Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
Ruhe!«, befahl Arian. » Ihr müsst Euch irren, Bote. Das kann nicht sein, Khanat hat keine Chance gegen uns. Die Götter sind auf unserer Seite! Wir sind Brahans Erben. Es kann doch nicht sein … Oh ihr Götter! Und das am Laranstag!«
Der König rang sichtbar um Fassung. » Waffenlos«, stammelte er, » marschierte Brahan in die Drachengrube, denn die Götter … die Götter … waren mit ihm. Wir werden die Drachenjäger aussenden, gegen die Drachen. Wir holen unsere Soldaten nach Hause. Wir werden … nein.« Ein paar Fürsten stützten Pivellius, als er wankte. » Kein zweiter Drachenmond!«
Auf einmal ertönten Schreie in der Menge, und zahlreiche Hände zeigten nach oben. » Da! Da ist einer!«
Auch Jikesch blickte hinauf und duckte sich unwillkürlich.
» Ein Drache! Die Götter stehen uns bei, ein Drache!«
Der blaugrüne Drache verschmolz beinahe mit dem Himmel, hoch oben war er kaum mehr als ein schillernder Fleck mit Flügeln, aber die Menschen heulten vor Entsetzen auf.
» Nein«, stöhnte der König, als hätte ihn der nächste Schlag getroffen, » nicht jetzt! Nicht hier!«
» Und wer«, erklang eine andere Stimme, laut und klar, » sollte das verhindern – Brahans Erben?« Ein Mann schob sich durch die Menge auf das Podest zu. Die Umstehenden wichen zur Seite, um ihn vorbeizulassen, dabei war er unscheinbar in einen schlichten Mantel gekleidet. Er trat vor den König, und nicht nur Jikesch erschrak, als er das Gesicht erkannte: Das war Nexin, der Assistent des Botschafters, der aus Tijoa gekommen war.
» Ihr!«, rief der Prinz und fasste Mut. » Was wollt Ihr denn hier? Mir erklären, wieso es in der Ebene schiefläuft, obwohl es ausdrücklich zu unserem Bündnis gehört, dass wir die Freien Städte bekommen?«
» Oh, seid versichert, nichts läuft schief«, versicherte der Mann. » Ist dies nicht der Laranstag? Wartet Ihr nicht auf Nachrichten, und habt Ihr sie nicht soeben vernommen? Euer Heer ist eingekesselt. Die Drachen machen Euch einen Strich durch die Rechnung. Doch seid Ihr nicht so stolz auf Euer Erbe, stammt Ihr nicht von Brahan ab, dem die Drachen nichts antun durften? Schickt sie fort. Sollten sie Euch nicht gehorchen, wie sie Laran gehorcht haben?«
» Drachen gehorchen niemandem«, sagte Arian und blickte finster nach oben. Auch wenn die gewöhnlichen Menschen schützend die Hände über den Kopf hielten – ein Drachenjäger wie er blieb kühl und gefasst im Angesicht der Gefahr. Mit Sicherheit, dachte Jikesch freudlos, verschafft sich unser boshafter Prinz heute Respekt bei seinem Volk. » Was tut Ihr hier? Warum unterbrecht Ihr unser Fest?«
» Oh, ich störe es keineswegs«, erwiderte Nexin. » Man könnte sogar sagen, ich bin ein Bestandteil dieses Festes. Vielleicht sollte ich mich jedoch zuerst vorstellen: Mein Name ist Scharech-Par, König von Tijoa.«
Arian wurde bleich. Pivellius löste sich von seinen Fürsten und trat empört vor. » Ihr seid … Wie könnt Ihr es wagen!«
» Was?«, fragte Scharech-Par. » Herzukommen, ohne Gefolge? Brauche ich denn ein bewaffnetes Heer, um mir zu nehmen, was mir gehört? Die Menschen hier lieben Euch, weil Ihr Brahans Erbe seid. In direkter Linie stammt Ihr von Hieron ab, dem Sohn Sanakas, Brahans Tochter. Doch lange genug hat diese Linie ihre völlige Unfähigkeit bewiesen. Es ist an der Zeit, dass die Krone an die wahren Erben Brahans zurückgeht.«
» Wer sollte das sein?«, fragte Pivellius höhnisch, während Arian noch blasser wurde.
Jikesch ahnte, was jetzt kam. So wie der Prinz hatte er nicht daran geglaubt, dass Chamija die Wahrheit gesagt hatte.
» Ich«, sagte der Tijoaner. » Auch ich stamme in direkter Linie von Eurem Heiligen Brahan ab. Ich bin Larans Erbe. Ist heute nicht ein guter Tag, um herzukommen, in diese Stadt, die auf mich wartet?«
» Nein!«, rief Arian. » Nein, das ist eine Lüge! Ihr seid aus Tijoa! Ihr lügt. Nie und nimmer stammt Ihr von Laran ab!«
» Oh doch«, sagte Scharech-Par, » ich kann es sogar beweisen. Wem werden die Drachen gehorchen – Euch oder mir? Diese Stadt, dieses Schloss und dieser Thron gehören Larans Erben – das verkündet Ihr Jahr für Jahr. Seit Hunderten von Jahren singt dieses Volk davon, wem es in Wahrheit dienen will. Hier bin ich, und ich fordere Euch heraus, König Pivellius.« Er wandte sich an den König, der vor Wut mit seinem Stab Löcher ins Podest schlug. » Wer kann den Drachen befehlen – Ihr oder ich? Natürlich soll kein Kampf den heutigen
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