Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
niederen Schreiberin?«
» Sie ist eine Prinzessin aus Tijoa«, widersprach der Prinz. » Wie ich seit gestern weiß. Ist das nicht eine wundervolle Überraschung?«
Der König musterte Chamija voller Verachtung und marschierte zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um. » Ich dulde dieses Weibsstück nicht in meinem Schloss«, sagte er. » Wirf sie raus, oder ich tue es selbst.«
Nur Jikesch bemerkte den glühenden Hass in Chamijas Augen. Der Prinz starrte auf seine Schuhe, dann richtete er den gequälten Blick auf die blonde Frau.
» Es tut mir leid.«
» Du magst nicht für mich kämpfen, nicht wahr?« Sie strich ihm über das dunkle Haar, eher wie eine Lehrerin als wie eine Geliebte. » So wie du für niemanden eintreten willst. Aber keine Sorge, ich kann für mich selbst einstehen.«
» Er hat recht«, flüsterte Arian. » Es muss Wellrah sein. Die alten Traditionen …«
» Sind nichts mehr wert«, behauptete Chamija. » Was nützt dir das, wenn Scharech-Par vor deinen Toren steht?« Sie seufzte. » Es ist einiges nicht ganz so gelaufen, wie es sollte. Verdammt, warum konntest du Linnia die Kette nicht abnehmen? Wenn ich sie hätte, würde alles anders aussehen … Ich kann nicht zulassen, dass die Drachen siegen. Scharech-Par jetzt herauszufordern wird Krieg bedeuten. Er weiß ganz genau, was er davon zu halten hat, wenn ich ihn vor den Kopf stoße und dich heirate. Aber ich bin bereit, es zu riskieren. Wir können immer noch gewinnen, es fehlen nur ein paar Kleinigkeiten, an denen ich gerade arbeite.«
Jikesch raffte all seinen Zorn zusammen, seine ganze blinde Wut, die sich in ihm aufgestaut hatte. Er krallte die Finger um das kleine, scharfe Obstmesser, das auf dem Tisch lag, und schleuderte es durch den Raum. Die Klinge zischte durch die Luft auf ihr Ziel zu, als hätte jemand auf Chamijas Rücken einen goldenen Kreis gemalt – und traf.
Er war nicht einmal enttäuscht, als das Messer klirrend zu Boden fiel, als sei es gegen eine Wand geprallt. Wusste er denn nicht, dass es nicht so einfach war?
Gleichzeitig war ihm, als hätte er immer schon gewusst, dass er eines Tages eine Grenze überschreiten würde, die ihn in ein Land bringen würde, aus dem es keine Wiederkehr gab, ein Land namens Du-bist-verloren-im-Dunkeln.
» Was war das?«, fragte Arian verwundert. » Hast du das gehört?«
Chamija drehte sich zu Jikesch um. Sie war unverletzt, ihr Lächeln eisig und kalt, als sie sich bückte und das Messer aufhob. Arians Verwirrung beachtete sie nicht einmal. » Netter Versuch«, sagte sie. » Ich sollte jetzt böse auf dich sein, aber das bin ich nicht. Es ist nur die Bestätigung dessen, was ich bereits über dich weiß. Dieser Zorn, mein Lieber, wird dich dorthin tragen, wo du hingehörst.« Sie wandte sich wieder an Arian. » Scharech-Par wird schon bald sein wahres Gesicht zeigen. Er wird seine Drachen auf die ganze Welt hetzen, wenn wir ihm nicht Einhalt gebieten. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich brauche die Kette! Kannst du Linnia nicht etwas dafür bieten, das sie haben will? Weit kann sie noch nicht sein.«
Arian wandte sich schroff ab. » Ich werde nicht mit dir über diese Frau reden. Nie wieder. Sprich ihren Namen nicht mehr in meiner Gegenwart aus. Und jetzt muss ich mich umziehen für die Festtagsprozession. Die Feierlichkeiten für den Laranstag beginnen bald.«
Wie immer war die ganze Stadt geschmückt. An jeder Straßenecke erzählte ein Barde die Geschichte vom Heiligen Brahan. Kinder, in glitzernde Umhänge gehüllt und mit aufwändig gestalteten, riesigen Köpfen aus Schweinsblasen, spielten Drachengrube. Gaukler tanzten und musizierten auf den Straßen, doch vergebens hielt Jikesch Ausschau nach seiner Familie. Er hatte gewusst, dass sie nicht kommen würde, und war zugleich enttäuscht und erleichtert. Denn er musste sich auf das konzentrieren, was er tun wollte. Heute. Lange genug hatte er es hinausgezögert; wenn er noch länger wartete, würde Chamija am Ende die Sache selbst in die Hand nehmen.
Jikeschs Herz klopfte heftig, während er auf die Prozession der Garde wartete. Den ganzen Tag über fanden kleinere Festumzüge statt, die durch die engen Gassen zogen und jeden Fußbreit Boden segneten, denn natürlich konnte der König nicht durch alle Straßen gehen. Deshalb nahmen die Bewohner der Stadt die Segnung der kleineren Gässchen und Abzweigungen in die eigene Hand. Kaufleute streuten Süßigkeiten aufs Pflaster. Die Wäscherinnen wanderten geschlossen mit
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