Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
Ehre genug. Aber wenn dieser Drache zu den vier Ungeheuern gehörte, die ihre Heimat zerstört hatten, konnte niemand ernsthaft erwarten, dass sie zu Hause blieb!
» Ich …«, begann sie.
» Habt Ihr etwas an meiner Auswahl auszusetzen?« Der Prinz hatte sich diesmal einen Trupp aus erfahrenen Kriegern und ein paar Neulingen zusammengestellt – keine schlechte Mischung, musste sie zugeben.
» Nein, natürlich nicht. Aber …«
» Lasst Euch nicht provozieren«, formten Okanions Lippen – jedenfalls vermutete sie das, denn die linke Hälfte seines Mundes konnte er nicht bewegen.
» Beim letzten Mal durfte ich auch schon nicht mit«, hörte sie sich sagen. War sie nicht eben noch fest entschlossen gewesen, sich nicht zu beschweren? » Ich hatte gehofft, dass ich diesmal eine Chance bekomme. Dieser Drache …«
» Ihr müsst noch viel lernen«, unterbrach Arian das Mädchen und grinste breit. Er schien nur darauf gewartet zu haben, dass sie Einwände erhob.
» Aber ich …«
» Gehorsam«, betonte er. » Wir können diese Ungeheuer nur besiegen, wenn wir zusammenarbeiten und jeder sich an die Regeln hält.«
» Das werde ich tun«, beteuerte Linn. » Wirklich!«
» Gerade eben«, freute sich der Prinz, » habt Ihr mir bewiesen, dass Ihr noch nicht so weit seid. Kein anderer Ritter hat seinen Unmut geäußert – weder diejenigen, die bei diesem Einsatz ihr Leben riskieren werden, noch die anderen, die zum Schutz Lanhannats zurückbleiben. Der Großteil des Gardelebens besteht aus Warten und Wachen. Haltet Ihr etwa die Stadt des Königs nicht für schützenswert?«
» Doch«, murmelte sie kleinlaut und senkte den Kopf, damit er die Wut in ihren Augen nicht sah.
Auch wenn Arian durchaus ein paar gute Eigenschaften besaß – im Moment wäre ihr allerdings auch unter Folter keine einzige eingefallen –, Dankbarkeit gehörte jedenfalls nicht dazu. Sonst hätte er nicht jede Gelegenheit genutzt, um sich dafür zu rächen, dass sie den Drachen getötet hatte, für den er von seinem Vater geehrt worden war. Arian war Brahans Erbe, der letzte Nachkomme des legendären Helden, des Mannes, der seine Braut aus der Drachengrube befreit hatte, um sie im Triumph nach Hause zu bringen. Mit Brahans Krönung zum König von Schenn hatte vor achthundert Jahren die Zeitrechnung begonnen, und niemand sonst – außer den Göttern – wurde so verehrt, höchstens noch Laran, Brahans ältester Sohn, der den Großen Krieg beendet hatte, indem er Bor-Chain von Tijoa tötete und das Wüten der Drachen beendete. In Arian steckte, so schwer es auch zu glauben war, ein wenig von Brahan, und wie jeder aus dieser Familie hatte er die Chance, Larans Heldentaten zu wiederholen.
Was war Linn dagegen? Bloß die Tochter eines verbannten Verräters.
Aber das ist mein Drache! Er gehört mir!
Die Drachenjägerin biss die Zähne zusammen, um nicht mit ihrem Protest herauszuplatzen, als sie mit den anderen Rittern in den Hof hinaustrat, wo die ausgewählten Jäger sich zum Auszug bereitmachten. Die Diener schmückten sechs stolze Streitrösser. Ein Pulk aus Knappen und Mägden wimmelte um die Garde herum und bereitete alles vor. Auch Chamija stand dabei, den Pelz um die Schultern geschlungen. Es war empfindlich kalt, ihre Wangen waren gerötet, und jeder Zweite beobachtete lieber sie statt die Drachenjäger.
Wenn ich jetzt sofort losreiten würde, über den Pass, statt die Gebirgsstraße entlang, könnte ich vor ihnen allen in Quintan sein, dachte Linn. Aber die Zeiten waren vorbei, als sie heimlich den Drachenjägern gefolgt war, um einen Kampf zu sehen. Sie und Jikesch. Endgültig vorbei.
» Ein Drache! Weh, weh, ein Drache!«
Eine violett gekleidete Gestalt rollte an den Zuschauern vorbei und sprang auf. Kleine Glöckchen klingelten an den Zipfeln der goldenen Mütze, als der Narr des Königs die Arme in die Luft reckte und schrie: » Ein Drache! Oh ihr gnädigen Götter, sie reiten los und haben sogar Bratspieße dabei! Welch ein Mahl für ein schuppiges Untier – Ritter in Eisen!«
» Verschwinde«, sagte der Prinz ungnädig und wollte dem Narren einen Fußtritt versetzen. Doch dieser wich behände aus, schlüpfte unter dem Schimmel des Hauptmanns hindurch und schnellte auf der anderen Seite wieder in die Höhe.
» Gebraten! Gebratener Ritter! Nach welchem Rezept wird der Drache kochen? Nach dem königlichen Pastetenrezept, mit Kräutern und Speckwürfelchen gewürzt, Ritter in Zwiebeln und Knoblauch?«
» Hau ab!«, schimpfte
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