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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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und sie konnte nichts sehen außer dem Mädchen mit dem Kopftuch.
    » Linn!« Binias helle, frohe Stimme übertönte den Wind. » Du bist da!«
    » Natürlich ist sie da«, meinte der Drachenkönig, als hätte er nie daran gezweifelt. » Wie könnte sie sich das entgehen lassen – zuzusehen, wie du geheilt wirst, mein Kind?« Er wandte sich an Linn, die stehengeblieben war, außerhalb des Rings der Felsleute.
    Vielleicht konnte sie immer noch davonrennen. Vielleicht konnte sie ihn dazu bringen, Binia gehen zu lassen, und wenn Rumariza seinen Geier rief, konnte wenigstens das Mädchen fliehen.
    » Nun, wo ist die Schuppe?«, fragte der König spöttisch. » Wenn du sie bei dir hättest, hätte ich ihre Macht längst gespürt.«
    » Sie existiert, aber sie muss erst noch gefunden werden.«
    » Ist das so? Oder denkst du dir das gerade aus?«
    » Wäre ich hier, wenn es nicht so wäre?«, fragte sie zurück. » Warum hätte ich nach Steinhag kommen sollen, wenn nicht, um danach zu suchen?«
    » Wo ist sie?«, fragte er, und nicht einmal seine ruhige Art konnte die wilde Gier in seiner Stimme verbergen.
    » Schick Binia zu mir, dann sage ich es dir.«
    » Was tust du denn da?«, fragte Binia bestürzt. » Warum stellst du ihm Bedingungen? Er ist unser König!«
    » Ich schicke sie zu dir«, sagte Scharech-Par, ohne auf das Mädchen zu achten. » Doch zuerst lasse ich sie heilen, wie ich es versprochen habe. Du bist an der Reihe.«
    Er nickte Miri zu, die an Binia herantrat und ihr das Kopftuch abnahm. Sie zog ihr den Überwurf über die Schultern, und während das Mädchen ihn über der Brust zusammenraffte, entblößte die Zauberin den verbrannten roten Rücken.
    Sie nahm die rote Schuppe und legte sie Binia auf die Schulter – vielleicht um des dramatischen Effekts willen, denn aus ihrem Gewand holte sie nun einen Tiegel und verstrich die Salbe auf dem vernarbten Gewebe, wobei sie unablässig vor sich hin murmelte.
    Es konnte nicht sein – oder etwa doch? War Miri so stark, dass es reichte, so zauberkundig, dass sie wusste, was sie da tat?
    Linn hielt den Atem an, als eine Felsfrau mit einer Schüssel Wasser näher trat und Binias Rücken und Kopf mit einem Tuch abwusch. Darunter kam helle, makellose Haut zum Vorschein. Keine Spur von Narben. Keine Überreste von Wunden. Und auf dem Kopf der Schimmer von blondem Haar. Es wuchs so schnell, dass man zusehen konnte, es spross wie Gras aus der genesenen Haut und floss über den geheilten Rücken, und als Binia sich umdrehte, war sie wie verwandelt – ein Mädchen, schöner als der Sonnenaufgang. Miri zog die Kleider wieder zurecht, und Binia lachte, riss die Arme in die Höhe und richtete sich auf – ein Mensch ohne Schmerzen, vollständig geheilt. Linn starrte sie an. Binia drehte sich wie im Tanz, und Scharech-Par fing sie mitten in der Drehung, seine Hände legten sich an ihre Wangen, streichelten ihr goldenes Haar, er drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, und dann – es geschah so schnell, dass Linn nicht glauben konnte, was sie da sah – machte er eine rasche Bewegung, es gab einen Ruck, und Binia fiel zu Boden wie eine Marionette, der jemand die Fäden durchgeschnitten hatte.
    » Ergreift sie«, sagte er kalt. » Wir haben lange genug gespielt.«
    Der Tag zersprang in tausend Stücke. Linn schrie. Sie schrie so laut, dass sie selbst nichts anderes mehr hörte, dass ihr Schrei von den Bergen zurückhallte und sie betäubte. So schnell war sie bei Scharech-Par, mit einigen wenigen Sprüngen, dass die Felsmänner, die nach ihr griffen, zu spät kamen. Linn hechtete ihm an die Kehle, immer noch schreiend, und grub ihre Nägel in sein Fleisch. Sie war unbewaffnet, aber in diesem Moment wurde alles an ihr zu einer Waffe, sie selbst war ein Schwert, eine Klinge, die nichts als töten wollte. Sie warf den König zu Boden, sie hob die Faust, um sie ihm ins Gesicht zu schlagen, um dieses Lächeln zu zerschlagen, dieses kühle Lächeln. Ja, er lachte. Er lachte immer noch, als die Felsmänner sie zurückrissen. Fünf oder sechs von ihnen waren dafür nötig. Sie merkte es gar nicht, die unzähligen Arme, die sich um sie legten. Nur dieses Lachen, das sich mit ihren Schreien mischte. Es klang wie etwas, das er gelernt hatte, als hätte ihm irgendjemand erzählt, es diente dazu, Freude auszudrücken. Aber in seiner Stimme war keine Freude, nicht einmal über seinen Triumph.
    Nur Verachtung.
    Scharech-Par rappelte sich auf, rieb sich den Hals, stieß Binias zerbrochene

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