unsere Feinde die Finger lecken. Einige davon sind sogar echt. Wir sorgen dafür, dass diese Plattformen schwer zu finden sind, sodass nur die engagierteren unserer … Fans sie entdecken. Wir überwachen sie und achten dabei vor allem auf Nutzer, die öfter darauf zugreifen. In den meisten Fällen entpuppen sie sich als Journalisten oder Geschäftskonkurrenten. Lästig, jedoch ungefährlich.»
    «Aber nicht immer?», meinte Boris.
    Sandro öffnete seinen Aktenkoffer und entnahm ihm ein einzelnes, gefaltetes Blatt Papier. «Einer der beharrlichsten Nutzer gehört zu einem britischen Bergungsunternehmen namens MGS», sagte er. «Relativ kleine Firma, nur fünfzehn

Weitere Kostenlose Bücher