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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Schwertgriff.
    Der Drache neigte den Kopf. Seine Augen schienen zu brennen, ein Teich glühender Lava.
    » Wo?«, fragte er. » Wo ist sie?« Die Stimme aus der fremdartigen Kehle knisterte und zischte.
    » Ihr bekommt sie nicht, so viel steht fest.« Wenigstens blieb ihm diese letzte Genugtuung, sie zu verhöhnen. » Wenn ihr mich tötet, erfahrt ihr es nie.«
    Der Drache zögerte einen Moment, den der Mann sofort nutzte. Er sprang nach vorne und hieb das Schwert quer über das gewaltige Kinn, von dem lange Barten herabhingen. Heißes Blut sprudelte aus der Wunde und ergoss sich auf den Fels. Der Drache brüllte. Dann riss er das Maul so weit auf, dass der Mann ihm bis ins Innere des Rachens blicken konnte, dorthin, wo die winzige bläuliche Feuerkugel zu einem mächtigen Ball wuchs.
    Er versuchte noch zu fliehen, ein halbherziger Versuch, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Obwohl der Schmerz glühend durch sein Bein schoss, drehte er sich um und rannte los, aber gleich darauf spürte er, wie sich die Zähne um seinen Leib schlossen. Der Drache riss ihn hoch und schwenkte den Kopf hin und her. Dem Ritter vergingen beinahe die Sinne, doch gleichzeitig war er sich auf groteske Weise seiner Situation bewusst. Er sah die Reihe der Hauer aus seinem Fleisch aufragen, fremde weiße Knochen, die nicht zu ihm gehörten. Zwischen seinen Rippen, aus seinem Bauch, aus seinem Bein. Auf einmal wurde es unmöglich zu atmen. Blut füllte seine Lunge, er schmeckte es in seinem Mund. Der Schmerz war zu groß, um ihn zu fühlen.
    Das war es also, dachte er, fuhr mit dem frei baumelnden Schwertarm herum und trieb die Klinge so weit er konnte in den Schädel des Drachen. Aber meine Familie habt ihr nicht gefunden. Und sie werdet ihr niemals bekommen.
    Als Nächstes fiel der Ritter. Blut färbte sein Gesichtsfeld. Er kämpfte sich auf die Knie und sah den Drachen mit einem markerschütternden Schrei über die Felsen taumeln. Sofort stürzten sich die beiden anderen auf den Verletzten. Der Hieb einer krallenbewehrten Pranke riss ihm den halben Schädel auf. Er fiel nach vorne und wunderte sich darüber, dass Sterben so leicht war. Der zweite Drache schmetterte ihn mit dem dornenbewehrten Schweif gegen die Felswand. Knochen brachen; er wollte gar nicht wissen, welche. Benommen blinzelte er mit dem einen Auge, das ihm noch geblieben war, aber er konnte nichts erkennen außer dem Grau der Steine. Direkt vor ihm in einer Spalte wuchs etwas, ein kleiner grüner Spross mit zarten Blättern.
    Ich sterbe.
    Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Er hatte ihn in Kauf genommen, mit allen seinen Entscheidungen, seinen Taten, trotzdem war es eine Überraschung, dass der Zeitpunkt nun tatsächlich da war. Er wusste nicht, ob das Rauschen, das er hörte, in seinen Ohren dröhnte oder ob es die Drachenflügel waren.
    Stille kehrte ein.
    Ein einzelner Gedanke flatterte durch seinen Geist, ein Falter, vom Licht angezogen, das bereits irgendwo in der Ferne aufleuchtete.
    So kann es nicht enden.
    Durch den roten Nebel fand dieser Gedanke sein Ziel, vereinigte sich mit seinem unbeugsamen Willen.
    Nein. So kann es nicht enden.
    Unendlich langsam, mit einer Anstrengung, die alles übertraf, kämpfte der Ritter sich hoch. Schließlich stand er, mit beiden Händen auf den Schwertknauf gestützt. Er atmete keine Luft mehr. Nur noch die Stille.
    Dann durchdrang ein ohrenbetäubendes Kreischen die Wirklichkeit. Ein Schrei, der den Himmel in tausend Teile zerriss. Der Sterbende versuchte, Blut und Schweiß und Tränen fortzublinzeln. Der Drache fiel aus dem Licht. Er war rot wie die untergehende Sonne und genauso strahlend, herrlich und wild. Ein Drache, wie es keinen zweiten gab. Er landete auf dem Gestein; das Vibrieren seiner Macht floss in Wellen von ihm fort. Auf dem unteren Vorsprung kam der Helm ins Schaukeln und rollte über die Steine. Scheppernd schlug er gegen die Felswand. Einmal, zweimal, dreimal und tauchte dann ins weiche Grün.
    Der Mann hustete, dickes Blut floss ihm über die Lippen. Er schwankte, als er die Waffe hochriss, die Klinge nach oben gerichtet.
    » Nicht am Boden«, sagte er. Die Worte waren kaum zu verstehen, in Blut und Schmerz gebadet. » Ich will aufrecht sterben, so, wie ich gelebt habe.«
    Der Drache bäumte sich auf und breitete die Flügel aus. Wie ein Gott aus Feuer ragte er über dem Ritter auf, gleißendes rotes Licht tanzte auf seinen Schuppen. Er warf den Kopf in den Nacken, und eine gewaltige Flamme schoss

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