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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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von der aufgebrachten Menge aufgehalten worden war, würden ihn seine Leibwächter rasch freiboxen. Jeden Augenblick konnten sie hier auftauchen.
    Zögernd ging er die Treppe wieder hinunter.
    » Nicht fündig geworden?«, flüsterte Rinek. » Wie wäre es, wenn wir auf den Kerl warten und ihn an einen Stuhl binden oder so?«
    Die Ziege würde ihnen nie im Leben irgendetwas verraten. Nival seufzte. Sie mussten gehen, unverrichteter Dinge. Da fiel sein Blick auf den abgetretenen Teppich im Flur. Der Läufer war lange nicht so schön wie die exquisiten Teppiche in den anderen Zimmern. Er bückte sich und hob eine Ecke an – darunter befand sich eine Luke, sorgsam in die Bodenbretter eingelassen.
    » Die meisten Häuser hier haben einen Keller.«
    » Beeilt Euch«, flüsterte Rinek.
    Nival wollte die Klappe öffnen, scheiterte jedoch am Vorhängeschloss. Er mühte sich ab, den Draht einzufädeln, aber ob es nun an der Eile lag oder ob immer noch das Gift der Schlange von Jagor in seinen Adern kreiste, mit seinen klammen Fingern spürte er jedenfalls kaum etwas.
    » Wenn Ihr freundlicherweise zur Seite gehen könntet.« Mit einem Ruck ließ Rinek den Krückstock auf das Schloss hinunterkrachen. » Bitte schön.«
    » Warum haben die Soldaten eigentlich nicht versucht, Euch zum Heeresdienst einzuziehen?«, fragte Nival. Er vergaß zu flüstern – jetzt kam es sowieso nicht mehr darauf an. Wenn hier irgendwo jemand in unsichtbarem Zustand schlief, war er sowieso inzwischen wach. » Ihr hättet Khanat schon längst erobert, schätze ich, einfach indem Ihr das Tor eingetreten hättet.«
    Rinek grinste. » Beeilt Euch.«
    Nival kletterte die Stufen hinunter und leuchtete den Raum aus. Kein dunkler, feuchter Vorratskeller, sondern ein Lager – hohe Regale, in denen sorgsam beschriftete Krüge standen.
    Caness.
    Nachtglanz.
    Heilsalbe.
    Blindnebel.
    In einem Schrank fanden sich Mörser, Waage, Hackbretter und diverse Gläser und Brenner.
    Die Ziege hatte offenbar Schirdans Zauberwerkstatt übernommen – das hier waren eindeutig die Utensilien eines Magiers. Wenn der Herr der Hinterhofkämpfe nicht sogar selbst magisch tätig war. Konnte das sein? Dass die Ziege ein Zauberer war, der die Unterwelt mit diesen nützlichen Mitteln ausgestattet hatte? Wie überaus praktisch. Nival bezweifelte, dass er es hier bloß mit einem hasserfüllten Wettunternehmer zu tun hatte, der eine Rechnung mit einem unzuverlässigen Kämpfer hatte begleichen wollen. Chamija hatte Jikesch gegenüber zugegeben, dass sie mit jemandem aus der Stadt zusammenarbeitete.
    Nival griff sich eine kleine Kiste, um einzupacken, so viel hineinpasste.
    Als ein Poltern ertönte, fuhr er herum. Da stürzte Rinek auch schon kopfüber die Luke hinunter. Es gelang ihm gerade noch, eine Sprosse zu fassen zu bekommen und den Fall abzubremsen, doch die Krücke schleuderte in hohem Bogen gegen das Regal. Krüge und Töpfe fielen krachend zu Boden, eine Wolke aus Staub hüllte Nival ein. Zischend schlug eine Stichflamme aus der Öllampe.
    Einer von Zieges bulligen Aufpassern beugte sich oben an der Treppe über die Kelleröffnung, sein hämisches Grinsen schien in der Luft zu hängen.
    » Du bist so was von tot, du Krüppel«, höhnte er und machte sich daran, die Luke zu schließen. Nival griff nach Rineks Stock. Trotz seiner Schwäche verlieh ihm die Angst Flügel, und er sprang beinahe die Sprossen hinauf; gerade bevor der Deckel sich schloss, schob er die Krücke hindurch und traf die Beine des Mannes. Der Kerl taumelte rückwärts und fiel schwer gegen die Vase, die Nival beim Eintreten so bewundert hatte. Niemand fing das kostbare Stück auf, als es von seinem Sockel stürzte, und Scherben flogen durch den Raum.
    » Wo bist du?«, schrie der Leibwächter der Ziege.
    Der Mann stierte wild umher, schien Nival, der kaum ein paar Schritte von ihm entfernt stand, aber nicht wahrzunehmen.
    Dieser verharrte mitten in der Bewegung und erlaubte sich einen Augenblick des Nachdenkens. Ohne seine tödlichen Schuhe, ohne irgendeine andere Waffe konnte er wohl kaum mit diesem bärenstarken Gegner fertigwerden. In seinem geschwächten Zustand war er auch nicht mehr so schnell und gewandt wie sonst; er war ja schon froh, dass er sich wieder einigermaßen normal bewegen konnte. Die Krücke war hinter dem Mann gelandet, an die kam er nicht heran. Deshalb brauchte er etwas anderes, womit er den Feind rasch außer Gefecht setzen konnte. Vorsichtig bückte er sich nach einer

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