Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
tausend Wörter, die alle irgendwie durcheinandergeraten sind. Was tun wir heute?«
» Wir sollten nachsehen, was unsere Gastgeber so treiben, und herausfinden, wie wir nach Steinhag gelangen. Hoffentlich geht es auch ohne Geier. Und dann müssen wir die übereifrigen Drachendiener irgendwie loswerden.«
» Das wird kein Problem. Sie sind so bemüht, mir zu gefallen, dass ich mir da keine Sorgen mache.« Er sprang aus dem Bett und schlüpfte in seine Kleider.
Sie zwang sich dazu wegzusehen. Wir sind nur Freunde. Manchmal etwas mehr … fast … und manchmal nur das, und sollte es nicht genügen?
Das würde es nie.
Sieh nicht hin. Du kennst diesen Körper, viel zu gut kennst du ihn, aber sobald er sich daran erinnert, warum, werden ihn die Schatten wieder einholen.
Linn trat ans Fenster, das schmal in den Fels gehauen war und den Blick aufs Tal gewährte. Sie befanden sich nicht so weit oben, wie sie gedacht hatte – gestern waren es ihr wie tausend Stufen vorgekommen. Ein Geier flog vorüber, auf dem Rücken einen grau gekleideten Felsmann – vielleicht auch eine Frau, so rasch konnte sie das nicht erkennen.
Auf einem Tischchen fand sie einen Handspiegel und eine Bürste. Nival sah andächtig zu, wie sie sich durch die Haare fuhr.
» Offen stehen sie dir viel besser als der Zopf.«
» Dabei gibt es hier niemanden, den es interessiert, ob ich eine Narbe am Hals habe oder nicht.« Auf einmal dachte sie: Wir haben so viel miteinander durchgemacht. Haben wir es nicht verdient, dass wir ein bisschen verwöhnt werden? Kann nicht auch einmal etwas leicht sein? Kann nicht ein einziges Mal etwas gut ausgehen?
Linn legte das weiche Gewand an, dessen graue Farbe ihr vielleicht nicht schmeichelte, das aber angenehm auf der Haut lag. Nival, ebenfalls bereit, drückte ihre Hand.
» Dann mal los, meine Zauberin«, rief er munter. » Verzaubern wir diese Steinleute mit unserem Charme. Ich bin sogar bereit, dieses grässliche Küken zu füttern, wenn ich dadurch etwas erfahre.«
Sie traten in einen leeren Gang hinaus. Linn hatte sich den Weg gemerkt; es war nicht weit bis zum Saal, in dem sie am vergangenen Tag gespeist hatten.
Hariza war damit beschäftigt, den Tisch zu decken, was Linn wunderte, da sich Anführer normalerweise für solche Tätigkeiten zu schade waren.
» Ah, ihr seid da«, begrüßte sie die beiden. » Ich hoffe, ihr habt eine angenehme Nacht verbracht.« Sie wechselte in die Sprache der Drachen, in der Nival ihr freundlich antwortete.
» Sie fragt, ob du ihr eine Kostprobe deines Könnens geben magst. Wenn ich damit einverstanden bin.«
» Was?«
Hariza lächelte entschuldigend. » Bitte verzeiht diesen ungewöhnlichen Wunsch.«
Nival setzte sich und zog den silberfarbenen Teller näher zu sich heran. » Das ist in der Tat … ungewöhnlich. Ich denke nicht, dass ich das erlauben werde. Wir müssen sparsam umgehen mit unseren Mitteln.«
Linns Herz schlug schneller. Natürlich konnte sie nichts vorführen. Hoffentlich gab die Felsfrau sich mit der Absage zufrieden.
Hariza füllte ihre Becher mit klarem Wasser. » Nur ein ganz kleiner Zauber … das sollte doch möglich sein?«
» Ich sagte nein.«
Die Höchste Fliegerin beugte sich vor und sprach Linn direkt an. » Ihr tragt nichts bei Euch, womit man zaubern könnte. Diese Gewänder stammen von uns, sie besitzen keine Taschen, in denen man Schuppen oder Pulver aufbewahren kann. Ihr habt überhaupt nichts mitgebracht. Warum nicht? Welcher Magier kommt mit leeren Händen?«
» Ich … habe alles verbraucht«, stammelte Linn, aber sie hielt dem scharfen Blick der anderen Frau stand.
» Ihr geht ins Moor und bringt Euch in Lebensgefahr, schlimmer noch, Ihr bringt einen Drachen in Gefahr! Was seid Ihr bloß für eine Zauberin? Die anderen, die ich kennengelernt habe, waren weitaus mehr um ihren Herrn besorgt. Chamija hätte, wenn sie denn überhaupt durchs Moor gekommen wäre, eine Brücke unter ihren Händen entstehen lassen oder ein Boot aus einem Stück Holz gezaubert. Ich kenne auch Wea – nie und nimmer würde sie dem König zumuten, durch den Sumpf zu schwimmen oder auf den Rücken eines Geiers zu steigen. Wo sind Eure Drachen? Warum kommt Ihr nicht über die Berge geschwebt, wie es angemessen wäre?«
Linn fand den Tonfall Harizas alles andere als angemessen. War sie gestern nicht noch unterwürfig und übertrieben höflich gewesen?
» Ich weiß noch nicht lange, wer ich bin«, sagte Nival. Seine Stimme warb um Glauben, um
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