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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Verderben. Ich war da, zu jener bitteren Stunde. Das Untier hat deinen Vater umgebracht, vor meinen Augen, an einem Tag wie diesem, als sie flogen, als die Welt im Feuer unterging … Er war verletzt und konnte keine Gegenwehr mehr leisten. Ich sah zu, wie der Drache ihn verbrannte …« Merina verstummte, sie musste sich sammeln, um weiterreden zu können. » Harlon hat unzählige von ihnen getötet. Sie sind klug genug, um zu wissen, was das bedeutet. Um im Gegenzug seine Brut zu vernichten, für jeden ihrer Artgenossen, den er erschlagen hat. Das ist dein Schutz, Linn, was du da um den Hals trägst. Jahrelang hat dein Vater diese Kette umgehabt, deshalb konnte ihm nichts passieren, und als er sie abnahm – für dich –, hat er sein Ende besiegelt.«
    Linn schwirrte der Kopf. So viel ergab endlich einen Sinn. Versteck dich, rief die Stimme, die sie ihr ganzes Leben lang begleitet hatte. Versteck dich … und sie duckte sich unter den fliegenden Leibern, das Rauschen der Flügel in den Ohren …
    » Wenn Linn die Kette nicht abgenommen hat, warum haben sie dann angegriffen?«, wollte Merok wissen.
    » Die Drachen müssen dich verschonen, immer noch«, sagte Merina müde. » Solange du die Kette trägst. Aber sie lieben den Tod und die Zerstörung und das Feuer. Sie werden alles vernichten, was dir wichtig ist. Sie werden deine Welt in Schutt und Asche verwandeln, bis nichts mehr davon übrig ist. Wenn sie dich nicht töten können, werden sie so lange weitermachen, bis du dir wünschst, du wärst tot, und deinen einzigen Schutz abnimmst.« Sie hob den Kopf und blickte ihre Tochter an mit diesen stahlblauen Augen, aus denen man Schwerter hätte schmieden können.
    » Warum habe ich dich denen da draußen aus den Klauen gerissen? Ich weiß es selbst nicht. Für uns alle wäre es besser, du lebtest nicht mehr. Ich frage mich, womit wir diesen Aufschub bezahlen müssen.«
    Linn wünschte sich, sie könnte sich so klein machen, dass niemand sie sah. Erst recht nicht ihre Mutter, die sie anstarrte, als wäre sie das Verderben selbst. War sie das nicht auch? Die Drachen waren ihretwegen gekommen. Was spielte es da noch für eine Rolle, dass sie keine Zauberin war, die sie gerufen hatte?
    » Ich bin schuld«, flüsterte sie. » Dass Rinek da oben liegt … und Binia … und all die vielen Toten. Ich bin schuld?«
    » Ja«, sagte Merina unbarmherzig. » Das bist du.«
    » So ein Unsinn«, widersprach Lester. Er legte Linn den Arm um die Schulter. » Was kann Linni denn dafür, wer ihr Vater war und was er getan hat? Nichts, gar nichts. Warum um alles in der Welt hast du denn nie etwas gesagt, Merina? Wir hätten den Vogt bitten können, uns Schutz zu gewähren …«
    » Gegen Drachen?« Die Müllerin lachte wieder auf. » Es gibt kein Mittel gegen diese Ungeheuer. Nur das da.« Sie zeigte auf Linns Ausschnitt. » Ein magischer Gegenstand, der sie schützt und uns in Gefahr bringt. Was soll der Vogt denn bitte schön tun? Den König anflehen, uns die Drachengarde zu schicken? Er hat schon genug getan, als er uns erlaubt hat, hier zu wohnen, obwohl er um die Gefahr weiß.«
    Jetzt endlich verstand Linn, warum ihre Mutter den Landesherrn stets verteidigte und seinen Namen mit Ehrfurcht aussprach. So vieles hatte sie nicht gewusst, nicht einmal geahnt. Der Raum schien sich um sie zu drehen wie ein übergroßes Mühlrad …
    » Magische Artefakte sind verboten«, flüsterte Merok ängstlich. » Wenn das rauskommt …«
    » Willst du lieber, dass die Drachen uns heimsuchen?«, fuhr Merina ihn an.
    » Dann müssen wir hier wegziehen«, sagte Lester.
    » Sie haben Linn einmal gefunden, sie werden sie wieder finden. Ein Mädchen, das die Klappe nicht halten kann! Das ständig von Drachen faseln muss! Du hast es ihnen wirklich leicht gemacht, Linn.«
    Das war so unfassbar ungerecht, dass Linn erst einmal keine Worte fand.
    » Aber … sie haben mich nicht gefunden. Er hat immer gewusst, wo ich bin. Die ganze Zeit. All die Jahre …«
    » Was?«, fragte Merina. » Wer?«
    » Der rote Drache. Er ist hier gewesen, die ganze Zeit.«
    Merina fasste sich an die Stirn. » Oh Arajas – warum hast du denn nichts gesagt, du dummes Kind?«
    » Das habe ich ja ständig! Du wolltest es bloß nie hören!«
    Ihre Mutter starrte sie verwirrt an. » Aber ich dachte … deine Erinnerungen, wie die Drachen fliegen …«
    Es hatte keinen Zweck. Merina würde nie zugeben, dass sie nicht richtig zugehört hatte. Erst jetzt wurde Linn bewusst, dass es

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